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Langzeitergebnisse der GIM2-Studie zur adjuvanten Chemotherapie veröffentlicht

Im Jahr 2003 war einerseits noch unklar, ob Frauen mit einem Hochrisiko-Brustkrebs von der Behandlung mit Fluorouracil zusätzlich zu Epirubicin, Cyclophosphamid und Paclitaxel (FEC-P) profitieren. Andererseits wurde kontrovers diskutiert, inwiefern eine dosisdichte adjuvante Chemotherapie gegenüber der Standardapplikation Prognosevorteile bringt, schreiben Kolleg:innen um Prof. Dr. Lucia Del Mastro vom IRCCS Ospedale Policlinico San Martino in Genua.1 Die Forschenden gingen diesen Fragen in der randomisierten GIM2-Studie nach (s. Kasten).
Nun liegt die finale Analyse nach median 15,1 Jahren vor, die im Wesentlichen die Ergebnisse der ersten Auswertung nach einem medianen Follow-up von sieben Jahren bestätigt: Hinsichtlich des krankheitsfreien Überlebens (DFS) und des Gesamtüberleben (OS) ergab sich kein signifikanter Vorteil von Fluorouracil zusätzlich zu EC-P. Das dosisdichte Applikationsschema verbesserte dagegen im Vergleich zum Standardintervall das DFS (HR 0,77; p = 0,0004) und das OS (HR 0,72; p = 0,0004). Eine Post-hoc-Analyse bestätigte den Nutzen der dosisdichten Chemotherapie zudem in allen anhand des Hormonrezeptor- und des HER2-Status gebildeten Tumorsubgruppen.
Fluorouracil ohne Prognosevorteil
Angesichts dieser Ergebnisse empfehlen die Autor:innen, im Zuge der adjuvanten EC-P-Chemotherapie des frühen, nodal positiven Mammakarzinoms auf Fluorouracil zu verzichten, da es keinen Prognosevorteil bietet, aber die Toxizität erhöht. Durch die dosisdichte Verabreichung der Chemotherapie seien dagegen langfristige Prognosevorteile zu erzielen.
Design der GIM2-Studie
2.091 Patientinnen mit einem operablen, nodal positiven frühen Mammakarzinom nahmen teil. Sie erhielten 1:1:1:1 randomisiert
- eine EC-P-Chemotherapie mit traditionellem Zyklusintervall, d.h einer Applikation alle drei Wochen,
- zusätzlich Fluorouracil (Applikation alle drei Wochen) oder
- eine dosisdichte EC-P- bzw. FEC-P-Chemotherapie mit jeweils auf zwei Wochen verkürzten Zyklusintervallen.
Seit im Jahr 1976 erstmals eine randomisierte Studie zur Zulassung einer adjuvanten Chemotherapie führte, bilden Zytostatika eine wichtige Säule der Brustkrebsbehandlung, schreiben Dr. Stefania Morganti und Prof. Dr. Sara Tolaney vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston.2 Allerdings wurde mittlerweile das initiale „One-Size-Fits-All“-Prinzip zugunsten eines personalisierten – nach dem klinisch-pathologischen, aber auch nach dem molekulargenetischen Rezidivrisiko gerichteten – Ansatzes verlassen.
Unter diesem Aspekt muten die 20-Jahres-Ergebnisse der GIM2-Studie antiquiert an – eine unreflektierte Chemotherapieeskalation über alle Mammakarzinom-Subtypen hinweg erscheine anachronistisch. Dennoch lassen sich aus den Daten wichtige Informationen für die moderne Tumortherapie ableiten, meinen die Kommentatorinnen. Unter anderem gibt die Studie einen seltenen Einblick in die Langzeitnebenwirkungen von Zytostatikabehandlungen: Beispielsweise unterschieden sich die dosisdichte und die konventionelle Chemotherapie weder hinsichtlich der Häufigkeit von Sekundärmalignomen noch der chemotherapieinduzierten Amenorrhö oder Todesfällen ohne Tumorrezidiv.
Quellen:
1. Del Mastro L et al. Lancet Oncol 2022; 23(12): 1571-1582; DOI: 10.1016/S1470-2045(22)00632-5
2. Morganti et al. Lancet Oncol 2022; 23(12): 1482-1484; DOI: 10.1016/S1470-2045(22)00685-4
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