Kopfschmerz und HIV – Wechselwirkung mit Medikamenten und weiteren Infektionen abklären

Dr. Barbara Kreutzkamp

Der primäre HIV-assoziierte Kopfschmerz tritt typischerweise in den ersten bzw. akuten Erkrankungsmonaten auf. (Agenturfoto) Der primäre HIV-assoziierte Kopfschmerz tritt typischerweise in den ersten bzw. akuten Erkrankungsmonaten auf. (Agenturfoto) © iStock/filadendron

Klagen HIV-Patienten über Kopfschmerzen, sind diese oft virusbedingt und gutartig. Dennoch sollte man auch nach anderen Ursachen, wie z.B. eine Kryptokokkose, suchen.

Kopfschmerzen sind neben gastrointestinalen Beschwerden das häufigste Symptom bei HIV-Infizierten. Die meisten berichten von einer bitemporalen dumpfen Symptomatik, die weitgehend dem klassischen Spannungskopfschmerz entspricht, schreibt Professor Dr. Stefan Evers, Krankenhaus Lindenbrunn in Coppenbrügge. Aber die Auslöser können variabel sein.

Der primäre HIV-assoziierte Kopfschmerz tritt typischerweise in den ersten bzw. akuten Erkrankungsmonaten auf, die genaue Ursache ist noch unklar, vermutet wird u.a. eine aseptische Meningitis. Außerdem gilt Kopfschmerz als Leitsymptom der durch HIV ausgelösten Vaskulopathie oder kann die Folge von Vasospasmen oder Aneurysmenrupturen sein (sekundärer Schmerz).

Standardmedikamente reichen mitunter nicht aus

Behandelt werden HIV-assoziierte Manifestationen mit einfachen Analgetika – Ibuprofen, Naproxen, Paracetamol – den Empfehlungen für Spannungskopfschmerz folgend. Laut Prof. Evers sind auch Antidepressiva wie Amitriptylin (50 mg/d) möglich. Liegt eine Pleozytose vor, rät er zu einer zweiwöchigen Steroidtherapie (z.B. Prednison 100 mg). Aber Vorsicht, Schmerzmittel können die Wirkung antiviraler Medikamente verändern, z.B. verstärkt Indometacin die Toxizität von Zidovudin (Azidothymidin, AZT).

Nicht immer bekommt man die Patienten mit den Standardmitteln kopfschmerzfrei. Manchmal helfen zusätzliche Massagen oder Balneotherapie, in anderen Fällen muss die Medikation angepasst werden. Haben Patienten eine Suchtanamnese, scheuen sich aber viele Ärzte, potentere Schmerzblocker zu verordnen, aus Angst, damit langfristig eine (neue) Abhängigkeit zu verursachen. Prof. Evers rät, Patienten im Zweifelsfall an Schmerzspezialisten zu überweisen, um ihnen die adäquate Therapie nicht vorzuenthalten.

Migränetherapie bei HIV-Positiven

  • Triptane sind Antimigränemittel der Wahl.
  • ASS hat bei HIV-Positiven mit Thrombopenie oder Koagulopathie nichts mehr im Medikamentenschrank zu suchen.
  • Klassische Ergotamine können die HIV-assoziierte Vaskulopathie drastisch verschlechtern, v.a. wenn zusätzlich Proteaseinhibitoren eingenommen werden.

Kopfschmerzen können auch als Nebenwirkung der HIV-Behandlung auftreten. Unter den neueren antiretroviralen Substanzen kommt es dazu aber nur noch sehr selten. Sofort die Arznei wechseln muss man deswegen übrigens nicht, meist legen sich die Beschwerden nach einigen Wochen, schreibt Prof. Evers. Aber auch andere bei HIV-Patienten eingesetze Therapeutika (Trimethoprim, Fluconazol, Amphotericin, Methotrexat) können einen Medikamentenkopfsschmerz induzieren. Symptomatische Cephalgien durch opportunistische Infektionen, z.B. Kryptokokkose oder Toxoplasmose, sind mittlerweile relativ selten. Mittels Liquoranalyse, Druckmessung und Bildgebung ausgeschlossen werden sollten sie dennoch. Mit Letzterem lassen sich auch Hirnnervenausfälle (Fazialisparesen) abklären, die durch raumfordernde Prozesse entstehen können. Das HIV-spezifische primäre ZNS-Lymphom – häufig mit einer Epstein-Barr-Virus-Infektion assoziiert – oder eine idiopathische intrakranielle Hypertonie kommen ebenfalls als Auslöser in Betracht. Behandelt wird ein symptomatischer Schmerz kausal, d.h. antibiotisch, chemotherapeutisch bzw. via Druckentlastung durch Lumbalpunktion. Zerebrale Ödeme sprechen auf Kortikosteroide (z.B. Prednison 20–30 mg/d) an, so Prof. Evers.

Quelle: Evers S et al. Nervenheilkunde 2020; 39: 551-556; DOI: 10.1055/a-1162-5356

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Der primäre HIV-assoziierte Kopfschmerz tritt typischerweise in den ersten bzw. akuten Erkrankungsmonaten auf. (Agenturfoto) Der primäre HIV-assoziierte Kopfschmerz tritt typischerweise in den ersten bzw. akuten Erkrankungsmonaten auf. (Agenturfoto) © iStock/filadendron