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Prostata-Ca - Nach 20 Jahren Studie ein klares Ergebnis

Bei mehr als jedem dritten Patienten mit einem lokalisierten Prostatakarzinom kommt es nach radikaler Prostatektomie zu einem biochemischen Rezidiv in Form eines PSA-Anstiegs. In großen retrospektiven Studien wurde gezeigt, dass Patienten in dieser Situation nach einer Salvage-Bestrahlung länger krebsfrei bleiben. Bei etwa 50 % kommt es aber trotz der Strahlentherapie zur Krankheitsprogression – insbesondere bei sehr aggressiven Tumorformen. Somit stellt sich die Frage, ob eine zusätzliche Androgen-Deprivation oder antiandrogene Therapie die Prognose verbessern könnte.
Salvage-Strahlentherapie wird häufig vernachlässigt
An der doppelblinden, randomisierten Studie von Dr. William U. Shipley vom Massachusetts General Hospital in Boston nahmen 760 Patienten teil, bei denen zwischen 1998 und 2003 wegen eines lokalisierten Prostatakarzinoms (T2 oder T3, ohne Lymphknotenbeteiligung) eine Prostatektomie mit Lymphadenektomie durchgeführt worden war und danach wieder nachweisbare PSA-Spiegel (0,2–4,0 ng/ml) auftraten. Bei allen Patienten wurde die übliche Salvage-Strahlentherapie durchgeführt. Eine Gruppe erhielt während und nach der Strahlentherapie zusätzlich über 24 Monate das Antiandrogen Bicalutamid, die andere Placebo.1
Wer profitiert?
- Besonders profitierten Patienten mit ungünstigen prognostischen Faktoren wie hohem Gleason- Score, höheren Ausgangs-PSASpiegeln und positiven Tumorrändern von der antiandrogenen Therapie.
- Insgesamt mussten 20 Patienten mit Bicalutamid behandelt werden, um einen Todesfall innerhalb von 12 Jahren zu verhindern, berechneten die Autoren.
- Nach 12 Jahren lag die Gesamtüberlebensrate in der Bicalutamid-Gruppe bei 76,3 %, in der Placebo-Gruppe bei 71,3 % (p = 0,04).
- Innerhalb der 12 Jahre waren in der Bicalutamid-Gruppe 5,8 % der Patienten am Prostatakarzinom verstorben, in der Kontrollgruppe 13,4 % (p < 0,001).
- Auch die kumulative Inzidenz an Fernmetastasen war in den 12 Jahren nach Bicalutamid-Therapie geringer (14,5 vs. 23,0 %; p = 0,005)
- und es kam seltener zu einem zweiten biochemischem Rezidiv (44 vs. 67,9 %; p < 0,001).
Seit Beginn der Studie ist viel Zeit vergangen und GnRH-Agonisten haben Bicalutamid (in der Dosierung von 150 mg/d) als Therapie der ersten Wahl weitgehend verdrängt. Auch in der Strahlentherapie wurden Fortschritte gemacht, was wahrscheinlich zu noch besseren Ergebnissen führt, schreibt Dr. Ian M. Thompson, Jr., Christus Santa Rosa Hospital – Medical Canter, San Antonio, in einem Editorial.2
Trotz der klaren Evidenz und der Empfehlung in Leitlinien werde die Salvage-Strahlentherapie bei biochemischen Rezidiven im klinischen Alltag aber oft vernachlässigt bzw. herausgezögert, kritisiert der Experte. Die in der Studie erzielten guten Ergebnisse in Kombination mit einer antiandrogenen Therapie lassen sich aber nur erreichen, wenn mit der Strahlentherapie nach PSA-Anstieg ohne Verzögerung begonnen wird.
Quelle:
1. Shipley WU et al. N Engl J Med 2017; 367: 417–428
2. Thompson IM. N Engl J Med 2017; 367: 484–485
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