Niedrigrisiko-Prostatakarzinom: Stereotaxie mit ersten Daten

Josef Gulden

Die stereotaktische Bestrahlung wird mittlerweile auch beim Niedrigrisiko-Prostatakarzinom immer häufiger eingesetzt. Die stereotaktische Bestrahlung wird mittlerweile auch beim Niedrigrisiko-Prostatakarzinom immer häufiger eingesetzt. © iStock/Dr_Microbe

Die stereotaktische Bestrahlung bei Patienten mit Niedrigrisiko-Prostatakarzinom ist zwar in einigen Zentren schon im Einsatz. Studiendaten waren aber bisher Mangelware. Nun wurden zwei stark hyperfraktionierte Bestrahlungspläne geprüft.

Die stereotaktische Radiotherapie ist ein Verfahren, mit dem sich mit großer räumlicher Präzision eine hohe Strahlendosis verabreichen und gleichzeitig umgebendes gesundes Gewebe schonen lässt. Gegenüber der Brachytherapie hat es den Vorteil geringerer Invasivität. Es verwundert daher nicht, dass die stereotaktische Bestrahlung mittlerweile auch beim Niedrigrisiko-Prostatakarzinom immer häufiger eingesetzt wird. Denn hier gilt es, in einem komplizierten anatomischen Umfeld wichtige benachbarte Strukturen möglichst zu schonen.

Weil die stereotaktische Radiotherapie in dieser Indikation bisher vor allem an großen akademischen Zentren eingesetzt wurde, haben zwei US-amerikanische Studiengruppen sie jetzt in zwei zwar nur einarmigen, aber multizentrischen Phase-II-Studien erprobt. In beiden Studien wurden Patienten mit niedrigem oder intermediärem Risiko eingeschlossen; im einen Fall waren es 259 Patienten in 18,1 im anderen Fall 309 Patienten in 21 Zentren.2

Wenige Sitzungen, aber hohe Strahlendosen

Die stereotaktische Bestrahlung hat unter anderem den Vorteil, dass sich hier ein stark hyperfraktionierter Bestrahlungsplan realisieren lässt, bei dem die Patienten in nur wenigen Sitzungen mit hohen Strahlendosen behandelt werden: In der einen Studie waren es 38 Gy in vier Fraktionen, in der anderen 40 Gy in fünf Fraktionen.

Kurze Bestrahlung außerordentlich wirksam

Die kurze, einfache Strahlenbehandlung scheint bei Prostatakarzinom-Patienten mit niedrigem oder intermediärem Risiko außerordentlich wirksam zu sein. Dabei ist anzumerken, dass aufgrund des einarmigen Studiendesigns Vergleiche mit anderen Modalitäten wie etwa der intensitätsmodulierten Radiotherapie schwierig sind. Dazu laufen derzeit allerdings zwei randomisierte Multicenter-Studien. Die sehr niedrigen resultierenden medianen PSA-Werte in der einen Studie deuten auf eine vollständige Ablation der Prostata bei den meisten behandelten Patienten hin.

Beide Studien bestätigen sehr gute Verträglichkeit

In beiden Studien war die Wirksamkeit hoch: In Studie 1 lagen die Fünf-Jahres-Raten für Freiheit von biochemischem Versagen (d.h. von PSA-Anstieg) bei 100 % für Niedrigrisiko-Patienten und bei 88,5 % für solche mit intermediärem Risiko; der mediane PSA-Wert sank von zunächst 5,12 auf 0,1 ng/ml nach mehr als 42 Monaten. In Studie 2 lagen die Fünf-Jahres-Raten für krankheitsfreies Überleben für beide Strata etwas über 97 %. Die Behandlung war ausgezeichnet verträglich: In beiden Studien waren die Raten für Grad-3-Toxizitäten im Bereich von 1–2 %, Grad-4-Nebenwirkungen kamen in deutlich unter 1 % der Fälle (Studie 1) bzw. gar nicht (Studie 2) vor. Dabei überwogen Toxizitäten im urogenitalen Bereich, gastrointestinale Nebenwirkungen wurden maximal mit Grad 2 verzeichnet.

Quellen:
1. Fuller DB et al. Eur Urol 2018; doi: 10.1016/j.euo.2018.06.013
2. Meier RM et al. Int J Radiation Oncol Biol Physics 2018; 102: 296-303

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Die stereotaktische Bestrahlung wird mittlerweile auch beim Niedrigrisiko-Prostatakarzinom immer häufiger eingesetzt. Die stereotaktische Bestrahlung wird mittlerweile auch beim Niedrigrisiko-Prostatakarzinom immer häufiger eingesetzt. © iStock/Dr_Microbe