Frühes Prostatakarzinom: die Qual der Wahl bei der Therapieform

Dr. Anne Benckendorff

Für Patienten mit Prostata-Ca gilt es zwischen Strahlentherapie, radikaler Prostatektomie oder aktiver Überwachung abzuwägen. Für Patienten mit Prostata-Ca gilt es zwischen Strahlentherapie, radikaler Prostatektomie oder aktiver Überwachung abzuwägen. © fotolia/bittedankeschön

Beim frühen Prostatakarzinom reichen die Therapieoptionen von der aktiven Überwachung bis zur radikalen Resektion. In zwei Studien wurde untersucht, mit welchen Nebenwirkungen die Patienten zu rechnen haben.

In die erste Studie1 wurden 1141 Männer eingeschlossen. Davon wurden 27,5 % aktiv überwacht und 41,1 % erhielten eine radikale Prostatektomie. 21,8 % bekamen eine externe Strahlentherapie und 9,6 % eine Brachytherapie, schreiben Dr. Ronald C. Chen und Kollegen von der University of North Carolina in Chapel Hill. Vor Therapiebeginn sowie nach 3, 12 und 24 Monaten wurde die Lebensqualität der Teilnehmer mit den Prostate Cancer Symptoms Indices beurteilt. Diese enthalten vier Domänen: sexuelle Dysfunktion, Obstruktion und Irritation der Blase, Harn­inkontinenz und Darmprobleme.

Lebensqualität auf lange Sicht ähnlich

In der prospektiv beobachteten Kohorte war die radikale Prostatektomie mit einer schlechteren sexuellen Funktion und Kontinenz assoziiert als die aktive Überwachung. Zudem waren bei externer Bestrahlung und Brachytherapie Obstruktion und Irritation der Blase stärker ausgeprägt. Schließlich ging die externe Radiatio auch kurzfrisig mit vermehrten Darmproblemen (z.B. Stuhldrang) einher. Nach 24 Monaten bestanden jedoch kaum noch Unterschiede zwischen den einzelnen Therapie­formen und der Überwachung.

In der zweiten Studie2 wurden 2250 Männer mit lokalisiertem frühem Prostatakarzinom über drei Jahre nachbeobachtet. Von ihnen erhielten 59,7 % eine radikale Prostatektomie, 23,5 % eine externe Strahlentherapie, und 16,8 % wurden aktiv überwacht, schreibt das Team um Daniel A. Barocas vom Vanderbilt University Medical Center in Nashville. Zum Nachweis von Nebenwirkungen wurde der Expanded Prostate Cancer Index Composite verwendet.

Nach drei Jahren zeigte sich, dass die radikale Prostatektomie mit einer schlechteren sexuellen Funk­tion sowie einer stärker ausgeprägten Harninkontinenz assoziiert war als die externe Strahlentherapie und die Überwachung. Hinsichtlich Darmsymptomen, hormoneller Funktion und auch der gesundheitsbezogenen Lebensqualität bestanden nach zwölf Monaten keine Unterschiede mehr zwischen den Behandlungsgruppen.

Zeit nehmen, um Vor- und Nachteile abzuwägen

Für Arzt und Patient bedeuten die Ergebnisse, dass sie sich Zeit nehmen sollten, um die Vor- und Nachteile der einzelnen Therapien – auch unter Berücksichtigung der zu erwartenden Nebenwirkungen – abzuwägen. Hier bestehen vor allem kurzfristig Unterschiede, wobei die Probleme bei einem Teil der Patienten auch langfristig andauern können, kommentieren Dr. Freddie C. Hamdy, Universität Oxford, und seine Kollegin.3

Allerdings ist auch bei aktiver Überwachung eine natürliche Abnahme der sexuellen Funktion und eine Steigerung der Harninkontinenz zu erwarten. Die Kommentatoren heben weiterhin hervor, dass diese Ergebnisse bemerkenswert konsistent mit älteren Studienergebnissen aus Zeiten vor der Einführung moderner Therapiemöglichkeiten sind.

1 Chen RC et al. JAMA 2017; online first
2 Barocas DA et al. a.a.O.
3 Hamdy FC et al. a.a.O.

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Für Patienten mit Prostata-Ca gilt es zwischen Strahlentherapie, radikaler Prostatektomie oder aktiver Überwachung abzuwägen. Für Patienten mit Prostata-Ca gilt es zwischen Strahlentherapie, radikaler Prostatektomie oder aktiver Überwachung abzuwägen. © fotolia/bittedankeschön