Mammakarzinom: Zwei Studien verschiedene Ergebnisse

Brigitte Gonschorowski, Foto: thinkstock

Die SWOG Studie bringt andere Ergebnisse als die FACT-Studie. Welchen Stellenwert hat Anastrozol plus Fulvestrant als First-line-Therapie?

In einer Studie der SWOG verbesserte die Kombination aus Anastrozol plus Fulvestrant signifikant das progressionsfreie Überleben und das Gesamtüberleben bei postmenopausalen Patientinnen mit hormonsensiblem, metastasiertem Mammakarzinom.


In der FACT-Studie erreichte diese Kombination keinen signifikanten Vorteil gegenüber der Anastrozol-Monotherapie. Wie ist diese Kombination nun als Erstlinientherapie zu bewerten? In die S0226-Studie der US-amerikanischen Southwest Oncology Group (SWOG) wurden 707 postmenopausale Patientinnen mit hormonsensiblem, metastasiertem Mammakarzinom aufgenommen. Randomisiert erhielten sie als Erstlinientherapie Anastrozol plus/minus Fulvestrant.

Anastrozol plus Fulvestrant bei Krankheitsprogression

Bei Progress unter der Anastrozol-Monotherapie konnte mit Low-dose-Fulvestrant weiterbehandelt werden. Für die Intention-to-treat-Analyse konnten die Daten von 694 Patientinnen ausgewertet werden. Die zusätzliche Gabe des reinen Antiöstrogens verlängerte gegenüber der Anastrozol-Monotherapie das mediane progressionsfreie Überleben von 13,5 Monate auf 15,0 Monate (HR 0,80; p = 0,007) – obwohl das progressionsfreie Überleben unter alleiniger Anastrozol-Gabe länger war, als man bei der Planung der Studie dachte.


Zudem wurde Fulvestrant in einer Dosierung verabreicht, die niedriger war als die Standarddosis, schreiben Dr. Rita S. Mehta, University of California, Irvine/USA und Kollegen. Die Kombinationstherapie verlängerte auch das mediane Gesamtüberleben von 41,3 Monate auf 47,7 Monate (HR 0,81; p = 0,05) – obwohl 41 % der progredienten Patientinnen in der Anastrozol-Gruppe mit Fulvestrant weiterbehandelt wurden.

Ohne adjuvante Tamoxifen-Gabe Überlebensverlängerung?

Nach Meinung der Autorengruppe legen die Ergebnisse dieser Studie nahe, dass die Kombination beider Substanzen wirksamer ist als die sequenzielle Gabe von Anastrozol und Fulvestrant. Stratifiziert nach adjuvanter Tamoxifen-Gabe zeigte sich, dass Patientinnen, die eine adjuvante Therapie mit Tamoxifen erhalten hatten, von der Kombination nicht profitierten.


In dieser Gruppe lag das geschätzte mediane progressionsfreie Überleben bei 14,1 und bei 13,5 Monaten. Bei jenen Patientinnen (n = 414) hingegen, die keine adjuvante Tamoxifen-Therapie erhalten hatten, konnte durch die zusätzliche Gabe von Fulvestrant das mediane progressionsfreie Überleben um fast fünf Monate verlängert werden von 12,6 Monate auf 17,0 Monate (HR 0,74; p = 0,006). Beide Therapien gingen mit einer milden bis moderaten Toxizität einher.

SWOG-Studie versus FACT-Studie

Nebenwirkungen vom Schweregrad 3–5 traten zwar häufiger unter der kombinierten Behandlung auf, zwischen den beiden Studienarmen fand sich jedoch kein signifikanter Unterschied. Die Ergebnisse der SWOG-Studie stehen im Widerspruch zu jenen der FACT-Studie, einer vorangegangenen Phase-III-Studie. In dieser Studie erzielte die Kombination als Erstlinientherapie keinen signifikanten klinischen Vorteil gegenüber der Anastrozol-Monotherapie.


Zum einen, so Dr. Mehta und Kollegen, wurden in die FACT-Studie weniger Patientinnen aufgenommen (n = 514), zum anderen nahmen auch Brustkrebspatientinnen mit einem Lokalrezidiv teil. Darüber hinaus waren 70 % der Patientinnen mit einer antiöstrogenen Therapie vorbehandelt. Nach Meinung der Autorengruppe sollten adjuvante Therapiestudien durchgeführt werden, in denen die Kombination aus Aromatesehemmer und High-dose-Fulvestrant mit einem Aromatesehemmer allein oder mit High-dose-Fulvestrant allein bei Patientinnen mit hormonsensiblem Mammakarzinom verglichen werden, die keine Chemotherapie benötigen.

Quelle: Mehta RS et al., New Engl J Med 2012; 367: 435–444

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