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Mit Biologikum plus AIT Synergien nutzen?

Gemäß der deutschen Asthma-Leitlinie ist die spezifische Immuntherapie auf Stufe 1 und 2 des Therapieschemas zu erwägen, wenn ein auslösendes Allergen eindeutig identifiziert und das Asthma ansonsten gut kontrolliert ist. Keine Indikation haben SCIT und SLIT nach Auffassung der Leitlinienautoren bei schwerem Asthma und wenn die FEV1 < 70 % v. S. beträgt. Die Global Initiative for Asthma (GINA) sieht einen möglichen Einsatz der Allergenimmuntherapie (AIT) auch noch auf den Therapiestufen 3 und 4. Ein unkontrolliertes Asthma gilt in allen Leitlinien als Kontraindikation, berichtete Privatdozent Dr. Hendrik Suhling, Medizinische Hochschule Hannover.
SLIT schob erste schwerere Exazerbation hinaus
Schon seit ein paar Jahren gibt es allerdings hochrangig publizierte Evidenz dafür, dass die SIT auch bei Asthmapatienten funktionieren kann, die unter inhalativen Steroiden (ICS) nicht kontrolliert sind. In einer placebokontrollierten Studie zögerte die SLIT gegen Hausstaubmilben als Add-on die erste moderate bis schwere Exazerbation signifikant hinaus – und das, obwohl im zweiten Studienabschnitt die ICS-Dosis sukzessive bis auf null reduziert wurde, sofern das Asthma kontrolliert war.
Die Patienten dieser Studie hatten eine gute Lungenfunktion (FEV1 im Mittel > 90 %) und durften in den drei Monaten vor Einschluss keine krankenhauspflichtige Exazerbation erlitten haben. Sie benötigten aber zu Beginn täglich 600 mg Budesonidäquvalent und 1,3 Hübe eines kurz wirksamen Beta-2-Agonisten (SABA). Nach Einschätzung von Dr. Suhling waren sie also nicht gut kontrolliert. Die Nebenwirkungen der SLIT nahmen mit steigender Allergendosis zu, hielten sich aber insgesamt in Grenzen (milder Juckreiz, Mundschwellungen und pharyngeale Irritationen). Auch in der Subgruppe der Patienten mit unkontrolliertem Asthma gab es keine Sicherheitsprobleme.
Für den Kollegen liegt daher der Gedanke nahe, bei unkontrolliertem Asthma Biologika und Allergenimmuntherapie zu kombinieren, um einen besseren Therapieerfolg zu erzielen. Die Biologika wären dann zunächst für die Krankheitskontrolle zuständig, die AIT für den lang anhaltenden desensibilisierenden Effekt. Aber mutiert ein Stufe-5-Asthma zu einem der Stufe 2, wenn es durch Biologika gut kontrollierbar ist?, hinterfragte der Pneumologe. Immerhin können Superresponder mit ihren Inhalativa teilweise komplett pausieren, ohne dass sich ihr Asthma wieder verschlechtert.
Vor- und Nachteile der AIT und der Biologikatherapie | |
---|---|
Allergenimmuntherapie | |
Stärken | Schwächen |
signifikante Reduktion von Symptomen und unspezifischer bronchialer Hyperreagibilität | akute Nebenwirkungen |
reduzierter Verbrauch an Dauer- und Bedarfsmedikation | stark limitierter Einsatz bei schwerem Asthma |
Vermeidung des Etagenwechsels (von Heuschnupfen zu Asthma) | wirksam nur bei allergischem Asthma |
wiederholbar | Vielzahl der Extrakte |
Wirkung lang anhaltend | kein Effekt auf Lungenfunktion |
Studien schwer vergleichbar | |
hoher Zeitaufwand, Einsetzen der Wirkung verzögert | |
Biologikatherapie | |
Stärken | Schwächen |
Verbesserung von Lungenfunktion, Symptomen, Lebensqualität | kurze Wirkung |
schneller Wirkeintritt | |
Reduktion der Exazerbationen | |
Reduktion des Verbrauchs von oralen Steroiden, inhalativer Dauer- und Bedarfsmedikation | |
Nach PD Dr. Suhling, DGP 2021 |
Kasuistiken sammeln, Studien durchführen!
In der Ambulanz betreut Dr. Suhling eine Asthmapatientin, die schon seit einigen Jahren einen Anti-IL-5-Antikörper spritzt. Eines Tages erzählte sie, ihr HNO-Arzt habe jetzt wegen ihrer allergischen Rhinitis eine AIT begonnen. „Ich habe das laufen lassen, und es hat gut funktioniert,“ berichtete der Kollege. Er hofft, dass Studien zur Kombination von Biologikatherapie und AIT folgen werden, und forderte die Kollegen auf, Fallbeispiele zu sammeln. Das Potenzial für synergistische Effekte scheine groß zu sein, sowohl was die Asthmakontrolle als auch die Senkung des Medikamentenbedarfs vor allem hinsichtlich oraler Steroide betreffe.Kongressbericht: 61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (Online-Veranstaltung)
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