Mit Monoklonalen gegen COVID-19

Dr. Dorothea Ranft

Auch bei hoher Wahrscheinlichkeit für unzureichendes Impfansprechen soll im Falle einer Coronavirus-Infektion umgehend passiv immunisiert werden. Auch bei hoher Wahrscheinlichkeit für unzureichendes Impfansprechen soll im Falle einer Coronavirus-Infektion umgehend passiv immunisiert werden. © iStock/nopparit

Die frühzeitige Behandlung mit neutralisierenden Antikörpern reduziert bei besonders gefährdeten COVID-19-Patienten den Schweregrad des Krankheitsverlaufs. Die Infusionen lassen sich auch in der Hausarztpraxis oder beim Hausbesuch sicher und gut durchführen, wie eine Fallserie zeigt.

Die Indikation zur Therapie mit monoklonalen Antikörpern gegen SARS-CoV-2 besteht vor allem bei ungeimpften oder nicht vollständig geschützten Patienten mit einem oder mehr Risikofaktoren für einen schweren Verlauf, insbesondere bei Menschen mit Immunsuppression. Auch bei hoher Wahrscheinlichkeit für unzureichendes Impfansprechen soll im Falle einer Coronavirus-Infektion umgehend passiv immunisiert werden.

Als Beispiele für den erfolgreichen Einsatz neutralisierender Antikörper bei ­COVID-19 präsentiert Dr. ­Markus ­Böbel, Facharzt für Allgemeinmedizin in Reutlingen, sieben Personen, die er mit seinem Team im Januar und Februar 2022 mit ­Sotrovimab behandelt hat. Vorherrschende Virusvariante war zu diesem Zeitpunkt ­Omikron BA.1. Alle Patienten waren entweder langjährig in der Praxis bekannt oder von Kollegen gezielt zugewiesen worden. Bei Bedarf hielt der Kollege mit dem Beratungsnetzwerk ­STAKOB/DGI* Rücksprache.

Patient 1: Adipositas permagna, Hypertonie, Typ-2-Diabetes

Ein ungeimpfter 52-Jähriger konsultierte Dr. Böbel mit COVID-19-Symptomen und einem auswärtig durchgeführten positiven PCR-Test. Er litt an ­Adipositas ­permagna bei einem BMI von 48 sowie Hypertonie und Typ-2-Diabetes. Die Infusion mit ­Sotrovimab erfolgte am vierten Tag nach Symptombeginn. Zwei Tage später war der Mann frei von COVID-­Beschwerden.

Patient 2: Morbus Crohn und Herzinsuffizienz

Ein 57-Jähriger suchte die Sprechstunde mit ausgeprägten Myalgien, Schnupfen und Fieber um 39 °C auf. Die PCR ergab eine Infektion mit ­SARS-CoV-2. Der herzinsuffiziente Patient im Stadium NYHA III wurde wegen ­Morbus ­Crohn mit Prednisolon behandelt (20 mg/d), acht Tage zuvor hatte er einen ­MitraClip implantiert bekommen. Die zweite mRNA-­Impfung lag bereits sieben Monate zurück. Die Antikörperinfusion erfolgte am dritten Tag nach Symptombeginn. Drei Tage später waren die COVID-­Beschwerden bis auf leichten Husten verschwunden.

Fall 3: Immunsuppression nach Kortisonstoßtherapie

Ein völlig beschwerdefreier, aber ungeimpfter Mann (59 Jahre) mit ­Polyneuritis ­cranii war am Vortag nach fünftägiger Kortisonstoßtherapie mit positivem PCR-Test aus dem Krankenhaus entlassen. Die Antikörpergabe erfolgte am zweiten Tag nach dem SARS-CoV-2-Nachweis. Der Patient entwickelte auch im Verlauf keinerlei Beschwerden.

Fall 4: Krebsbehandlung und schwere Kachexie

Eine 57-Jährige mit rezidiviertem Ovarialkarzinom hatte sich wegen Fieber, Husten und Dyspnoe selbst auf ­COVID-19 getestet – mit positivem Resultat, das mittels PCR bestätigt wurde. Die zweimal mit mRNA-Vakzine geimpfte Frau wurde aktuell mit ­Carboplatin/­Gemcitabin und ­Atezolizumab behandelt. Die Antikörperinfusion erfolgte im Rahmen eines Hausbesuchs, da die mit 41 kg Körpergewicht schwer kachektische Patientin die Praxis nicht aufsuchen konnte. Bereits am zweiten Tag nach der Antikörpertherapie hatten sich die Beschwerden deutlich gebessert, ein stationärer Aufenthalt war nicht erforderlich.

Klare Regeln für die Infusion

Das Antikörperpräparat ­Sotrovimab ist EU-weit für COVID-19-Risikopatienten ab 12 Jahre und ab 40 kg Körpergewicht ohne Sauerstoffpflichtigkeit zugelassen. Es wird in einer Dosierung von 500 mg intravenös als Kurzinfusion über eine halbe Stunde gegeben. Danach sollen die Patienten mindestens eine Stunde überwacht werden.

Sicherheitshalber führt Dr. Böbel während der Infusion und der Beobachtungszeit ein Monitoring mit EKG, SpO2-­Messung und Kreislaufüberwachung durch. Für die Anwendung beim Hausbesuch durch Arzt und MFA nimmt der Kollege stets eine Notfallausrüstung einschließlich Defibrillator, Medikamenten und Instrumenten zur Atemwegssicherung mit. Anschließend erhält jeder Patient eine Telefonnummer, unter der er jederzeit einen Arzt erreichen kann. Zur Verlaufskontrolle erfolgen an den nächsten drei Tagen tägliche Telefonate.

Fall 5: Trisomie 21 plus Diabetes

Ein 43-Jähriger mit Trisomie 21 und Typ-2-Diabetes infizierte sich trotz dreimaliger mRNA-Impfung mit ­SARS-CoV-2. Patienten mit Down-Syndrom tragen ein sehr hohes Risiko für schwere oder tödliche Verläufe, auch nach vollständiger Immunisierung. Am zweiten Tag nach der Infusion hatten sich die COVID-19-Symptome wie Fieber und Husten vollständig zurückgebildet.

Fall 6: fehlende Impfantwort unter Rituximab-Therapie

Eine Patientin wurde wegen ­Neuromyelitis ­optica immunsuppressiv mit ­Rituximab behandelt – mit Folgen: Auch vier Wochen nach der dritten mRNA-Impfung ließen sich keine neutralisierenden Antikörper gegen ­SARS-CoV-2 nachweisen. Die 56-Jährige erkrankte prompt mit ausgeprägten Symptomen (Fieber > 39 °C, Kopfschmerzen, Husten). Zwei Tage nach Sotrovimab-­Infusion war die Frau beschwerdefrei.

Fall 7: Immunsuppression mit ­Rituximab

Ein 65-jähriger dialysepflichtiger Patient wurde wegen ANCA-­assoziierter Vaskulitis mit Nierenbeteiligung mit ­Rituximab behandelt. Er meldete sich telefonisch wegen Husten, Fieber und starker Diarrhö. Die PCR bestätigte die SARS-CoV-2-­Infektion. Um die Therapie nicht zu verzögern, wurde bei dem dreimal mit mRNA-Vakzine geimpften Mann auf die Bestimmung des Antikörpertiters verzichtet. Wegen des schlechten Allgemeinzustands erfolgte die ­Sotrovimab-­Infusion im Rahmen eines Hausbesuchs. Schon am nächsten Tag zeigten sich die Symptome deutlich gebessert, nach drei Tagen waren sie gänzlich verschwunden. 

*    STAKOB: Ständiger Arbeitskreis der Kompetenz- und Beratungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger am RKI
DGI: Deutsche Gesellschaft für Infektiologie

Quelle: Böbel M et al. Dtsch Med Wochenschr 2022; 147: 558-563; DOI: 10.1055/a-1799-1594

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Auch bei hoher Wahrscheinlichkeit für unzureichendes Impfansprechen soll im Falle einer Coronavirus-Infektion umgehend passiv immunisiert werden. Auch bei hoher Wahrscheinlichkeit für unzureichendes Impfansprechen soll im Falle einer Coronavirus-Infektion umgehend passiv immunisiert werden. © iStock/nopparit