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Kopfschmerz und HIV – Wechselwirkung mit Medikamenten und weiteren Infektionen abklären

Kopfschmerzen sind neben gastrointestinalen Beschwerden das häufigste Symptom bei HIV-Infizierten. Die meisten berichten von einer bitemporalen dumpfen Symptomatik, die weitgehend dem klassischen Spannungskopfschmerz entspricht, schreibt Professor Dr. Stefan Evers, Krankenhaus Lindenbrunn in Coppenbrügge. Aber die Auslöser können variabel sein.
Der primäre HIV-assoziierte Kopfschmerz tritt typischerweise in den ersten bzw. akuten Erkrankungsmonaten auf, die genaue Ursache ist noch unklar, vermutet wird u.a. eine aseptische Meningitis. Außerdem gilt Kopfschmerz als Leitsymptom der durch HIV ausgelösten Vaskulopathie oder kann die Folge von Vasospasmen oder Aneurysmenrupturen sein (sekundärer Schmerz).
Standardmedikamente reichen mitunter nicht aus
Behandelt werden HIV-assoziierte Manifestationen mit einfachen Analgetika – Ibuprofen, Naproxen, Paracetamol – den Empfehlungen für Spannungskopfschmerz folgend. Laut Prof. Evers sind auch Antidepressiva wie Amitriptylin (50 mg/d) möglich. Liegt eine Pleozytose vor, rät er zu einer zweiwöchigen Steroidtherapie (z.B. Prednison 100 mg). Aber Vorsicht, Schmerzmittel können die Wirkung antiviraler Medikamente verändern, z.B. verstärkt Indometacin die Toxizität von Zidovudin (Azidothymidin, AZT).
Nicht immer bekommt man die Patienten mit den Standardmitteln kopfschmerzfrei. Manchmal helfen zusätzliche Massagen oder Balneotherapie, in anderen Fällen muss die Medikation angepasst werden. Haben Patienten eine Suchtanamnese, scheuen sich aber viele Ärzte, potentere Schmerzblocker zu verordnen, aus Angst, damit langfristig eine (neue) Abhängigkeit zu verursachen. Prof. Evers rät, Patienten im Zweifelsfall an Schmerzspezialisten zu überweisen, um ihnen die adäquate Therapie nicht vorzuenthalten.
Migränetherapie bei HIV-Positiven
- Triptane sind Antimigränemittel der Wahl.
- ASS hat bei HIV-Positiven mit Thrombopenie oder Koagulopathie nichts mehr im Medikamentenschrank zu suchen.
- Klassische Ergotamine können die HIV-assoziierte Vaskulopathie drastisch verschlechtern, v.a. wenn zusätzlich Proteaseinhibitoren eingenommen werden.
Quelle: Evers S et al. Nervenheilkunde 2020; 39: 551-556; DOI: 10.1055/a-1162-5356
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