
Neuer Algorithmus erleichtert eine Diagnose bei HNSSC

Patient:innen mit Kopf-Hals-Karzinomen (HNSSC) sind besonders sarkopeniegefährdet, da der Tumor sowie Therapien oft zu Schluckstörungen und Mangelernährung führen. CT-Querschnitte auf Höhe des dritten Halswirbels, die in der Versorgung routinemäßig anfallen, eignen sich, um den SMI* bei dieser Entität zu ermitteln. Fachleute mussten die Aufnahmen allerdings bisher manuell auswerten, um Muskelabbau festzustellen. Dr. Zezhong Ye, Harvard Medical School, Boston, und Kolleg:innen trainierten nun einen Algorithmus darauf, die passende Schnittebene auszuwählen und die einzelnen Muskeln automatisiert zu segmentieren.
Insgesamt nutzten die Wissenschaftler:innen Datensätze 899 Erkrankter, von denen 479 zur Entwicklung und ersten Kontrolle dienten. Zwei externe Expert:innen beurteilten die Annotation des Programms in durchschnittlich 96,2 % der Fälle als akzeptabel. Unter dieser Voraussetzung stimmten die KI-gestützt berechneten SMI-Werte stark mit den konventionell ermittelten überein (Pearson r ≥ 0,99; p < 0,001). Der Sarkopenieindikator korrelierte ebenfalls mit dem BMI (Pearson r = 0,67; p < 0,001), besaß aber einen höheren prädiktiven Wert als Untergewicht.
Und wie geht es weiter?
Sarkopenie wirkte sich in einer Gruppe von 342 HNSSC-Patient:innen negativ auf das Überleben aus (HR 2,05; 95%-KI 1,04–4,04; p = 0,04). Darüber hinaus blieben Betroffene median länger auf eine PEG-Sonde angewiesen (162 Tage vs. 134 Tage; HR 0,66; p = 0,006) und wurden zum letzten Beobachtungszeitpunkt häufiger über eine solche ernährt (OR 2,25; p = 0,046). Kein statistischer Zusammenhang bestand hingegen zu mehreren Komplikationen der (Chemo-)Radiotherapie:
- Hospitalisierung innerhalb der folgenden drei Monate
- Osteoradionekrosen
- strahlenbedingte Strikturen
- Ereignisse, die chirurgische Intervention erforderten
Die Forschenden um Dr. Ye betonen, es handele sich ihres Wissens nach um das erste Verfahren, welches Sarkopenie automatisiert anhand von CT-Bildern der Kopf-Hals-Region diagnostiziert und an zahlreichen Patient:innen validiert wurde. Der Algorithmus könne es zukünftig ermöglichen, ein Sarkopenieassessment in die klinische Entscheidungsfindung bei HNSSC einzubeziehen. Er benötige pro Person nur 0,15 Sekunden, verglichen mit den 5–10 Minuten erfahrener Radioonkolog:innen.
Die Autor:innen merken an, dass die Auswertung retrospektiv erfolgte und keine Erkrankten einschloss, deren Tumor durch Resektion behandelt wurde. Außerdem waren beispielsweise Betroffene mit Oropharynxkarzinom überrepräsentiert und der HPV-Status vieler Teilnehmender unbekannt. Den Einfluss dieser Faktoren müsse man zukünftig weiter untersuchen.
* skeletal muscle index
Quelle: Ye Z et al. JAMA Netw Open 2023; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2023.28280
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).