Plötzliche Kopf- und Kauschmerzen sofort behandeln

Friederike Klein

Der sofortige Beginn der Steroidtherapie ist bei einem hohen Risiko für eine Riesenzellarteriitis  extrem wichtig. (Agenturfoto) Der sofortige Beginn der Steroidtherapie ist bei einem hohen Risiko für eine Riesenzellarteriitis extrem wichtig. (Agenturfoto) © toa555 – stock.adobe.com

Eine 74 Jahre alte Frau stellte sich an einem Freitagabend in der Notaufnahme mit Kopfschmerzen und einer Kauclaudicatio vor.

Eine wegen des Wochenendes womöglich verzögerte Diagnostik kann nicht abgewartet werden: „Das ist ein Notfall!“, betonte Prof. Dr. Stefan­ Schneider von der Klinik für Dermatologie und Venerologie das Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.

Bei unvermittelt einsetzendem Kopfschmerz und Kauclaudicatio besteht ein hohes Risiko für eine Riesenzellarteriitis und es muss sofort eine Steroidtherapie (60 mg/d) begonnen werden. „Es genügt der Verdacht, da würden Sie nie durch Regress oder juristisch belangt werden können“, so Prof. Schneider. Etwa 30 % aller Betroffenen entwickeln eine Augenbeteiligung mit drohendem Visusverlust. „Eine einmal eingetretene Erblindung ist irreversibel“, erklärte Prof. Schneider. „Bei Steroidtherapie ist dieses Problem sofort vom Tisch. Außerdem geht es den Patienten direkt besser.“ Hat eine Augenbeteiligung bereits begonnen, wird die Steroidtherapie i.v. mit bis zu 1 g/d eingeleitet.

Rezidive nach Ausschleichen der Steroide sind häufig

Bei der Patientin bestätigte sich der Verdacht auf eine Riesenzellarteriitis nach Beginn der Steroidtherapie in der Duplexsonografie. Es zeigte sich ein Halo an der Temporalarterie. Die Diagnose wurde später auch von den Histopathologen bestätigt.

Der sofortige Beginn der Steroidtherapie ist extrem wichtig, allerdings treten bei bis zu 80 % der Betroffenen beim Ausschleichen der Substanzen Rezidive auf, berichtete Prof. Schneider. Vor allem bei Älteren sind zudem auch die Nebenwirkungen der Steroide ein Problem. Bereits seit einigen Jahren zugelassen ist eine steroidsparende Therapie mit dem Interleukin-6-Rezeptor-Antikörper Tocilizumab einmal wöchentlich (subkutan) parallel zur Steroidgabe. Sie hilft, das Rezidiv­risiko auf unter 50 % zu senken. Alternativ kann auch Methotrexat in diesem Zusammenhang eingesetzt werden, ergänzte Prof. Schneider.

Aufgrund des erhöhten Schlaganfallrisikos in den ersten drei Monaten setzt er zusätzlich Acetylsalicylsäure (100 mg) bei diesen Patienten ein. Als alternative zukünftige Therapieoptionen nannte Prof. Schneider die Januskinase-Inhibitoren und Interleukin-1-Antikörper. 

Quelle:
28. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie

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Der sofortige Beginn der Steroidtherapie ist bei einem hohen Risiko für eine Riesenzellarteriitis  extrem wichtig. (Agenturfoto) Der sofortige Beginn der Steroidtherapie ist bei einem hohen Risiko für eine Riesenzellarteriitis extrem wichtig. (Agenturfoto) © toa555 – stock.adobe.com