Nephrotoxizität: Tumorzellen zerstört, die Nieren auch

Dr. Claudia Schöllmann

Nierenschäden können auch nach Immuncheckpoint-Inhibition auftreten. Nierenschäden können auch nach Immuncheckpoint-Inhibition auftreten. © iStock.com/yeahorse

Zu arzneimittelinduzierter Nephrotoxizität kommt in es in der klinischen Onkologie nicht nur durch altbekannte Zytostatika, sondern auch durch neue Substanzen wie Immuncheckpoint-Inhibitoren. Bestimmte Prophylaxe- und Therapiemaßnahmen machen diese handhabbar.

Für 20 % aller akuten Nierenversagen im stationären Bereich sei eine arzneimittelinduzierte Toxizität der Grund, erklärte Professor Dr. Kathrin Eller, Universitätsklinik für Innere Medizin in Graz. Bei älteren Patienten steige dieser Anteil sogar auf bis zu 70 % an.

Besonders ausgeprägt ist die Nephrotoxizität von Cisplatin, die über die akute Tubulusnekrose bis hin zum Vollbild eines Fanconi-Syndroms führen kann. Eine Prävention ist laut der Expertin mittels forcierter Diurese mit Natriumchlorid und Diuretika möglich. Für Mannitol, ROS-Inhibitoren und Natrium-Thiosulfat läge dagegen keine Evidenz vor. Wichtig in diesem Zusammenhang seien auch eine Anpassung der Medikamentendosis an die Nierenfunktion sowie die Supplementation von Magnesium und Kalium. Prof. Eller erinnerte daran, dass Carboplatin und Oxaliplatin weniger nephrotoxisch sind als Cisplatin und dass keine Evidenz zur Elimination von Cisplatin mittels Nierenersatztherapie vorliege.

Patientenbezogene Risiken

Neben der Toxizität des eingesetzten Medikaments per se gibt es tumor- und patientenbezogene Risikofaktoren, die vor Einleitung einer Therapie beachtet werden müssen. So ist laut Prof. Eller das Risiko für eine Nephrotoxizität besonders hoch, wenn bei der Tumorerkrankung eine Mitbeteiligung der Niere vorliegt: Diese kann direkt renal sein, z.B. bei einer Myelomniere oder renaler Infiltration bei Lymphomen bzw. Leukämie, oder indirekt renal, z.B. bei Volumendepletion durch Diarrhoe, CMP, malignen Aszites oder metabolischen Effekten (Hyperurikämie oder Hyperkalzämie). Besonders gefährdet sind laut der Expertin alte Patienten und solche mit vorbestehender Niereninsuffizienz. Auch Betroffene mit kardiovaskulären Erkrankungen und Polypharmazie gelten als Hochrisikopatienten für Nephrotoxizität.

Im Fall einer Hochdosis-Methotrexat(MTX)-Therapie besteht laut der Referentin die Standardprävention in der Bestimmung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) vor Beginn der Therapie (Creatinin-Clearance, eGFR) sowie in einer aggressiven Hydratisierung des Patienten (2,5–3,5 l/m2 für 24 Stunden, Start 12 Stunden vor MTX bis 24–48 Stunden nach MTX). Weiterhin bedeutsam sei eine Alkalisierung des Harns (40–50 mEq/L Natriumhydrogenkarbonat i.v. Flüssigkeit) sowie eine Leucovorin-Rescue. Die Expertin wies zudem darauf hin, dass bei auftretender Toxizität Carboxypeptidase-G2 innerhalb von 15 Minuten zu einer MTX-Elimination von über 98 % führe, wodurch die renale MTX-Toxizität deutlich reduziert werden könne. Allerdings wird dadurch auch Leucovorin abgebaut, sodass dieses weiter verabreicht werden sollte. Auch moderne Immuncheckpoint-Inhibitoren sind nicht selten mit Nephrotoxizität assoziiert, betonte Prof. Eller. Hier kommt es insbesondere zu akuten interstitiellen Nephritiden. Werden solche Toxizitäten beobachtet, sei der frühe Einsatz von Kortikosteroiden sinnvoll. Die Referentin empfahl in diesem Fall ein Absetzen des „verdächtigen“ Medikaments und ggf. einen Methylprednisolon-Bolus (250–500 mg, 1 x 1) für drei Tage. Weitergeführt werden sollte die Behandlung mit Aprednisolon 1 mg/kg Körpergewicht (Taper über 8–12 Wochen).

Quelle: Eller K. Oncol Res Treat 2018; 41(suppl 4): V357

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Nierenschäden können auch nach Immuncheckpoint-Inhibition auftreten. Nierenschäden können auch nach Immuncheckpoint-Inhibition auftreten. © iStock.com/yeahorse