
Neues Organ, neue Therapie, neues Risiko

Transplantierte mit hellem Hauttyp und hoher Sonnenexposition sind besonders hautkrebsgefährdet – ihr Risiko für ein kutanes Plattenepithelkarzinom (cSCC) ist um den Faktor 20- bis 200-mal höher als in der Normalbevölkerung. Damit einher geht auch eine erhöhte Mortalität. Essenziell ist daher die Primärprävention v.a. wenn bereits erste Anzeichen für Lichtschäden (Stadium 1) bestehen. Das Team aus 48 Dermatologen unter der Federführung von Dr. Paul Massey vom Department of Dermatology, Brigham and Women‘s Hospital, Harvard Medical School, Boston, betont diesbezüglich die Wichtigkeit von Aufklärung, UV-Schutz-Strategien inklusive Sonnenschutzmittel sowie die regelmäßige Überwachung der Haut.
Bestehen bereits aktinische Keratosen (Stadium 2a) sollte primär eine läsionsgerichtete Kryotherapie erfolgen, die bei ausbleibendem Erfolg wiederholt werden kann. Von einer oralen Chemoprävention wird abgeraten. Bei gruppierten multiplen Präkanzerosen (Stadium 2b), d.h. mindestens sechs voneinander abgrenzbaren AK in einer Körperregion/einem Hautfeld, wird eine Fluorouracil-basierte Feldtherapie als First-line-Therapie empfohlen. Bei besonders dicken Läsionen kann eine Kryotherapie vorgeschaltet werden. Auch hier sprechen sich die Experten noch gegen eine orale Chemoprävention aus.
Im Stadium 3 mit Feldkanzerisierung (zusätzlich zu multiplen AK zusammenhängende Areale mit Zeichen chronischer Lichtschädigung und Hyperkeratosen) sollte ebenfalls zuerst eine läsionsgerichtete und dann eine Fluorouracil-basierte Feldtherapie erfolgen. Eine Änderung des immunsuppressiven Regimes wird noch nicht für nötig gehalten.
Beim Stadium 4, definiert als erstes invasives kutanes Plattenepithelkarzinom mit niedrigem Risiko (AJCC bzw. BWH T1 Tumor) konnten sich die Experten auf keine gemeinsame Strategie einigen. Die Datenlage hierzu sei äußerst dürftig und man befinde sich daher in einer Art Schwebe, bis weitere Untersuchungen vorlägen, so die Autoren.
Stadium 5 wird charakterisiert durch das Vorhandensein multiple invasive Low-risk cSCC. Ist die Rate gering (1 cSCC pro Jahr) rät das Expertengremium zum Start einer oralen Chemoprävention mit Acitretin. Bei einer hohen Rate (10 cSCCs pro Jahr) sollte zusätzlich mit dem verantwortlichen Transplantationsteam über eine mögliche Modifikation der Immunsuppression diskutiert werden.
Das gleiche Vorgehen wird auch im Stadium 6 (high-risk cSCC) empfohlen. Dieses ist gekennzeichnet durch einen AJCC T3 bzw BWH 2b Tumor (6a) oder multiple zurückliegende cSCC mit niedrigerem Risiko (6b).
Bei den Empfehlungen handelt es sich um die Ergebnisse eines konsensusbasierten DELPHI-Verfahrens, nicht um eine Leitlinie, betonen die Experten. Es fehlen bislang kontrollierte Studien zum optimalen Vorgehen in diesen Situationen. Bis hier Ergebnisse vorliegen, sollen die Empfehlungen eine praktische Hilfe bieten.
Quelle: Massey PR et al. JAMA Dermatol 2021; DOI: 10.1001/jamadermatol.2021.3180
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).