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Neue Regeln für Früherkennung und Therapie

Es beginnt mit der Diagnostik: Ein unverzichtbares Element ist inzwischen die Bestimmung der Albumin-Kreatinin-Ratio im Urin (UACR). Sie dient nicht nur der Stadieneinteilung bei chronischen Nierenkrankheiten (CKD). Mit ihrer Hilfe lässt sich auch die Indikation für den Einsatz von SGLT2-Inhibitoren bei Patientinnen und Patienten mit Albuminurie oder eingeschränkter renaler Funktion stellen. Diese Wirkstoffe verlangsamen bekanntlich die Progression.
Die UACR ermöglicht zudem eine Abschätzung des Risikos für ein Nierenversagen. Dieses kann mithilfe eines geeigneten Scores wie dem Kidney Failure Risk Equation (KFRE) ermittelt werden. Der Score berücksichtigt Alter und Geschlecht der Betroffenen und steht auf Deutsch im Internet zur Verfügung (www.risiko-nierenversagen.de). Schon beim Verdacht auf eine CKD ist zudem eine sonografische Untersuchung des Urogenitalsystems indiziert.
Neue Namen für Erkrankung, Insuffizienz und Schädigung
- Chronische Nierenerkrankung und Niereninsuffizienz heißen jetzt beide chronische Nierenkrankheit (CKD).
- Das akute Nierenversagen wird als akute Nierenkrankheit bezeichnet (AKD), die akute Nierenschädigung als akute Nierenfunktionseinschränkung (AKI).
- Terminale Niereninsuffizienz und Dialysepflichtigkeit werden Nierenversagen mit oder ohne Nierenersatztherapie genannt, also CKD Grad 5 mit/ohne KRT (kidney replacement therapy.)
Drei Wege zur Diagnose der Nierenerkrankung
In der Primärdiagnostik definiert die Leitlinie die chronische Nierenkrankheit anhand der Organfunktion. Die lässt sich auf drei Weisen ermitteln: mithilfe der glomerulären Filtrationsrate (eGFR), anhand struktureller Veränderungen und/oder durch eine erhöhte UACR. Chronisch ist die Nierenerkrankung, wenn die Veränderungen seit mindestens drei Monaten bestehen.
Eine Überweisung zum Nephrologen bzw. zur Nephrologin wird empfohlen, wenn eines der folgenden Kriterien vorliegt:
- rasche Progression der CKD
- eGRF < 30 ml/min/1,73 m2
- eGFR < 60 ml/min/1,73 m2 und weitere Zeichen für eine renale Krankheit
Auch genetische Störungen und Syndrome wie multiple Zystennieren erfordern die fachärztliche Konsultation. Wenn die CKD gesichert ist, liegt der Schwerpunkt auf einer kontinuierlichen Verlaufskontrolle und geeigneten Therapie. Dieses Vorgehen kann das Fortschreiten verlangsamen und die Lebensqualität verbessern.
SGLT2-Hemmer sind indiziert für Patientinnen und Patienten mit Albuminurie (UACR ≥ 300 mg/g) oder eingeschränkter Nierenfunktion (< 45 ml/min/1,73 m2). Eine asymptomatische Hyperurikämie sollte nicht behandelt werden.
Auch das kardiovaskuläre Risiko berücksichtigen
Menschen mit chronischem Nierenleiden sind auch kardiovaskulär in besonderem Maß gefährdet. Deshalb sollten sie zur Primärprävention ein Statin einnehmen, wenn sie ≤ 75 Jahre alt sind, noch kein kardiovaskuläres Ereignis erlebt haben und ihr Herz-Kreislauf-Risiko mit einem validierten Score als hoch eingeschätzt wird. Thrombozytenaggregationshemmer werden für Personen ohne ein solches Gefäßereignis nicht empfohlen.
Zusätzlich zu den von der STIKO angeratenen Impfungen ist für CKD-Patientinnen und -Patienten mit immunsupprimierender Therapie oder potenzieller Nierenersatztherapie ein Schutz vor Hepatitis B indiziert. Dafür stehen Vakzinen mit höherem Antigengehalt zur Verfügung.
Quelle: S3-Leitlinie „Versorgung von Patient*innen mit chronischer nicht-nierenersatztherapiepflichtiger Nierenkrankheit in der Hausarztpraxis“; AWMF-Register-Nr. 053-048; www.awmf.org
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