Bipolare Androgentherapie beim metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom

Josef Gulden

Die bipolare Androgen-Therapie scheint eine sichere Methode zur Remission eines CRPC zu sein. Die bipolare Androgen-Therapie scheint eine sichere Methode zur Remission eines CRPC zu sein. © iStock/Dr_Microbe

Ein kastrationsresistentes Prostatakarzinom (CRPC), das nach Enzalutamid progredient ist, spricht schlecht auf weitere androgengerichtete Therapien an. Paradoxerweise gibt es Hinweise auf positive Effekte eines schnellen zyklischen Schwankens zwischen hohen und niedrigen Serumtestosteron-­Titern – einer sogenannte bipolare Androgen-Therapie.

Nach vielversprechenden Ergebnissen einer Pilotstudie initiierten Onkologen und Urologen eine Phase-II-Studie an der Johns Hopkins University in Baltimore, in der dieser Ansatz näher untersucht werden sollte. Patienten der Kohorte, über die in der jetzt vorliegenden Publikation berichtet wird, hatten ein CRPC, höchstens zwei Zweitlinien-Hormontherapien erhalten und mussten zuletzt unter Enzalutamid eine Progression mit einem kontinuierlichen PSA-Anstieg gezeigt haben.

Zur Durchführung der bipolaren Androgen-Therapie bekamen sie unter Beibehaltung der Behandlung mit einem LHRH-Agonisten alle vier Wochen 400 mg Testosteron-Cipionat intramuskulär bis zu einem mehr als 25%igen Anstieg des PSA oder einer klinisch oder radiologisch erkennbaren Progression der Erkrankung. Darauf wurde das Androgen abgesetzt und es erfolgte eine vierwöchige Washout-Periode, bis die Testosteron-Werte auf Kas­trationsniveau zurückgegangen waren.

Daraufhin erhielten die Patienten wieder Enzalutamid mit 160 mg/d und Dosisanpassungen entsprechend der Zulassung. Der PSA-Wert zu Beginn der Enzalutamid-Einnahme diente als Ausgangspunkt für die Bewertung des Ansprechens auf den Androgenrezeptor-Antagonisten. Koprimäre Endpunkte waren eine mindestens 50%ige Abnahme unter der Androgen- bzw. unter der erneuten Enzalutamid-Therapie:

  • Bei neun der 30 Patienten in dieser Kohorte ging das PSA bereits während der Testosteron-Therapie um mindestens 50 % zurück.
  • Von den 29 Patienten, die die bipolare Androgen-Therapie beendeten, unterzogen sich 21 der Reexposition gegenüber Enzalutamid; 15 von ihnen reagierten darauf mit einer mindestens 50%igen PSA-Abnahme.
  • Die wichtigste Grad-3/4-Nebenwirkung war ein Hypertonus bei drei Patienten, ansonsten traten bei jeweils einem Patienten eine Lungenembolie, ein Myokardinfarkt, eine Harnwegsobstruktion, Gallensteine und eine Sepsis vom Grad 3 oder 4 auf.
  • Es gab keine Todesfälle, die auf die experimentelle Behandlung zurückgeführt werden konnten.

Die bipolare Androgen-Therapie scheint demnach eine sichere Methode zu sein, mit der sich bei den meisten Patienten eine Remission eines CRPC bzw. eine Resensibilisierung gegenüber Enzalutamid erreichen lässt, so das Fazit der Autoren.

Quelle: Teply BA et al. Lancet Oncol 2018; 19: 76-86

Weitere Studien zur bipolaren Androgentherapie

In zwei weiteren Kohorten der Studie, die noch nicht auswertbar sind, wird die bipolare Androgentherapie bei Patienten nach Abirateron­acetat-Behandlung sowie solchen mit De-novo-CRPC getestet. Auch darüber hinaus wird der klinische Nutzen des Ansatzes untersucht, beispielsweise in einer randomisierten Studie, in der bei Patienten, die unter Abirateron progredient sind, die bipolare Androgen-Therapie mit der alleinigen Gabe von Enzalutamid verglichen werden soll. Ein möglicher Vorteil dieser Strategie könnte das Aufschieben einer Chemotherapie sein, die bislang die Therapie der Wahl nach Versagen hormoneller Behandlungen darstellt.

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Die bipolare Androgen-Therapie scheint eine sichere Methode zur Remission eines CRPC zu sein. Die bipolare Androgen-Therapie scheint eine sichere Methode zur Remission eines CRPC zu sein. © iStock/Dr_Microbe