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Lebenslänglich Antidepressiva

Durch eine längere Einnahme von Antidepressiva fühlen sich viele Patienten so weit stabilisiert, dass sie einen Auslassversuch erwägen. Nach Absetzen der Medikamente muss jedoch mit einem Rezidiv gerechnet werden, wie eine Untersuchung belegt.1 An der randomisierten Doppelblindstudie nahmen 150 Hausarztpraxen in Großbritannien teil.
Höheres Risiko nach mehrmaligen Episoden
478 Patienten (im Schnitt 54 Jahre, 73 % Frauen) erhielten Citalopram, Sertralin, Fluoxetin oder Mirtazapin. Alle hatten sich unter der Medikation so gut erholt, dass ein Absetzen der Pharmaka vertretbar war. Etwa die Hälfte wurde daraufhin schrittweise auf Placebo umgestellt, die übrigen nahmen ihre Medikation weiter.
Das Ausschleichen der Antidepressiva verdoppelte das Rezidivrisiko: Nach einem Jahr erlitten 39 % der kontinuierlich mit Antidepressiva behandelten Patienten, aber 56 % derjenigen, die die Medikamente abgesetzt hatten, einen Rückfall. Besonders gefährdet waren dabei Personen mit drei oder mehr vorangegangenen Erkrankungsepisoden.
Engmaschiges Monitoring ratsam
Die Ergebnisse im Hinblick auf verschiedene sekundäre Endpunkte wiesen prinzipiell in dieselbe Richtung: Das Ausschleichen der Medikation ging erwartungsgemäß mit Entzugserscheinungen einher. 39 % der Placebo-Patienten entschieden sich im Verlauf für die erneute Medikation.
Nach einer ersten depressiven Episode, so heißt es in einem Kommentar zu der Studie, kann nach frühestens sechs Monaten Remission ein Ausschleichen erwogen werden. Bei stärkerer Vorbelastung ist hingegen eine lebenslange Pharmakotherapie zu empfehlen.2 Da allerdings selbst unter der Medikation Rückfälle auftreten können, ist ein engmaschiges Monitoring in jedem Fall wichtig.
Quellen:
1. Lewis G et al. N Engl J Med 2021; 385: 1257-1267; DOI: 10.1056/NEJMoa2106356
2. Jackson JL. N Engl J Med 2021; 385: 1327-1328; DOI: 10.1056/NEJMe2111447
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