Prostatakarzinom: Weniger Fernmetastasen durch Androgenrezeptor-Blockade

Josef Gulden

Die Androgenrezeptor-Blockade durch Apalutamid zeigte in einer Phase-II-Studie bereits ein anhaltendes PSA-Ansprechen. Die Androgenrezeptor-Blockade durch Apalutamid zeigte in einer Phase-II-Studie bereits ein anhaltendes PSA-Ansprechen. © iStock/jarun011

Bei Patienten mit kastrationsresistentem, nicht-metas­tasiertem Prostatakarzinom ist die Verhinderung einer Fernmetastasierung ein wichtiges Ziel. In der Phase-III-Studie SPARTAN wurde nun das neue, nicht-steroidale Anti-Androgen Apalutamid im Vergleich zu Placebo bei Patienten mit aggressiven Tumoren getestet.

In der SPARTAN-Studie wurden 1207 Patienten mit einem nicht-metastasierten Hochrisiko-Prostatakarzinom und einer PSA (prostataspezifisches Antigen)-Verdopplungszeit von höchstens zehn Monaten im Verhältnis 2:1 randomisiert, entweder Apalutamid in einer Dosierung von 240 mg/d oder Placebo zu erhalten. Parallel dazu wurde bei allen Patienten die bereits zuvor gegebene Androgendeprivation fortgeführt. Primärer Endpunkt war das metastasenfreie Überleben, definiert als die Zeit zwischen der Randomisierung und dem ersten Auftreten von Fernmetastasen in der Bildgebung oder dem Tod.

Metastasenfreies Überlebenmehr als verdoppelt

Die jetzt publizierte primäre Analyse wurde durchgeführt, nachdem bei knapp einem Drittel der Patienten ein solches Ereignis aufgetreten war. Der Medianwert des metastasenfreien Überlebens lag dabei im Apalutamid-Arm mit 40,5 Monaten mehr als doppelt so hoch wie im Placeboarm mit 16,2 Monaten. Das Risiko für Metastasierung oder Tod wurde damit durch den Rezeptorblocker um beinahe drei Viertel reduziert (Hazard Ratio 0,28; 95%-Konfidenzintervall 0,23–0,35; p  < 0,001).

Auch sämtliche sekundäre Endpunkte wurden durch die Behandlung signifikant verbessert: So wurde das Risiko für eine symptomatische Progression mehr als halbiert (HR 0,45; p < 0,001), ähnlich das Risiko für eine weitere Progression nach einer gegebenenfalls erforderlichen Folgetherapie (HR 0,49; 95 %-KI 0,36–0,66). Letzteres bedeutet, dass der Nachteil einer Nicht-Behandlung mit Apalutamid durch die Folgetherapie nicht wettgemacht werden konnte. Beim Gesamtüberleben war ein Trend zugunsten des Rezeptorblockers zu erkennen, der allerdings noch nicht signifikant ausfiel (HR 0,70; p = 0,07). Besonders deutlich war der Effekt der Therapie auf das Risiko für eine biochemische Progression, d.h. einen weiteren Anstieg der PSA-Werte (HR 0,06; 95%-KI 0,05–0,08). Der Vorteil der Apalutamid-Therapie war in allen untersuchten Subgruppen praktisch identisch, insbesondere auch bei Patienten mit positiven Becken-Lymphknoten bei Einschluss in die Studie, die laut Protokoll zugelassen waren. Die Autoren geben zu bedenken, dass das wichtigste Einschlusskriterium, nämlich ein hohes Risiko für eine Metastasierung, nur anhand der PSA-Verdopplungszeit bestimmt worden war. Weiter fortgeschrittene Bildgebungsverfahren wie ein PSMA-PET hätten es ermöglicht, sicherlich vorhandene Patienten mit bereits vorliegenden, aber in der normalen Bildgebung nicht sichtbaren Metastasen zu identifizieren und auszuschließen.

Apalutamid könnte auch bei Hochrisikopatienten wirken

Dass solche Patienten aber höchstwahrscheinlich auch von der Apalutamid-Therapie profitieren, ergibt sich daraus, dass Patienten mit positiven Becken-Lymphknoten mit einer Hazard Ratio von 0,15 tendenziell sogar länger frei von Fernmetastasen blieben als diejenigen mit N0-Status (HR 0,33). Apalutamid kann also bei Hochrisiko-Patienten mit nicht-metastasiertem, aber kastrationsresistentem Prostatakarzinom das Risiko für die Entwicklung von Fernmetastasen und für eine symptomatische Progression signifikant reduzieren, schließen die Autoren.

Quelle: Smith MR et al. N Engl J Med 2018, Feb 8; doi: 10.1056/NEJMoa1715546

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Die Androgenrezeptor-Blockade durch Apalutamid zeigte in einer Phase-II-Studie bereits ein anhaltendes PSA-Ansprechen. Die Androgenrezeptor-Blockade durch Apalutamid zeigte in einer Phase-II-Studie bereits ein anhaltendes PSA-Ansprechen. © iStock/jarun011
Patienten, die mit Apalutamid behandelt wurden, zeigten im Median ein um gut zwei Jahre verlängertes metastasenfreies Überleben. Patienten, die mit Apalutamid behandelt wurden, zeigten im Median ein um gut zwei Jahre verlängertes metastasenfreies Überleben.