Osteoporose: Knochenbrüche bei Älteren als Warnsignal verstehen

Maria Weiß

Alleine mit der Versorgung des Bruchs ist es nicht getan. Denn so kommen die Patienten nur schwer wieder auf die Beine. Alleine mit der Versorgung des Bruchs ist es nicht getan. Denn so kommen die Patienten nur schwer wieder auf die Beine. © iStock/RealPeopleGroup

Gerade einmal jeder vierte der älteren Patienten mit osteoporotischen Frakturen wird adäquat behandelt. Dabei darf die Therapie nach der Versorgung des Knochenbruchs keinesfalls aufhören.

Aufgrund der alternden Bevölkerung steigt die Inzidenz der sogenannten Fragilitätsfrakturen deutlich an, sagte Professor Dr. Uwe Maus von der Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie in Oldenburg. Bei den über 75-jährigen Frauen liegt die Prävalenz derartiger Knochenbrüche derzeit bei fast 60 %.

Was häufig vergessen wird: Bei einem hohen Frakturrisiko ist eine sofortige Osteoporose-Therapie indiziert. Das ist zum Beispiel bei Wirbelkörperfrakturen mit mehr als 25 % Höhenminderung oder multiplen Wirbelkörperfrakturen der Fall, ebenso bei Femurfrakturen ohne adäquates Trauma. Atraumatische Brüche – insbesondere auch die distale Radiusfraktur nach einem Bagatelltrauma – sollten immer Anlass zu einer Messung der Knochendichte geben.

Auch Beckeninsuffizienzfrakturen müssen immer als ein Hinweis auf eine Osteoporose gewertet werden. Etwa 7 % der osteoporotischen Frakturen betreffen das Becken und über 60 % der Beckenbrüche sind Folge des Knochenschwunds. Die Fünf-Jahres-Mortalität liegt bei diesen Patienten über 54 %. Ein hohes Risiko kann aber auch allein durch ein besonders hohes Alter oder einen sehr niedrigen BMI begründet sein, sagte Prof. Maus.

Mit der alleinigen Versorgung der Fraktur ist es nicht getan. Insbesondere in den ersten zwölf Monaten nach dem Knochenbruch ist das Risiko für Folgefrakturen extrem hoch. Ideal wäre in vielen Fällen von proximalen Femurfrakturen eine geriatrische Komplexbehandlung durch ein interdisziplinäres Team, das die älteren Menschen durch aktivierende therapeutische Pflege, Physio- und Ergotherapie sowie psychologische und soziale Betreuung rasch wieder auf die Beine bringt. Insbesondere bei Patienten mit kognitiven Einschränkungen besteht aber eine deutliche Unterversorgung, sagte der Unfallchirurg.

Teriparatid bei hohem Frakturrisiko primär möglich

Auch bei nachgewiesener Osteo­porose werden die heute möglichen Optionen nicht immer voll ausgeschöpft. Dies gilt zum Beispiel für die osteo­anabole Therapie mit Teriparatid, das bei Osteoporose-Patientinnen mit hohem Frakturrisiko – etwa nach Wirbel- oder Schenkelhalsbrüchen – besser vor Wirbelfrakturen schützt als orale Bisphosphonate.

Anfang 2019 hat der Gemeinsame Bundesausschuss die einschränkenden Therapiehinweise zu dem Osteoanabolikum zurückgenommen, berichtete Prof. Maus. Es kann heute also in Fällen mit hohem Risiko auch primär und nicht nur nach Versagen der Vortherapie angewandt werden.

Quelle: DKOU* 2019

* Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie

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