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Neuroleptika und Benzodiazepine nur mit großer Vorsicht einsetzen

Zur Behandlung von Patienten mit leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz werden bevorzugt Donepezil, Galantamin und Rivastigmin eingesetzt. Die Acetylcholinesterase-Hemmer sind die erste Substanzgruppe, für die eine relevante Wirksamkeit bei kognitiven Defiziten infolge der Alzheimer-Erkrankung klar gezeigt wurde. Die Effekte beruhen auf einer Erhöhung der Konzentration von Acetylcholin im synaptischen Spalt, schreiben Mareike Kirsch und Prof. Dr. Christine von Arnim von der Abteilung für Geriatrie der Universitätsmedizin Göttingen.
Um einen optimalen Effekt zu erzielen, sollte die Behandlung unmittelbar nach Diagnosestellung starten. Mit langsamem Aufdosieren und der Einnahme zur Mahlzeit lassen sich typische unerwünschte Begleiterscheinungen wie Erbrechen und Durchfall vermeiden.
Begleitsymptome des geistigen Abbaus
- affektive Veränderungen wie Angst, Reizbarkeit, Depression
- Hyperaktivität/Enthemmung, z.B. Agitation, Impulsivität, repetitive Bewegungen
- psychotische Symptome, etwa Halluzinationen, Wahnvorstellungen, nächtliche Unruhe, Paranoia
- Apathie inkl. Essstörungen
Wenig Nebenwirkungen bei Memantin
Bei zerebralen Erkrankungen wie Morbus Alzheimer haben auch Störungen im glutamatergen System große Bedeutung. Entsprechend ist der NMDA*-Rezeptorantagonist Memantin für Patienten mit mittelgradiger bis schwerer Demenz zugelassen. Eine Metaanalyse belegt die Wirksamkeit der Substanz auf Kognition und Alltagsfunktionen sowie auf psychische Begleitsymptomatik und Verhaltensauffälligkeiten. Nebenwirkungen sind eher selten, am ehesten muss man mit Kopfschmerz, Schwindel, Schläfrigkeit und Hypertonie rechnen. Patienten mit schwerem M. Alzheimer, die bereits mit Acetylcholinesterase-Hemmern behandelt werden, können von zusätzlichem Memantin profitieren. Bei der medikamentösen Therapie der vaskulären Demenz steht die Verbesserung der zerebralen Perfusion an erster Stelle. Auch die Acetylcholinesterase-Hemmer und NMDA-Rezeptorantagonisten zeigen bei dieser Demenzform günstige Effekte auf die Kognition. Diese fallen zwar geringer aus als bei M. Alzheimer, dennoch halten die beiden Autorinnen die Off-Label-Verordnung im Einzelfall für vertretbar. Die gemischte Demenz, z.B. Alzheimer-Erkrankung plus Gefäßschaden, sollte wie die Alzheimer-Demenz angegangen werden. Zur Therapie bei leichter bis mittelschwerer Parkinson-Demenz wird Rivastigmin in Kapselform empfohlen. Die Wirkung der Pflasterapplikation bzw. anderer Acetylcholinesterase-Blocker ist noch nicht ausreichend belegt. Auch bei der Lewy-Körperchen-Demenz spielt das cholinerge Defizit eine wichtige Rolle. Entsprechend konnte für Donepezil und Rivastigmin eine Wirksamkeit auf Kognition und Alltagsaktivitäten belegt werden.Legendärer Wunderbaum
Medikamente bei demenziellen Erkrankungen | |
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Medikamente bei demenziellen Erkrankungen | Tageszieldosis und Einnahmeintervall |
Donepezil | 10 mg, einmal täglich (abends) |
Galantamin | Kapseln: 16–24 mg, einmal täglich (morgens) Lösung: 16–24 mg, auf zwei Dosen aufgeteilt |
Rivastigmin | Kapseln: 6–9 mg (bis zu 12 mg), auf zwei Dosen aufgeteilt Pflaster: 9,5–13,3 mg, einmal täglich |
Memantin | Tabletten: 20 mg, ein- oder zweimal täglich Tropfen: 20 mg, auf zwei Dosen aufgeteilt |
Antidepressiva sind gute Kombinationspartner
Auch Antidepressiva eignen sich zur Behandlung demenzbedingter Verhaltens-, Angst- und Zwangsstörungen. Aufgrund des günstigen Nebenwirkungsprofils sind selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer wie Citalopram und Paroxetin sowie reversible Monoaminoxidase-Hemmer und der Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Venlafaxin zu bevorzugen. Sie lassen sich gut mit Antidementiva kombinieren, bis zum Wirkbeginn vergehen aber mindestens zwei Wochen. Tri- und tetrazyklische Antidepressiva führen oft zur Verschlechterung der Kognition und Delir.* N-Methyl-D-Aspartat
Quelle: Kirsch M, Armin C. Dtsch Med Wochenschr 2022; 147: 157-164; DOI: 10.1055/a-1593-8205
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