
Patienten unter laufender Krebstherapie impfen

Krebskranke unter aktiver Chemotherapie und Patienten nach Organtransplantation gehören zu den am stärksten durch eine Coronainfektion gefährdeten Gruppen. Unter den Transplantierten entwickeln gut zwei Drittel nach drei Impfungen mit dem mRNA-Vakzin von Pfizer/BioNTech Antikörper. Müssen aber die restlichen 30 % ohne jeden Schutz bleiben? Jein, sagt das Team um Professor Dr. Nassim Kamar von Department of Nephrology and Organ Transplantation am Universitätsklinikum Toulouse.
Die Mediziner impften 37 Transplantierte (durchschnittliches Alter 60 Jahre) ein viertes Mal. Darunter waren fünf Personen, die auf die vorherigen Dosen eine schwache Reaktion gezeigt hatten (median 4 BAU*/ml), und 31 ohne jegliche Antikörperbildung. Alle erhielten nun eine vierte Dosis des gleichen Impfstoffs, im Mittel gut zwei Monate nach der dritten Gabe.
Einen Monat später wiesen die Forscher bei immerhin 18 Patienten und somit mehr als dreimal so vielen wie zuvor eine Antikörperantwort nach. Gut war diese jedoch nur bei jenen fünf Personen, die bereits nach dem dritten Piks seropositiv gewesen waren: Die Konzentration der vor einer Anheftung des Virus schützenden Proteine stieg bei ihnen median auf das 100-Fache an (402 BAU/ml).
Von den 31 zuvor seronegativen Impflingen waren nun zwar immerhin 13 seropositiv (42 %) geworden, allerdings mit geringem Antikörperspiegel (median 9,5 BAU/ml; nur zwei Patienten mit BAU über 140/ml). Für diese vulnerable Gruppe braucht es demnach dringend andere Strategien, schreiben die Autoren.
Weitaus positivere Erfahrungen mit dem Boostern haben Professor Dr. Yakir Rottenberg vom Sharett Institute of Oncology am Hadassah Medical Center in Jerusalem und seine Kollegen gemacht – allerdings bei einer anderen Kohorte.
Geimpfte hatten Zytostatika und/oder Biologika erhalten
Sie verabreichten median sieben Monate nach der zweiten Vakzinierung eine dritte Dosis – ebenfalls BNT162b2. Geimpft wurden hier aber Krebspatienten (median 67 Jahre alt) unter aktiver Behandlung mit konventionellen Zytostatika, Biologika, Checkpoint-Inhibitoren oder Kombinationen. Von einer einzigen Ausnahme abgesehen kam es bei allen Geimpften zu einem schnellen und starken Antikörperanstieg binnen 30 Tagen – unabhängig vom jeweiligen Therapieschema. Wie die Forscher herausfanden, fiel die Immunreaktion auf den Booster bei höherem Antikörpertiter nach der zweiten Impfung und bei älteren Patienten stärker aus.
Diese geschilderten Ergebnisse unterstreichen einmal mehr, wie wichtig Folgeimpfungen (über die zweite Dosis hinaus) vor allem bei Hochrisikogruppen in der Coronapandemie sind, gerade auch vor dem Hintergrund der bereits vorhandenen und noch zu erwartenden Mutationen des Virus.
* binding antibody units, bezogen auf das Coronavirus-Spike-Protein
1. Kamar N et al. JAMA Netw Open 2021; 4: e2136030; DOI: 10/1001/jamanetworkopen.2021.36030
2. Rottenberg Y et al. JAMA Oncol 2021; DOI: 10.1001/jamaoncol.2021.6764
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).