Leiter der EMPA-KIDNEY-Studie sieht Benefit der SGLT2-Hemmer

Angela Monecke

„Die Albuminuriebestimmung in der Hausarztpraxis ist so wichtig“, betont Prof. Dr. Christoph Wanner, Leiter der Nephrologie am Universitätsklinikum Würzburg. „Die Albuminuriebestimmung in der Hausarztpraxis ist so wichtig“, betont Prof. Dr. Christoph Wanner, Leiter der Nephrologie am Universitätsklinikum Würzburg. © jarun011 – stock.adobe.com; Designer/gettyimages; ukw.de

Wie gut schützen SGLT2-Hemmer die Nieren? Die international vor allem von der Nephrologie mit Spannung erwarteten Ergebnisse der EMPA-KIDNEY-Studie wurden Anfang November bei der Kidney Week 2022 der amerikanischen Nierengesellschaft (ASN) vorgestellt. Wir sprachen mit Studienleiter Prof. Dr. Christoph Wanner, Würzburg, über die neuen Erkenntnisse zu Empagliflozin.

Im März ist die EMPA-KIDNEY-Studie wegen der positiven Effekte von Empagliflozin (Jardiance®) vorzeitig gestoppt worden. Deren Ergebnisse wurden im November in den USA vorgestellt. Welche CKD-Patient*innen profitieren besonders? 

Prof. Dr. Christoph Wanner: Der primäre Endpunkt – Verringerung der Progression der Nierenerkrankung (Anmerk. d. Redaktion: terminales Nierenversagen, renal bedingter Tod, anhaltende eGFR-Abnahme auf < 10 ml/min/1,73 m2 oder eGFR-Abnahme um ≥ 40 %) und des kardiovaskulären Todes – wurde mit einer 28-prozentigen relativen Risikoreduktion erreicht. Das Interessante ist: Dieses Ergebnis spannt sich über alle Subgruppen und ist relativ konsistent. Das gilt auch bei einer Nierenfunktion bzw. glomerulären Filtrationsrate von unter 30 ml/min/1,73 m². Hier zeigte sich die gleiche Risikoreduktion, der gleiche Benefit über die gesamte Range der Albuminurieausscheidung. Das heißt: Wir blicken auf eine ziemlich breite Population von Menschen mit einer Nierenfunktion von über 20 ml/min/1,73 m² und alle Spannen der Albuminurie – auf fast alle Patient*innen in ambulanter Behandlung, mit oder ohne Diabetes.

Eine große Überraschung ist der positive Ausgang von EMPA-KIDNEY ja nicht, nachdem schon die beiden SGLT2-Hemmer Dapagliflozin und Canagliflozin ihren klinischen Nutzen bei Patient*innen mit CKD bewiesen haben. Die Studien dazu mussten ebenfalls vorzeitig beendet werden. Was ist diesmal anders? 

Prof. Dr. Christoph Wanner: Das Spektrum der eingeschlossenen Patient*innen ist bei EMPA-KIDNEY breiter als in den beiden vorangegangenen Studien. Bei über der Hälfte der Teilnehmenden lag kein Diabetes mellitus vor. Die häufigsten CKD bei EMPA-KIDNEY waren diabetische Nephropathien, glomeruläre und hypertensive bzw. renovaskuläre Erkrankungen. 

Welche Erkenntnisse gibt es zu den wichtigsten sekundären Zielen – kardiovaskulärer Tod, Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz, Hospitalisierung und Tod jeder Ursache? 

Prof. Dr. Christoph Wanner: Die Verringerung weiterer wichtiger sekundärer Endpunkte wie Krankenhausaufenthalte wegen Herzinsuffizienz, kardiovaskulärem Tod oder Gesamttodesfällen war statistisch zwar nicht signifikant, die Aussagekraft wegen der geringen Zahl der beobachteten Ereignisse jedoch eingeschränkt. Betrachtet man also z. B. deren Anzahl im kardiovaskulären Endpunkt, ist diese natürlich geringer. Insgesamt gehen wir hier aber von einer gewissen Konsistenz aus: In der Zusammenschau mit allen anderen Trials würde man sehen, dass der SGLT2-Hemmer auch bei Herzinsuffizienz oder kardiovaskulärem Tod wirkt, obwohl bei diesen Subgruppen im sekundären Endpunkt nur eine nominale, also keine statistische Signifikanz, erreicht werden konnte. Dies ist sicher noch zu diskutieren. Hier muss man die Limitationen sehen: Subgruppen sind nicht ausreichend gepowert. Sehr gut ist, dass sich die Hospitalisierungsrate, unabhängig von der Klinikeinweisung, signifikant um 14 % reduziert hat. Das konnte man schon in der EMPA-REG-OUTCOME-Studie sehen.

Empagliflozin wurde eigentlich zur Therapie des Typ-2-Diabetes entwickelt und wird inzwischen auch bei chronischer Herzinsuffizienz angewendet. Der SGLT-2-Hemmer wirkt insulinunabhängig, senkt die Nüchtern- und postprandialen Blutglucosespiegel und führt zur Gewichtsabnahme und Blutdrucksenkung. Liegen hierzu schon Ergebnisse aus dem Studienkollektiv der EMPA-KIDNEY vor?

Prof. Dr. Christoph Wanner: Gewichtsabnahme und Blutdrucksenkung haben sich auch in dieser Studienpopulation gezeigt und lagen in ähnlichen Bereichen wie in den vorangegangenen Studien.  

Welche genaueren Aussagen lassen sich zu den Nierenerkrankungen treffen, die durch Diabetes verursacht wurden (diabetische Nephropathie) bzw. zu Nierenschädigungen anderer Ursache? 

Prof. Dr. Christoph Wanner: In der EMPA-KIDNEY Studie wurden ja, wie erwähnt, nicht nur Patient*innen mit einer diabetischen, sondern in mehr als der Hälfte der Studienteilnehmenden auch Patient*innen mit einer nicht-diabetischen Nierenerkrankung, sprich mit glomerulären und hypertensiven bzw. renovaskulären Erkrankungen, behandelt. In beiden Patientengruppen wurde der primäre Endpunkt signifikant und konsistent reduziert.

Über die Hälfte der eingeschlossenen Nierenkranken ohne Diabetes 

6.609 Personen mit einer chronischen Nierenerkrankung (CKD) nahmen an der EMPA-KIDNEY Studie teil. Im März wurde sie wegen der positiven Effekte von Empagliflozin (Jardiance®) vorzeitig beendet. Für die Studie führte man die Patient*innen  nach Zufallszuteilung einer Behandlung mit Empagliflozin (10 mg/Tag) oder Placebo zu. Das Spektrum der Teilnehmenden war breiter als in den beiden vorangegangenen SGLT2-Hemmer-Studien zu Dapagliflozin (DAPA-CKD)  und Canagliflozin (CREDENCE). Bei über der Hälfte lag kein Diabetes vor. Die häufigsten chronischen Nierenerkrankungen waren diabetische Nephropathien (31 %), glomeruläre (25 %) und hypertensive bzw. renovaskuläre Erkrankungen (22 %). Unter der Behandlung mit Empagliflozin (Jardiance®) verringerte sich das Risiko eines Fortschreitens von CKD oder kardiovaskulärem Tod signifikant um 28 % im Vergleich zu Placebo. Die EMPA-KIDNEY-Studie wurde von  Boehringer Ingelheim und Eli Lilly and Company unterstützt.

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„Die Albuminuriebestimmung in der Hausarztpraxis ist so wichtig“, betont Prof. Dr. Christoph Wanner, Leiter der Nephrologie am Universitätsklinikum Würzburg. „Die Albuminuriebestimmung in der Hausarztpraxis ist so wichtig“, betont Prof. Dr. Christoph Wanner, Leiter der Nephrologie am Universitätsklinikum Würzburg. © jarun011 – stock.adobe.com; Designer/gettyimages; ukw.de