COVID-19 an die Gurgel gehen

Dr. Melanie Söchtig

Maßnahmen, um einer Infektion mit dem Coronavirus vorzubeugen, gibt es viele. Eine davon ist zweimal täglich zu gurgeln.  Maßnahmen, um einer Infektion mit dem Coronavirus vorzubeugen, gibt es viele. Eine davon ist zweimal täglich zu gurgeln. © iStock/ lakshmiprasad S

Der Nasen-Rachen-Raum ist die Haupteintrittspforte für SARS-CoV-2. Um die Viruslast lokal zu reduzieren, eignen sich viruzide Gurgellösungen und Nasensprays. Diese können im Falle einer Infektion sogar den Krankheitsverlauf abschwächen.

Schutzimpfungen, Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, Abstandhalten, Kontaktbeschränkungen, Händehygiene und regelmäßiges Lüften: All das sind allgemein anerkannte und bereitwillig praktizierte Maßnahmen, um das Risiko einer Infektion mit SARS-CoV-2 zu minimieren. Die viruzide Antiseptik im Nasen-Rachen-Raum hingegen wird sträflich vernachlässigt, meint eine Autorengruppe von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH).

Die Hygieneexperten sehen im zusätzlichen Gurgeln mit geeigneten Mundwässern und in viruziden Nasensprays großes Potenzial, um insbesondere beruflich exponierte Personen, aber auch die allgemeine Bevölkerung, besser vor COVID-19 zu schützen. Der entscheidende Vorteil der Lösungen und Sprays liege darin, dass sich die Effekte gegen alle Varianten des Virus richten dürften und zugleich auch andere respiratorische, behüllte Viren erfasst werden.

Als am wirksamsten haben sich Antiseptika auf Basis von Polyvinyl­pyrrolidon-­Jod (­PVP-Jod) erwiesen, heißt es in den Empfehlungen der DGKH. In Deutschland stehen allerdings keine Präparate mit reduziertem Gehalt an ­PVP-Jod zur Verfügung, weshalb man die Lösungen durch Verdünnen etwa von handelsüblichen Mund-Antiseptika selber produzieren muss. Zur Prä- und Postexpositionsprophylaxe lässt sich beispielsweise eine ­1,25%ige Lösung gemäß Neuem Rezeptur-Formularium (­NRF 15.13) herstellen. Alternativ kann man drei Teelöffel ­Betaisodona® Mund-­Antiseptikum in ein halb gefülltes Glas (100 ml) mit lauwarmem Wasser geben, erläutern die Autoren.

Morgens und abends  einmal gurgeln

Eine mit PVP-Jod-Antiseptika vergleichbare Wirkung bieten Gurgellösungen und Mundwässer auf Basis ätherischer Öle. Daneben hat sich auch Cetyl­pyridinium­chlorid  als wirksam erwiesen. Wasserstoffperoxid und Chlorhexidindigluconat hingegen scheinen nicht ausreichend effektiv zu sein.

Bei Bekanntwerden regionaler Cluster oder bei hohem Infektionsgeschehen empfehlen die DGKH-Experten erwachsenen Personen, morgens und abends mit einer Lösung aus ätherischen Ölen und Ethanol zu gurgeln. Bei Alkoholunverträglichkeit oder empfindlicher Schleimhaut sollte man die Formulierung ohne Alkohol wählen, für gesunde Kinder ist wegen des besseren Geschmacks grüner Tee oder Aroniasaft besser geeignet. Effektives Gurgeln ist allerdings erst ab dem Schulalter möglich und setzt einiges an Übung voraus, merken die Autoren in diesem Zusammenhang an.

Bei geringem Risiko reichen Kochsalzlösung oder Tee

Auch bei geringem Infektionsrisiko sollten viruzide Antiseptika dreimal täglich im Nasen-Rachen-Raum zum Einsatz kommen, zumindest aber morgens und abends sowie zusätzlich nach dem gemeinschaftlichen Essen oder gemeinsamen Aktivitäten. Hierfür empfiehlt sich das Gurgeln mit Kochsalzlösung (ein gestrichener Teelöffel Kochsalz in 100 ml lauwarmem Wasser) für etwa drei Minuten. Alternativ kann man auf grünen Tee, Salbeitee oder ein Mundwasser basierend auf ätherischen Öle ausweichen. Für die Anwendung in der Nasenhöhle wird ein Nasenspray mit ­Carragelose® oder Kochsalzlösung als unkonserviertes Produkt und ohne Zusatz abschwellender Mittel empfohlen, das sich gegebenenfalls auch selber herstellen lässt.

Auch vor Eingriffen, bei denen Aerosole entstehen, ist eine viruzide Antiseptik angebracht, heißt es in den Empfehlungen der DGKH. Beispielhaft genannt werden zahnärztliche Behandlungen, Intubationen, Rhino- oder Bronchoskopien. Hierzu sollte der Patient mit 1,25%iger PVP-Jod-Lösung gurgeln, alternativ mit Mundwasser aus ätherischen Ölen. Gegebenenfalls ist zusätzlich die Anwendung 1,25%iger PVP-Jod-Lösung als Nasenspray angebracht. Bei Kontraindikation gegenüber Jod, etwa bei Hyperthyreose, einem autonomen Adenom der Schilddrüse oder Jodallergie, kann man auf Formulierungen mit ätherischen Ölen zurückgreifen.

Postexpositionsprophylaxe nach ungeschütztem Kontakt

Selbst nach ungeschütztem Kontakt mit einer SARS-CoV-2-positiven Person kann eine viruzide Antiseptik als Postexpositionsprophylaxe hilfreich sein, heißt es. In der Nasenhöhle ist die Sprühapplikation von 1,25%iger PVP-Jod-Lösung geeignet. Zudem sollte für 14 Tage ein Mundwasser mit ätherischen Ölen sowie ein Nasenspray mit 1,25%iger PVP-Jod-Lösung angewandt werden. Bestehen Kontraindikationen lässt sich auf Nasenspray auf Basis von Hypo­chlorit ausweichen. Bei einer Kontamination der Augen sollte man einmalig mit 1,25%iger PVP-Jod-Lösung spülen. Besteht ein Infektionsrisiko durch SARS-CoV-2 nach akzidenteller Verletzung, bietet sich 3%iges PVP-Jod in alkoholischer Formulierung an.

Quelle: Kramer A et al. Hygiene & Medizin 2022; 47: 72-77

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Maßnahmen, um einer Infektion mit dem Coronavirus vorzubeugen, gibt es viele. Eine davon ist zweimal täglich zu gurgeln.  Maßnahmen, um einer Infektion mit dem Coronavirus vorzubeugen, gibt es viele. Eine davon ist zweimal täglich zu gurgeln. © iStock/ lakshmiprasad S