Osteoporose: Zu wenige Patienten erhalten eine Behandlung

Autor: Maria Weiß

Direkt nach der ersten Fraktur sollte mit der Einnahme von Medikamenten gegen Osteoporose begonnen werden. Direkt nach der ersten Fraktur sollte mit der Einnahme von Medikamenten gegen Osteoporose begonnen werden. © fotolia/crevis

Spätestens nach einem Schenkelhalsbruch sollten ältere Patienten eine Osteoporose-Medikation erhalten. Doch das geschieht nach wie vor zu selten.

Nach einer ersten osteoporotischen Fraktur erleiden 15–25 % der Patienten in den nächsten zehn Jahren einen weiteren Knochenbruch, schreiben Dr. Rishi J. Desai von der Havard Medical School in Boston und Kollegen. Um dem entgegenzuwirken, wird nach der ersten Fraktur empfohlen, Osteoporose-Medikamente zu verordnen.

Die Wissenschaftler untersuchten, wie die Empfehlung in der Praxis umgesetzt wird. Grundlage der Kohortenstudie waren Versichertendaten von 97 169 US-Bürgern. Die über 50-jährigen Patienten (im Mittel 80,2 Jahre, 66 % weiblich) hatten zwischen 2004 und 2015 einen Oberschenkelhalsbruch erlitten und bisher keine Osteoporose-Medikamente erhalten.

Insgesamt lag die Quote einer spezifischen Folgebehandlung nur bei 6,9 %. Im Untersuchungszeitraum verordneten die Ärzte sogar kontinuierlich weniger: Erhielten 2004 noch 9,8 % der Patienten innerhalb von 180 Tagen nach der Fraktur spezifische Medikamente, waren es 2015 nur noch 3,3 %.

Für die genauere Betrachtung wurden 2116 Patienten mit Medikation mit 16 569 „unbehandelten“ gematcht. Eine Osteoporosetherapie bekamen laut Analyse häufiger weibliche Patienten (34,7 vs. 19,7 % Männer) und solche, die bereits vor der Fraktur eine Osteoporosediagnose erhalten hatten (12,3 vs. 6,8 %). Über ein Modell konnten die Autoren den Vorteil einer konsequent durchgesetzten Medikation auf 4,2 Folgefrakturen weniger pro 100 Personenjahre quantifizieren.

In seinem begleitenden Kommentar nennt Dr. Douglas C. Bauer von der University of California mögliche Gründe für die nicht stattfindende Medikation. Für ihn spielen verschiedene Faktoren wie Patientenpräferenz, Multimorbidität und Kontraindikationen eine Rolle – genauso wie die Herausforderung für die Ärzte, immer den Überblick zu behalten und rechtzeitig zu reagieren. Elektronische Patientenakten, die regelmäßig an Osteoporose-Medikation und Sturzprophylaxe erinnern, könnten die Situation möglicherweise verbessern.

Quellen:
1. Desai RJ et al. JAMA Network Open 2018; 1: e180826
2. Bauer DC. A.o.O.: e180844