
Diabetes macht den Prostatakrebs besonders aggressiv

Populationsbezogene Studien zeigen eine etwa 10 % niedrigere Inzidenz von Prostatakarzinomen bei Menschen mit Diabetes, berichtete Privatdozent Dr. Martin Heni, Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen, Universität Tübingen. Die Sterblichkeit an diesem Tumor ist bei diesen Patienten aber signifikant höher, wie kürzlich eine große Langzeitstudie gezeigt hat (Hazard Ratio 1,23, p < 0,0001).
Das unterscheidet das Prostatakarzinom von anderen Tumoren: „Bei den übrigen Krebserkrankungen ist es für die Prognose nicht von Bedeutung, ob der Patient noch einen Diabetes hat oder nicht“, so Dr. Heni. Die Tübinger Forscher haben kürzlich die Daten ihrer eigenen Prostatektomie-Patienten zusammengefasst und dabei festgestellt, dass insgesamt weniger Diabetespatienten darunter waren, als man erwarten würde. Diejenigen mit Diabetes hatten aber bei Diagnose zehnmal so häufig bereits Lymphknoten-Metastasen und mehr als doppelt so häufig Hochrisiko-Tumoren.
Man fragt sich: Was macht das Prostatakarzinom dieser Patienten so aggressiv? Die Wissenschaftler untersuchten dies an einer prospektiven Kohorte, von der umfassende Daten zum Tumor und zum Stoffwechsel erhoben wurden. Das Ergebnis: Schuld sind weder Insulin und Insulinresistenz noch Hyperglykämie oder Dyslipidämie. Unterschiede zu Patienten ohne Diabetes fanden sich dagegen beim Insulinrezeptor und den Sexualhormonen.
Isoform A des Insulinrezeptors sorgt für mehr Wachstumsreize
Bei den Insulinrezeptoren exprimieren Erwachsene normalerweise fast nur die Isoform B, die im Unterschied zum A-Rezeptor kein IGF bindet. Im Prostatakarzinom der Diabetespatienten dagegen kommt es zu einer Verschiebung zum A-Rezeptor, sodass IGF mehr Wachstumsreize setzen kann. „Insulin und IGF haben im Karzinom deutlich stärkere mitogene und proliferative Effekte als in der gesunden Prostata“, erklärte Dr. Heni.
Verstärktes Insulin-Signalingstimuliert Androgenrezeptor
Auch die Androgenrezeptoren sind bei Patienten mit Diabetes im Prostatakarzinom überexprimiert, wodurch die Spiegel des Tumormarkers PSA höher sind als bei stoffwechselgesunden Karzinompatienten. Bei Menschen mit Diabetes stehen Insulin- und Androgenrezeptor im Wechselspiel, sodass verstärktes Insulin-Signaling den Androgenrezeptor hochreguliert.
Außerdem ist die Steroidbiosynthese im Tumor so verändert, dass Modulatoren, die den Estrogenrezeptor schützen, weniger gebildet und verstärkt abgebaut werden. All diese Faktoren können die Prognose negativ beeinflussen.
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).