Nach drei Monaten schnitten Neoblase und Ileumconduit gleich ab

DGU 2023 Lara Sommer

Häufig treten nach radikalen Zystektomien Infektionen auf. Häufig treten nach radikalen Zystektomien Infektionen auf. © mi_viri – stock.adobe.com

Die Infektionsgefahr nach radikaler Blasenresektion zuverlässiger vorhersagen – so heißt das Ziel Münchener Forschender. Nun veröffentlichten sie die ersten Ergebnisse. Diese berücksichtigen prospektive Daten von mehr als 100 Erkrankten. 

Wie häufig treten nach einer radikalen Zystektomie Infektionen auf? Dieser Frage widmen sich in einer prospektiven Beobachtungsstudie Dr. ­Benedikt ­Ebner und Kolleg:innen vom LMU Klinikum in München. Außerdem erhoben sie, welche Risikofaktoren existieren und ob die Art des Blasenersatzes dazu zählt.

Unter den 114 Teilnehmenden, für die bisher Daten zur Verfügung stehen, erfolgte die Zystektomie in 88 % der Fälle aufgrund eines Blasentumors. Zum Zeitpunkt der Krankenhausaufnahme lag bei 56 % ein Harnwegs­infekt vor und 31 % beklagten eine Algurie. 
Im Anschluss an die Resektion verabreichten die Ärztinnen und Ärzte prophylaktisch Cefuroxim i.v. für fünf Tage und Metronidazol i.v. für drei Tage. Um mögliche Frühmarker infektiologischer Komplikationen zu identifizieren, ließen die Verantwortlichen Wundflüssigkeit und Urin mikrobiologisch untersuchen sowie verschiedene Entzündungsparameter engmaschig überwachen.

Die Patient:innen

114 Erwachsene, die sich einer radikalen Zystektomie unterzogen, darunter: 

  • 86 % Männer
  • 88 % Blasentumor als Indikation
  • 34 % mindestens pT3
  • 66 % abdominelle Voroperationen
  • 21 % Diabetes mellitus
  • 69 % ehemalige Raucher
  • 15 % aktive Raucher

Die Mediziner:innen versorgten die Teilnehmenden wie folgt:

  • 38 % Ileumconduit
  • 60 % Neoblase
  • 2 % Ureterokutaneostomie 

Fast jede:r Zweite mit Fieber während des Klinikaufenthalts

Am ersten Tag nach der OP wuchsen bei 11 % der Patient:innen Bakterien im drainierten Wundsekret. Eine Woche später erwies sich die Urinkultur von 72 % der Behandelten als positiv. Insgesamt entwickelten 43 % während des stationären Aufenthaltes Fieber. 89 % benötigten zusätzliche Antibiotika, davon gut die Hälfte intravenös, erläuterten die Autor:innen. 

In den drei Monaten nach der Entlassung erhielten 44 % der Betroffenen eine Antibiose. 31 % suchten aufgrund von mit der Zyst­ektomie assoziiertem Fieber eine Notfallversorgung auf. Die Fachleute stellten hier keinen signifikanten Unterschied zwischen Ileumconduit und Neoblase fest. Dr. ­Ebner und Kolleg:innen planen, insgesamt 200 Personen einzuschließen und zusätzlich Befunde nach jeweils sechs und zwölf Monaten auszuwerten. Von den Ergebnissen erhoffen sie sich Evidenz für eine risikoadaptierte antibiotische Prophylaxe.

Quelle:
Ebner B et al. 75. Kongress der DGU; Poster 9

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Häufig treten nach radikalen Zystektomien Infektionen auf. Häufig treten nach radikalen Zystektomien Infektionen auf. © mi_viri – stock.adobe.com