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Patient:innen mit soliden Tumoren profitieren möglicherweise von 7–9-Beutel-Kammersystem

PEKANNUSS ist eine offene, randomisierte, multizentrische Phase-4-Studie, die sich im Zuge der parenteralen Ernährung bei Patient:innen mit metastasierten oder lokalen soliden Tumoren mit unterschiedlichen Beutelsystemen beschäftigt. Luisa Wohn, Institut für klinische Krebsforschung IKF GmbH am Krankenhaus Nordwest, Frankfurt am Main, präsentierte erste Zwischenergebnisse.
In der Studie wurde die Anwendung patentierter Infusionsbeutel mit sieben bis neun Kammern (s. Kasten) – einmal mit niedriger Glukose von 1–2 g/kgKG (Arm A-1) und einmal mit Standardglukose von 2–4 mg/kgKG (Arm A-2) – mit traditionellen 2/3-Kammerbeuteln (Arm B) verglichen. Endpunkte waren die Frequenz der Selbstadministration, d.h. wie autonom die Betroffenen ihre Ernährung gestalten können, sowie die Inzidenz von katheterbezogenen Infektionen (CRI). Da die Rekrutierung schleppend verlief, wurde das Protokoll angepasst und der Fokus lag anschließend nur noch auf dem ersten Endpunkt, informierte die Referentin. Die Interimsanalyse bezog sich auf die ersten 100 Teilnehmenden.
In Arm A litten mehr Patient:innen an einer metastasierten Erkrankung als in Gruppe B (77,6 % vs. 69,7 %). Lokal fortgeschrittene, inoperable Tumoren wiesen 10,4 % vs. 24,2 % der Teilnehmenden auf. Das spiegelte sich in den Therapielinien wider: Mit 32,8 % vs. 57,6 % wurden weniger Personen in Arm A palliativ in der ersten Linie behandelt; 29,9 % vs. 12,1 % befanden sich im palliativen Setting ab der dritten Linie. „Das muss man bei den weiteren Ergebnissen mit berücksichtigen“, betonte Wohn.
Die unterschiedlichen Beutelsysteme
Die patentierten Infusionsbeutel bestehen aus sieben bis neun Kammern und werden vom Hersteller individuell auf den Betroffenen zugeschnitten. Die Patient:innen können diese zu Hause selbstständig an- und abhängen, eine Unterstützung durch den Pflegedienst ist nicht erforderlich. Insgesamt könne die Ernährungstherapie flexibler gestaltet werden, was die Lebensqualität positiv beeinflusst, betonte die Referentin. Zusätze wie Vitamine und Spurenelemente können individuell dazugegeben werden. Im Gegensatz dazu erfolgt die Individualisierung bei den 2/3-Kammerbeuteln durch Zuspritzung von weiteren Zusätzen, was das Infektionsrisiko erhöht.
In der Gruppe mit den 7–9-Kammerbeuteln erhielten die Betroffenen an weniger Tagen eine parenterale Ernährung als in der Kontrolle (median 39 vs. 44). Die Spannweite sei allerdings sehr groß mit einem Minimum von 0 Tagen bis hin zu einem Maximum von 299 Tagen, so die Expertin. Unterschiede beobachteten die Studienautor:innen auch in Bezug auf die begleitende Medikation, die vor oder nach der parenteralen Ernährungstherapie in den Beutel oder Port infundiert wurde: Sie erfolgte mit 11,9 % vs. 75,8 % in Arm A wesentlich seltener via Injektion in den Infusionsbeutel als in der Kontrolle. Über den Portkatheter wurde die Medikation bei 26,9 % vs. 21,2 % der Betroffenen verabreicht und via direkte Injektion in 3 % vs. 0 % der Fälle. „Je mehr man vorher oder nachher zuspritzen muss, desto komplizierter“, betonte die Referentin.
Nebenwirkungen treten selten auf
In beiden Armen nahmen die Teilnehmenden ähnlich viel Gewicht zu. 59,7 % vs. 51,5 % der Patient:innen mussten während der Behandlung mindestens einmal hospitalisiert werden. Mit 9 % vs. 15,2 % entwickelten in Arm A tendenziell weniger Personen Nebenwirkungen in Bezug auf Katheter-Infektionen vom Grad ≥ 3. Auch unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit der Ernährungslösung bzw. -therapie traten mit 7,5 % vs. 18,2 % mit dem 7–9-Kammersystembeutel seltener auf. „Die Sicherheit scheint in Arm A etwas höher zu sein“, erläuterte die Referentin. Man müsse aber die finalen Ergebnisse abwarten.
Ein umgekehrtes Bild zeigte sich bezüglich der Nebenwirkungen vom Grad ≥ 3 in Bezug auf die Anti-Tumor-Therapie: Diese wurden bei 38,8 % vs. 18,2 % der Teilnehmenden beobachtet. Die Ursache könne in den Unterschieden hinsichtlich der Stadien und Behandlungslinien in der palliativen Situation der beiden Studiengruppen liegen. Die finalen Ergebnisse würden wahrscheinlich nächstes Jahr präsentiert, schloss Wohn.
Quelle:
Wohn L. 19. AIO-Herbstkongress; Arbeitsgruppensitzung Lebensqualität & PRO; Vortrag: „Interim-Ergebnisse der PEKANNUSS Studie“
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