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Erfahrungen mit Stammzelltransplantation und CAR-T-Zell-Therapie bei ALL im Kindesalter

28 Kinder mit B-Vorläuferzell akuter lymphatischer Leukämie (ALL) hatten an der Universitätsklinik Frankfurt nach allogener hämatopoetischer Stammzelltransplantation (HSCT) ein Rezidiv entwickelt. Sie sollten deshalb einer CAR-T-Zell-Therapie unterzogen werden. Wie Professor Dr. Peter Bader von der pädiatrischen Universitätsklinik berichtete, erhielten mittlerweile 24 Patienten Tisagenlecleucel.1 Die Behandlung sei möglicherweise effektiver als eine erneute HSCT. Mit Letzterer würde nur etwa ein Drittel der Kinder fünf Jahre überleben, erklärte der Referent.
Nach der Infusion mit Tisagenlecleucel leben aktuell von den Patienten mit weniger als 5 % Blasten noch alle, elf davon in Komplettremission. Von den zwölf Personen mit mindestens 5 % Blasten jedoch nur sechs. Bildete sich ein Rezidiv innerhalb von sechs Monaten nach der HSCT, ging das mit einer ungünstigen Prognose einher. Diese Patienten sollen erneut transplantiert werden. Für alle anderen bleibt die CAR-T-Zell-Therapie Mittel der Wahl.
Ereignisfreies Überleben nach zwei Jahren geschätzte 51 %
Am Hospital San Joan de Déu in Barcelona haben bislang 38 Kinder mit rezidivierter/refraktärer ALL CD19-spezifische CAR-T-Zellen bekommen. 34 von ihnen erreichten eine Komplettremission, 33 ohne messbare Resterkrankung, berichtete Dr. Susana Rives Sola, pädiatrische Hämatologin an der Klinik.2
Von den 34 Kindern entwickelten jedoch 13 ein Rezidiv. Ein weiterer Patient starb aufgrund behandlungsassoziierter Toxizität der anschließenden HSC und einer litt unter einem myelodysplastischen Syndrom. Komplettremission weisen derzeit noch 19 Patienten auf. Bei einer Beobachtungszeit von median 15 Monaten beträgt das ereignisfreie Überleben bezogen auf ein Jahr 67 % und bezogen auf zwei Jahre 51 %. Nur fünf Kinder wurden in Komplettremission transplantiert, vier nach frühem Verlust der CAR-T-Zellen. Insgesamt beobachtete Dr. Rives eine längere Persistenz von aktiven CAR-T-Zellen als in der Zulassungsstudie. Nach zwölf Monaten waren 66 % der Patienten in einer B-Zell-Aplasie.
Folgende Faktoren beeinflussten die Entwicklung von Rezidiven nicht: vorherige Behandlung mit Blinatumomab oder Inotuzumab, hohe Tumorlast, Hochrisikogenetik oder extramedulläre Beteiligung. Im Median traten Rezidive nach neun Monaten auf, bei zwei Patienten erst nach zwei Jahren. Ein auf das Knochenmark beschränktes Rezidiv hatten 10 der 13 Patienten (77 %). Extramedulläre Manifestationen traten in Haut, Brust, Niere und Hoden auf. Bei 9 Kindern (69 %) entwickelte sich das Rezidiv in B-Zell-Aplasie und war CD19-negativ. Eine Folgetherapie mit Inotuzumab erzielte in fünf Fällen eine Komplettremission, in einem Fall wurde eine HSCT angeschlossen. Alle fünf Kinder leben, vier in Komplettremission.
CD19-positive Rezidive traten nach Verlust der CAR-T-Zellen auf. Eine erneute CAR-T-Zell-Infusion brachte dann keinen Erfolg, ein erkranktes Kind überlebte durch Blinatumomab und HSCT und erlangte eine Komplettremission. Erholen sich B-Zellen früh, sollten Patienten daher so rasch wie möglich eine Bridging-Therapie zur HSCT erhalten, meinte Dr. Rives.
Quellen:
1. Bader P. Virtual 46th Annual Meeting of the EBMT; Abstract Paediatrics 1-8
2. Rives S. Virtual 46th Annual Meeting of the EBMT; Abstract Paediatrics 1-7
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