T-Zell-basierte Therapien im Überblick

Dr. Judith Lorenz

Zelluläre Immuntherapien sind vielversprechend und T-Zell-Produkte behandeln erfolgreich hämatologische sowie solide Tumoren. Zelluläre Immuntherapien sind vielversprechend und T-Zell-Produkte behandeln erfolgreich hämatologische sowie solide Tumoren. © Deemerwha studio – stock.adobe.com

Zelluläre Immuntherapien stellen eine vielversprechende onkologische Behandlungsstrategie dar. Verschiedene T-Zell-basierte Produkte sind bereits von der FDA zugelassen und werden erfolgreich zur Therapie hämatologischer Malignome eingesetzt. Auch für solide Tumoren stehen erste Präparate zur Verfügung.

Körpereigene T-Lymphozyten können gezielt gegen Tumoren eingesetzt werden. Hierbei werden autologe T-Zellen gewonnen, kulturell vermehrt und anschließend den Betroffenen reinfundiert. Drei verschiedene Strategien sind gegenwärtig etabliert, berichtet das Team um Dr. Jennifer N. Brudno, National Institutes of Health in Bethesda: Mit einem chimären Antigenrezeptor (CAR) ausgerüstete T-Zellen, Tumor-infiltrierende Lymphozyten (TIL) sowie T-Zell-Rezeptor (TCR)-exprimierende T-Zellen. 

CAR-T-Zellen

Mittels Apherese gewonnene T-Zellen von Krebspatient:innen können genetisch so verändert werden, dass sie ein synthetisches Rezeptormolekül (CAR) exprimieren. Es erkennt Oberflächenantigene der Tumoren und aktiviert die CAR-T-Zellen zur Vernichtung der entarteten Zellen. Gegenwärtig haben sechs verschiedene Produkte eine FDA-Zulassung: Tisagenlecleucel, Axicabtagen-Ciloleucel, Brexucabtagen-Autoleucel und Lisocabtagen-Maraleucel erkennen das B-Zellantigen CD19. Sie werden zur Therapie spezifischer B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphome (großzelliges B-Zelllymphom, follikuläres Lymphom, Mantelzelllymphom), der akuten lymphatischen B-Zell-Leukämie sowie der chronischen lymphatischen Leukämie eingesetzt. Idecabtagen-Vicleucel und Ciltacabtagen-Autoleucel richten sich gegen das Plamazell-assoziierte B-Zell-Reifungsantigen (BCMA) und werden erfolgreich beim Multiplen Myelom verabreicht. 

CAR-T-Zelltherapien gegen solide Tumoren sind gegenwärtig zwar noch nicht zugelassen. Erste vielversprechende Ergebnisse existieren jedoch beispielsweise beim pädiatrischen Neuroblastom.

Ausblick

Gegenwärtig arbeiten Forschende daran, die Effektivität T-Zell-basierter Therapien zu verbessern – beispielsweise durch die Entwicklung von CAR-T-Zellen, die simultan multiple Antigene erkennen. Auch der Einsatz von CAR-T-Zellen in der Erstlinie wird gegenwärtig in Studien untersucht.

TIL und TCR-T-Zellen

TIL sind natürliche T-Zellen, die ex vivo aus reseziertem Tumorgewebe gewonnen werden. Diese sind natürlicherweise mit TCR ausgestattet, die nicht genauer charakterisierte Tumorantigene erkennen. Nach einer kulturellen Vervielfältigung und Reinfusion greifen die TIL den Tumor an. Gegenwärtig werden verschiedene TIL-Therapien gegen solide Tumoren eingesetzt: Lifileucel erhielt bereits die FDA-Zulassung zur Behandlung des fortgeschrittenen Melanoms. HPV-assoziierte Krebsarten gelten ebenfalls als lohnendes TIL-Therapieziel.

Bei TCR-T-Zellen handelt es sich um T-Zellen, die nach genetischer Veränderung einen ausgewählten, gegen tumorassoziierte Antigene gerichteten TCR exprimieren. Afamitresgen-Autoleucel erhielt die FDA-Zulassung zur Therapie des fortgeschrittenen Synovialsarkoms. Erste klinische Studien deuten zudem darauf hin, dass TCR-T-Zellen auch beim Melanom und HPV-assoziierten Malignomen wirken.

Nicht frei von Risiken

Eine häufige Nebenwirkung T-Zell-basierter Therapien ist das Kapillarlecksyndrom, schreiben die Forschenden. Typische Akutkomplikationen der CAR-T-Zell-Therapie umfassen das Zytokinfreisetzungssyndrom sowie die Immuneffektorzell-assoziierte Neurotoxizität. Langfristig drohen eine Myelo- und Immunsuppression, die schwere Infektionen begünstigen. Weiterhin wurden nach CAR-T-Zell-Therapie selten hämatologische Sekundärmalignome beobachtet. Ob die genetisch veränderten Zellen tatsächlich der Auslöser hierfür sind, ist allerdings unklar. 

Ein weiteres Problem der CAR-T-Zell-Therapie ist das relativ lange Zeitintervall zwischen der Gewinnung und der Reinfusion, währenddessen der Tumor fortschreitet. Veränderungen der Antigenexpression der Krebszellen, beispielsweise im Sinne eines Verlusts des CAR-Zielmoleküls, können ebenfalls einen Progress oder Rezidive auslösen. 

Quelle:
Brudno JN et al. JAMA 2024; DOI: 10.1001/jama.2024.19462

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