Mit Maske, Mobiltelefon und Medikamenten gegen die allergische Rhinitis

Birgit Maronde

Auch die im Rahmen der Corona-Pandemie zu tragenden Masken können bei der allergischen Rhinitis helfen. Auch die im Rahmen der Corona-Pandemie zu tragenden Masken können bei der allergischen Rhinitis helfen. © iStock/nicoletaionescu

Pollenflugzeit! Es wird geniest und geschnupft, was das Zeug hält. Da Allergenkarenz kaum realisierbar ist, muss eine wirksame medikamentöse Therapie her, um die Symptome zu lindern. So manche ­mechanische Abwehrmaßnahme erweist sich ebenfalls als nützlich.

Die medikamentöse Therapie der allergischen Rhinitis ist einfach und übersichtlich: Im Zentrum stehen die intranasalen Steroide, deren Effektivität sich durch Kombination mit intranasalem Aze­lastin noch steigern lässt, wie Professor Dr. Martin Wagenmann­ von der Universitäts-HNO-Klinik Düsseldorf erklärte. Schwächer wirken orale sowie intranasale Antihistaminika. Orale Leuko­trien­antagonisten haben keinen stärkeren Effekt als orale Antihistaminika, können aber zumindest bei Kindern in seltenen Fällen für psychische Probleme sorgen. In den USA sind sie daher aus dem Therapieschema herausgeflogen und bei uns werden sie immer zurückhaltender eingesetzt. Bei moderater bis schwerer allergischer Rhinitis kommt selbstverständlich auch die Allergenimmuntherapie zum Einsatz, betonte der Kollege.

Per App und Mail gut informiert

Für eine gute Pollenflug- und Symptomvorhersage empfahl Professor Dr. Karl-Christian Bergmann eine App (1) und einen Mailservice (2).
  1. Husteblume wurde von der Charité zusammen mit der Techniker Krankenkasse entwickelt und von 661 Nutzern über ein Jahr evaluiert. Die App liefert eine zuverlässige Vorhersage, mit welchen Pollen der Nutzer aktuell an seinem Aufenthaltsort zu rechnen hat und schlägt via Pushnachricht Pollenalarm. Der Patient kann seine Symptome (Nase, Augen, Bronchien) und die angewendete Medikation dokumentieren. Auf Basis des jeweils aktuellen Kenntnisstands erhält er Empfehlungen zur Therapie, die jedes Jahr upgedatet werden. Nach Überzeugung von Prof. Bergmann ist Husteblume die beste App für Pollenallergiker.
  2. Die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst gibt kostenlos eine Wochenpollenvorhersage für Deutschland heraus, alle drei bis vier Wochen ergänzt durch medizinische Hinweise. Man kann die Vorhersage abonnieren, indem man eine entsprechende Mail schreibt an: barbora.werchan@charite.de
    Zudem finden sich auf der Webseite pollenstiftung.de zwei Links, um eine Pollen-App herunterladen zu können. Allergiker erhalten durch sie u.a. eine Vorhersage des Pollenflugs und eine personalisierte Belastungsvorhersage nach Eingabe ihrer Allergiesymptome.

Aber nicht in allen Fällen gelingt es mit den genannten Optionen, die Symptome der allergischen Rhinitis effektiv zu lindern, weshalb bei schwer Betroffenen als Ultima Ratio orale Steroide zum Zug kommen können. Dies setzt nach Auffassung von Prof. Wagenmann allerdings voraus, dass die Diagnose nochmals gesichert, die Adhärenz des Patienten überprüft und relevante Komorbiditäten erfasst wurden. Eine therapeutische Alternative deutet sich mit Biologika an. In Japan ist Omalizumab add on zu nasalen Steroiden und oralen Antihist­aminika bereits zugelassen. In einer Phase-3-Studie hatte sich gezeigt, dass der monoklonale Antikörper die Nasen- und Augensymptome schwer betroffener Patienten mit Zedernpollenallergie – 30 % der Japaner leiden darunter – gegenüber Placebo deutlich lindert und Lebensqualität und Produktivität verbessert. Für eine potenzielle Wirksamkeit von Dupilumab bei der allergischen Rhinitis sprechen die Ergebnisse aus zwei Arbeiten zur atopischen Dermatitis (AD). In einer Post-hoc-Analyse erfasste man die Daten von insgesamt 2444 AD-Patienten, 1171 von ihnen (48%) wiesen auch eine allergische Rhinitis, eine chronische Rhinosinusitis mit und ohne Nasenpolypen oder eine Muschelhyperplasie auf.

Symptome und Lebensqualität signifikant gebessert

Die krankheitsspezifische Lebensqualität wurde initial sowie nach 16 Wochen anhand des SNOT**-22-Scores bestimmt. Im Vergleich zu Placebo verbesserte sie sich unter Dupilumab – 300 mg entweder alle zwei Wochen oder wöchentlich gegeben – signifikant. Ebenfalls positive Ergebnisse lieferte eine prospektive Real-Life-Studie mit 123 AD-Patienten. 41 von ihnen (33%) hatten eine perenniale allergische Rhinitis, 32 in dieser Gruppe litten zusätzlich unter einem allergischen Asthma. Behandelt wurde über 16 Wochen mit Dupilumab 300 mg subkutan. Die Rhinitissymptome und die krankheitsbezogene Lebensqualität erfasste man mit entsprechenden Scores. Sie besserten sich im Verlauf signifikant. Es gibt also Hinweise, dass die Biologikatherapie auch bei der schweren allergischen Rhinitis wirksam sein könnte, fasste Prof. Wagenmann zusammen. 

Auch das funktioniert

Um ihre Symptome zu reduzieren, können Pollenallergiker mehr tun als nur ihre Medikamente zu nehmen. Als hilfreich haben sich zum Beispiel Pollenschutzgitter aus dem Baumarkt erwiesen. Sie werden in den Fensterrahmen geklebt und erlauben das Schlafen auch bei geöffnetem Fenster, meinte Professor Dr. Karl-Christian Bergmann vom Comprehensive Allergy Center Charité in Berlin. Nasenspülungen reduzieren die nasale, Sonnenbrillen, die auch seitlich das Auge abschließen, die okuläre Pollenlast. Wer gegen die vor allem vormittags fliegenden Kräuterpollen allergisch ist, joggt besser abends. Der Birkenpollenflug lässt nachmittags etwas nach, daher sollte das individuelle Sportprogramm vorzugsweise in dieser Zeit absolviert werden. Einen gewissen Schutz bieten wohl derzeit die Masken. Dies legt u.a. eine Studie aus Israel nahe, die Prof. Wagenmann vorstellte. Im letzten Frühjahr, in der Phase des ersten Lockdowns, wurden 233 Krankenschwestern mit saisonaler allergischer Rhinitis gefragt, wie sich ihre Beschwerden entwickeln, wenn sie eine OP- oder FFP2-Maske tragen. Im Vergleich zu den Zeiten ohne Mund-Nasen-Schutz gaben sie unabhängig vom Maskentyp eine signifikante Reduktion ihrer Nasen- und Augensymptome an, berichtete Prof. Wagenmann.

Quelle: 11. Allergologie-Update-Seminar*

* Online-Veranstaltung
** Sino-Nasal-Outcome-Test

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