Nicht immer Asthma oder COPD: Differentialdiagnosen bei Atemnot

Manuela Arand, Foto: pitopia, Ralf Woellner

Wenn Patienten rasch aus der Puste kommen, beißt die Diagnose oft zu schnell Asthma oder COPD. Äthiologisch kommen auch Herz und Gefäße in Betracht und das ändert die Therapie grundlegend!

Wenn Schmerz das häufigste Symptom darstellt, das Patienten zum Arzt treibt, folgt Atemnot wahrscheinlich an zweiter Stelle. Nur ist sie weit weniger gut beforscht und sperriger im Management: Wenn ein Patient Schmerzen äußert, fängt die Ursachenforschung dort an, wo es wehtut – wo bei Dyspnoe beginnen?

Im Mittelpunkt der ersten diagnostischen Überlegungen bei akuter Atemnot stehen selbstverständlich Herz und Lunge. Zwar würde man beim Herzinfarkt nicht an die Dyspnoe als Kardinalsymptom denken, aber eine niedrige Auswurfleistung kann über die periphere Minderdurchblutung einen Laktatanstieg auslösen, der seinerseits den Atemantrieb steigert, erklärte Professor Dr. F. Joachim Meyer, Chefarzt der Pneumologie und Pneumologischen Onkologie am Klinikum München-Bogenhausen.

Atemnot auch am Herz suchen

Zudem führt der pulmonal-venöse Rückstau zur Ödembildung in der Lunge und konsekutiv auch zur Hypoxämie. Wichtig ist, sich nicht auf vermeintlich stimmige Diagnosen zu verlassen. Atemnot bei einem Patienten mit bekannter Asthmaerkrankung kann natürlich auf eine akute Attacke zurückzuführen sein. Asthma erhöht aber auch das Risiko thromb­embolischer Komplikationen, vor allem von Lungenembolien, wie eine große Studie ergab.

Bei chronischer Dyspnoe sollte man sich die Atemnot ganz genau beschreiben lassen: Wann tritt sie auf, wie fühlt sie sich an, welche anderen Symptome begleiten sie? Die Spirometrie hilft als einfaches, breit verfügbares Verfahren, erste Weichen zu stellen für die weitere Diagnostik: Ist die Atemmechanik normal, gilt es, per EKG und Echokardiographie nach Anzeichen für eine strukturelle Herzerkrankung zu suchen und eine pulmonale Gefäßerkrankung auszuschließen.

Chronische Dyspnoe: ausführliche Anamnese führt auf die Spur

Bei normaler Lungenfunktion kommt auch eine psychosomatische Genese der Luftnot infrage. „Wir finden nichts, Sie haben nichts – das ist ein Schluss, der uns nicht zusteht“, betonte Prof. Meyer. Ergibt die Spirometrie eine restriktive Ventilationsstörung, folgt die Bildgebung.

Differenzialdiagnostisch kommen beispielsweise die Lungenfibrose, der Pneumothorax oder ein Pleuraerguss infrage, aber auch neuromuskuläre Erkrankungen wie die Phrenicusparese, die die Atemmuskulatur schwächen. Bei obstruktivem Störungsbild muss vor allem zwischen COPD und Asthma differenziert werden. Hier hilft der Broncho­spasmolysetest weiter – fixierte Obstruktion: wahrscheinlich COPD, reversible Obstruktion: wahrscheinlich Asthma.

Abschließend warnte der Referent noch einmal eindringlich davor, einfach auf das Vordergründigste zu bauen, und nannte zwei Beispiele. „Das rote Spray hilft mir am besten“, klingt für Pneumologen nach einem Beta-2-Agonisten. Kardiologen wissen: Damit kann genauso Nitrospray gemeint sein.

Spirometrie sichert Diagnose

Und ein langjähriger Raucher mit Atemnot – da ist die Schublade COPD schnell geöffnet. Der Mann klagte aber dazu über Schwindel und hatte tatsächlich eine schwere Aortenstenose. „Bleiben Sie bitte mit dem Weitwinkelobjektiv unterwegs, auch bei scheinbar klarer Diagnose“, mahnte Prof. Meyer.

Quelle: 55. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, Bremen, 2014

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