Lokalisiertes Prostatakarzinom wächst problemlos vor sich hin

Dr. Andrea Wülker

Unter operierten Patienten gibt es mehr Fälle von Inkontinenz und erektiler Dysfunktion als bei der Monitorgruppe. Unter operierten Patienten gibt es mehr Fälle von Inkontinenz und erektiler Dysfunktion als bei der Monitorgruppe. © fotolia/Africa Studio

Männer, die aufgrund eines Prostatakarzinoms unters Messer kamen, scheinen keinen Überlebensvorteil gegenüber Patienten zu haben, bei denen abgewartet wurde. Sie klagen sogar häufiger über eine eingeschränkte Lebensqualität.

Im Rahmen der PIVOT-Studie wurden 731 Männer mit lokalisiertem Prostatakarzinom in den Jahren 1994 bis 2002 randomisiert entweder einer radikalen Prostatektomie oder einem Monitoring zugeführt. Nach einer Nachbeobachtungszeit von mindestens zwölf bis maximal 19,5 Jahren wertete ein Autorenteam um Professor Dr. Timothy­ J. Wilt­ vom Minneapolis Veterans Affairs Health Care System and Center for Chronic Disease Outcomes Research der University of Minnesota in Minneapolis die Daten erneut aus.

Während des Follow-ups starben insgesamt 61,3 % der operierten und 66,8 % der observierten Patienten. Bei 7,4 % der Prostatektomie- und 11,4 % der Monitoringgruppe ließ sich der Tod auf das Prostatakarzinom oder dessen Behandlung zurückführen.

Möglicherweise war das chirurgische Vorgehen bei Männern mit Intermediate-risk-Karzinom mit einer geringeren Gesamtmortalität assoziiert, nicht jedoch bei Männern mit hohem oder niedrigem Risiko. Allerdings stellten die Untersucher häufiger eine Krankheitsprogression bei den nicht-operierten Patienten fest (68,4 % vs. 40,9 %), wobei es sich in der Mehrzahl der Fälle um ein lokales Fortschreiten handelte, das bei etwa der Hälfte asymptomatisch verlief.

Andererseits traten Nebenwirkungen wie Harninkontinenz, erektile bzw. sexuelle Dysfunktion nach Prostatektomie laut einem Patientenfragebogen innerhalb von zehn Jahren öfter auf als in der beobachteten Gruppe. Und innerhalb der ersten beiden Jahre kämpften die operierten Männer häufiger als die nicht-operierten mit krankheits- bzw. therapiebedingten Einschränkungen von Alltagsaktivitäten.

Die Autoren fordern, Übertherapien zu vermeiden und das Kosten-Nutzen-Verhältnis einer radikalen Prostatektomie insbesondere für Männer mit durch PSA-Screenings erkanntem Low-risk-Prostatakarzinom genauer abzuwägen.

Quelle: Wilt TJ et al. N Engl J Med 2017; 377: 132-142

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Unter operierten Patienten gibt es mehr Fälle von Inkontinenz und erektiler Dysfunktion als bei der Monitorgruppe. Unter operierten Patienten gibt es mehr Fälle von Inkontinenz und erektiler Dysfunktion als bei der Monitorgruppe. © fotolia/Africa Studio