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Orale fäkale Mikrobiota-Therapie lässt Betroffene länger leben

Graft-versus-Host-Erkrankungen (GvHD) gehören zu den diffizilsten Komplikationen nach einer allogenen Stammzelltransplantation. Zumindest soweit der Gastrointestinaltrakt involviert ist, scheinen Störungen des Darmmikrobioms dabei eine zentrale Rolle zu spielen. Studien zufolge eignet sich die Transplantation fäkaler Mikroorganismen zur Behandlung einer therapierefraktären GvHD. Forschende prüften nun, ob die Gabe von Kapseln mit solchen Bakterien auch zur Behandlung einer neu diagnostizierten akuten GvHD des unteren Gastrointestinaltrakts infrage kommt.
Von den zehn eingeschlossenen Patient:innen mit akuter Hochrisiko-GvHD war eine:r refraktär gegenüber Steroiden, die übrigen therapienaiv, erläuterte Prof. Dr. Zachariah DeFilipp vom Massachusetts General Hospital in Boston. Das Präparat, mit dem sie dann behandelt wurden, bestand aus Kapseln mit Mikroorganismen, die von einem einzigen, medizinisch überprüften Spender stammten. Die Erkrankten nahmen zunächst an zwei aufeinanderfolgenden Tagen je 15 Kapseln und danach als Erhaltungstherapie weitere 15 Kapseln dreimal jeweils im Wochenabstand zu sich – ein Regime, das neun Teilnehmende vollständig abschlossen. Damit wurde der primäre Endpunkt der Machbarkeit erreicht, betonte der Referent.
Keine relevanten Nebenwirkungen
Es gab keine relevanten, auf die Behandlung zurückzuführenden Nebenwirkungen. Acht Patient:innen sprachen binnen vier Wochen auf die Therapie an, sechs davon komplett. Alle diese Remissionen setzten innerhalb einer Woche ein. Im unteren Gastrointestinaltrakt betrug die CR-Rate nach 28 Tagen 70 %, wobei keine Person nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 311 Tagen ein Rezidiv erlitt. Die bisherigen zwei Todesfälle gehen auf GvHD zurück und ereigneten sich in der Gruppe der Non-Responder.
Diversität des Mikrobioms steigt
Im Verlauf der ersten vier Wochen nahm die Vielfalt an Mikroorganismen in den Stühlen der Teilnehmenden, die ansprachen, signifikant zu, berichtete Prof. DeFilipp. Parallel zum Ausbau der Diversität stiegen die Konzentrationen von 3-Indoxylsulfat im Urin an.
Weitere Untersuchungen zur Behandlung der akuten GvHD des unteren Gastrointestinaltrakts mit der Gabe von Mikrobiota seien erforderlich, resümierte Prof. DeFilipp.
Erste Resultate eines Early-Access-Programms mit einem ähnlichen Präparat aus Frankreich bei 81 vorbehandelten Patient:innen stellte Prof. Dr. Dr. Florent Malard, Sorbonne Université in Paris, vor.2 Von den akuten GvHD-Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts waren 51 % vom Grad 3 und 38 % vom Grad 4; die Betroffenen hatten zuvor bis zu sechs Therapien erhalten, 66 auch bereits Ruxolitinib.
Die gastrointestinale Ansprechrate von insgesamt 56 % nach 28 Tagen korrelierte invers mit dem Schweregrad der GvHD. Im Falle von
- Grad-2-Erkrankungen betrug sie 89 %,
- Grad-3-GvHD belief sie sich auf 67 % und
- bei Grad-4-Erkrankungen erreichte sie 32 %.
Ähnliches galt für die Überlebensrate. Sie betrug für die gesamte Kohorte nach sechs Monaten 51 % und nach zwölf Monaten 39 %. In der Gruppe der Personen, die ansprachen, belief sie sich nach sechs Monaten gegenüber denjenigen ohne Response auf 69 % vs. 28 %. Nach einem Jahr waren es 59 % vs.14 %. Von den Patient:innen, die Ruxolitinib als Zweitlinientherapie und die Mikroorganismen in der Drittlinie erhalten hatten, sprachen 65 % nach vier Wochen an.
14 % erlitten eine Bakteriämie; historische Werte bei einer akuten GvHD mit gastrointestinaler Beteiligung betragen 31–74 %. Interessant sei u.a. die Korrelation zwischen dem Ansprechen auf die mikrobiologische Therapie und dem Gesamtüberleben, so das Fazit des Referenten. Derzeit läuft bereits eine Phase-3-Studie.
Quellen:
1. DeFilipp Z et al. 49th Annual Meeting of the EBMT; Abstract OS05-03
2. Malard F et al. 49th Annual Meeting of the EBMT; Abstract OS05-08
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