Radikale Prostatektomie: Welche Männer von dem Eingriff profitieren

Dr. Andrea Wülker

Die radikale Prostatektomie erweist sich als sinnvoller gegenüber der konservativen Therapie hinsichtlich mittel- und langfristiger Überlebenschancen. Die radikale Prostatektomie erweist sich als sinnvoller gegenüber der konservativen Therapie hinsichtlich mittel- und langfristiger Überlebenschancen. © fotolia/ horizont21

Für Männer, die ein Prostatakarzinom mit niedrigem oder mittlerem Risiko aufweisen, eignet sich die radikale Prostatektomie. In ausgewählten Fällen ist der Eingriff auch bei lokal fortgeschrittenen Tumoren möglich.

Bei einem Prostatakarzinom erzielt die radikale Prostatektomie im Vergleich zur konservativen Therapie einen Vorteil im Gesamt- und im krebsspezifischen Überleben. Eine „harte“ Altersgrenze für den Eingriff besteht nicht, doch sollten eventuelle Begleit­erkrankungen des Patienten noch eine Lebenserwartung von mindestens zehn Jahren erlauben.

Im Hinblick auf das Überleben profitieren Männer unter 65 Jahren und Patienten mit Tumoren mit mittlerem Risiko am meisten von der radikalen Prostatektomie, schreibt Professor Dr. Hubert John von der Klinik für Urologie am Kantonsspital Winterthur. Das krebsspezifische Überleben bei niedrigen und mittleren Risiko-Karzinomen liegt zehn Jahre nach der Eingriff bei 90 % bis 100 %.

Es gibt unterschiedliche Op.-methoden. Die retropubische und die perineale Prostatektomie sind offen-chirurgische Verfahren. In den letzten Jahren hat sich die roboterassistierte laparoskopische radikale Prostatektomie immer mehr durchgesetzt. Der minimal-invasive Eingriff verspricht u.a. weniger Komplikationen, kürzere Hospitalisation sowie besseren Erhalt von Kontinenz und Potenz.

Leistenlymphknoten bleiben im frühen Stadium drin

Patienten mit Prostatakarzinom mit niedrigem oder mittlerem Risiko sowie einer Lebenserwartung von mindestens zehn Jahren soll eine radikale Prostatektomie angeboten werden. Die Entscheidung für einen Eingriff ist dabei abhängig von Progressionswahrscheinlichkeit, funktionellen Nebenwirkungen und Überlebensvorteil. Da das Metastasierungsrisiko beim Karzinom mit niedrigem Risiko unter 5 % liegt, ist das Entfernen von Leistenlymphknoten nicht nötig. Bei Patienten mit klinisch unbedeutsamen Tumoren reicht eine Überwachung (Active surveillance) aus. Risikorechner helfen bei der Therapieentscheidung zusätzlich.

Klinisch organbegrenzte, tastbare und radiologisch sichtbare Karzinome mit mittlerem Risiko neigen hingegen zur Progression und benötigen eine kurative Therapie. Zusätzlich ist bei ihnen eine ausgedehnte Lymphknotenentfernung indiziert, diese sind in 4 % bis 20 % der Fälle beteiligt. Ohne Behandlung sterben binnen zehn Jahren 13 % der Männer. Im Rahmen der radikalen Prostatektomie bei Tumoren niedrigen oder mittleren Risikos ist es wichtig, die neurovaskulären Bündel möglichst zu schonen, um u.a. die Potenz zu erhalten. Bei klinisch organbegrenztem Prostatakarzinom gelingt das in den meisten Fällen.

Definition der Risikograde
RisikoTumorgrößePSAGleasonscore
niedrigcT1–2a< 10 ng/ml< 7
mittelcT1–2b10–20 ng/ml7
hoch≥ cT1–2c10–20 ng/ml> 7

Bei Hochrisiko-Karzinomen der Prostata werden oft multimodale Therapiekonzepte in Tumorboards erarbeitet. Falls klinisch eine kurative Therapiemöglichkeit besteht, ermöglicht die radikale Prostatektomie bei Tumoren mit einem Gleason-Score von 8 bis 10 ein krebsspezifisches 10-Jahres-Überleben von 84 % bis 88 %, mit einem PSA > 20 ng/ml von 83 % bis 91 %. Liegt ein cT3-Tumor vor, ist die radikale Prostataentfernung umstritten. Denn der Eingriff erhöht die Wahrscheinlichkeit für tumorpositive Resektionsränder, Lymphknotenmetastasen und einen PSA-Relaps.

Spätere Infiltration könnte verhindert werden

Auf der anderen Seite kann er zu einer guten lokalen Tumorkontrolle führen und eine spätere Infiltration in Blasenboden und Rektumvorderwand verhindern. Soll eine Prostatektomie bei einem lokal fortgeschrittenen Karzinom mit positivem Lymphknotenstatus erfolgen, ist eine adjuvante Hormontherapie der Standard. Eine neoadjuvante Behandlung hingegen ist nicht indiziert.

John H. J Urol Urogynäkol 2017; 24: 17-20

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Die radikale Prostatektomie erweist sich als sinnvoller gegenüber der konservativen Therapie hinsichtlich mittel- und langfristiger Überlebenschancen. Die radikale Prostatektomie erweist sich als sinnvoller gegenüber der konservativen Therapie hinsichtlich mittel- und langfristiger Überlebenschancen. © fotolia/ horizont21