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Leptospirose: Aus der Kanalisation gekrochen

Hohes Fieber bis 42 °C, abdominelle Schmerzen und wässrige Diarrhöen mit Stuhlfrequenzen von über 20 pro Tag führen einen 49-jährigen Kanalarbeiter in die Notaufnahme. Vorerkrankungen sind nicht bekannt. Bei der körperlichen Untersuchung finden die Ärzte keine pathologischen Auffälligkeiten. Die Laborwerte zeigen jedoch eine deutliche Entzündungskonstellation mit einer Leukozytose, einem stark erhöhten CRP von 326 mg/l sowie einem erhöhten Procalcitonin von 27 µg/l. Transaminasen sind leicht, Kreatinkinase ist stark erhöht.
Alle übrigen Untersuchungen fallen bis auf eine mäßige Splenomegalie von 13,4 cm, eine Cholezystolithiasis und eine leichte Steatosis hepatis unauffällig aus. In Stuhl- und Urinkulturen wachsen keine Keime. Die behandelnden Ärzte entschließen sich zu einer kalkulierten Antibiotikatherapie mit Ceftriaxon 2 g einmal täglich. Rasch geht es dem Patienten wieder gut, sodass er entlassen wird und wieder arbeiten kann.
Typischer zweiphasiger Krankheitsverlauf
Nach zwei Wochen stellt er sich erneut in einer Klinik vor, diesmal bei Dr. Thomas Theo Brehm vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und seinen Kollegen. Starke Muskel- und Gelenkschmerzen – vorwiegend lumbosakral und in den Hüften – quälen den Mann nun. Erneut finden die Kollegen nichts außer erhöhten Entzündungsparametern. Diesmal können sie serologisch IgM-Antikörper gegen Leptospiren nachweisen – und eine symptomatische Behandlung einleiten.
Dieser typische zweiphasige Verlauf kennzeichnet die (meldepflichtige) Infektion mit Leptospira interrogans. Nach einer Inkubationszeit von 7 bis 14 Tagen kommt es zu einer Akutphase, an die sich nach einer kurzen Pause von etwa einer Woche die Immunphase anschließt (s. Kasten). Bei Letzterer sorgt die Immunreaktion für etwaige Organschäden und nicht die Bakterien selbst.
Mögliche Symptome der zwei Krankheitsphasen
- hohes Fieber
- grippeähnliche Allgemeinsymptome, Muskel- und Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen
- Bindehauthyperämie, ggf. mit konjunktivalen Einblutungen
- Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Diarrhöen
- ikterische Hepatitis
- akutes Nierenversagen
- Meningitis, Meningoenzephalitis
- pulmonale Hämorrhagien
Quelle: Brehm T. Hamburger Ärzteblatt 2019; 4: 32-34
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