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Narben wegspritzen oder erfrieren

Bei der Versorgung von Keloiden ist vieles „eminenzbasiert“, sagte Prof. Dr. Jürg Hafner vom Universitätsspital Zürich. Bis 2009 wurden in seiner Klinik drei Therapieverfahren favorisiert: Kryotherapie plus Triamcinolon, lokaler Druck (orthopädische Hilfsmittel) oder die Exzision gefolgt von einer Bestrahlung (6 x 2 Gy; Start am ersten postoperativen Tag über insgesamt zwei Wochen). „Ich habe das so gelernt, war aber oft unglücklich mit den Ergebnissen“, berichtete er. Nach einer Exzision liegt die Rezidivrate auch mit Bestrahlung meist bei etwa 20 %. Ausgedehnte Keloide sind fast immer Folge der Chirurgie, zitierte er Dr. Michael Tirgan von der Keloid Research Foundation.
Strategiewechsel bringt Kryotherapie in die Narbe
„Ich habe irgendwann die Strategie gewechselt“, erläuterte Prof. Hafner. Relativ gut ist die Datenlage für die Kombination von intraläsionalem Triamcinolon (40 mg, verdünnt) plus 100 mg 5-Fluorouracil, das sowohl die Keloiddicke als auch die Rötung signifikant gegenüber der Triamcinolon-Monotherapie vermindert. Belegt ist ein anhaltender Effekt der Kombination über mindestens ein Jahr.
Bei kugeligen, knotigen Keloiden zieht Hafner dagegen eine intraläsionale Kryotherapie vor. Er empfiehlt für den Behälter einen Luer-Lock-Adapter, auf den man die Einweg-Nadeln direkt aufschrauben kann. Bei der Therapie strömt Flüssigstickstoff durch die 18-G-Nadel. Diese wird einmal ganz durch das Keloid hindurchgestochen, so kann der Stickstoff an der anderen Seite ausgeleitet und aufgefangen werden. „Sie dürfen den Flüssigstickstoff nicht in das Keloid hineinleiten, sonst gibt es ein subkutanes Emphysem“, warnte Hafner. Auch muss der Patient gut abgedeckt werden, um gesunde Haut und Gewebe zu schützen. „Das Keloid friert wie ein Eiszapfen durch“, erläuterte Hafner. Die Nadel steckt danach erst einmal im Narbengewebe fest. Sie lasse sich aber nach etwa einer halben Minute herausziehen, fügte der Referent hinzu. Bei dieser Methode gebe es so gut wie keine lokalen Rezidive, lautete sein Resümee. Selbstverständlich gehört eine adäquate Analgesie zu Injektions- wie Kryotherapie dazu.
Quelle: Reinholz M et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2020; 34: 2436-2444; DOI: 10.1111/jdv.16354
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