Polypen und visköser Erguss – eosinophile Otitis richtig erkennen

Dr. Dorothea Ranft

Mitunter halten eosinophile Granulozyten die Hörschnecke für einen Parasiten. Mitunter halten eosinophile Granulozyten die Hörschnecke für einen Parasiten. © Science Photo Library/Medimage

Spricht eine Mittelohrentzündung nicht auf Antibiotika an, kann das verschiedene Gründe haben. Einer davon ist die eosinophile Otitis.

Ähnlich wie beim Asthma bronchiale gibt es offenbar auch bei der chronischen Otitis media eine eosinophile Variante. Zum Beleg führen Schweizer Kollegen den Fall eines 49-jährigen Patienten an, der wegen progredienter Ohrenschmerzen, Otorrhö und Hörverlust die HNO-ärztliche Notaufnahme aufsuchte. Bei der Untersuchung fiel eine gelblich-braune Flüssigkeit im rechten Gehörgang auf, die das leicht entzündete und frisch perforierte Trommelfell teilweise bedeckte. Dr. Hannes­ Brandt und Kollegen vom Kantonsspital Aarau gingen zunächst von einer superinfizierten chronischen eitrigen Otitis media aus. Doch die topische Antibiotikatherapie wollte nicht fruchten und in der Kultur wuchsen weder Bakterien noch Pilze. Stattdessen fand sich im Aspirat aus dem Mittelohr eine Eosinophilie. Vier Jahre zuvor war der Mann bereits wegen ähnlicher Symptome operiert worden. Damals wurde statt des vermuteten Cholesteatoms eine eosinophile polypöse Formation im Mittelohr detektiert.

Nun lautete die Diagnose eosinophile Otitis media, wozu auch die Begleiterkrankungen schlecht kontrolliertes Asthma und Nasenpolypen passten. Unter einer intratympanalen Therapie mit Triamcinolon klangen Otorrhö und Ohrenschmerzen ab. Die Trommel­fellperforation verkleinerte sich und der Hörverlust ging signifikant zurück. Zwei ähnliche Episoden im Folgejahr ließen sich ebenfalls mit dem Glukokortikoid kontrollieren. Die angebotene Antikörpertherapie lehnte der Mann ab.

Therapie mit Steroiden und guter Asthmakontrolle

Die eosinophile Otitis ist sicherlich eine eher seltene Ursache chronischen Ohrenlaufens, räumen die Schweizer Kollegen ein. Sie empfehlen jedoch daran zu denken, falls die Beschwerden trotz adäquater Anti­biotikatherapie und eventueller Operation persistieren. Naheliegend ist die Diagnose bei polypösen Veränderungen und viskösem Mittelohr­erguss, insbesondere wenn Asthma und Nasenpolypen hinzukommen. Die eosinophile Otitis kann diagnostiziert werden, wenn ein Major- und mindestens zwei Minorkriterien vorliegen (s. Kasten).

Eosinophile Otitis media
MajorkriterienMinorkriterienAusschlusskriterien
  • Mittelohrentzündung mit Erguss bzw. chronische Mittelohrentzündung mit überwiegend eosinophiler Effusion
  • hochvisköser Erguss im Mittelohr
  • Resistenz gegen die konventionelle Therapie der Otitis media
  • begleitendes Asthma bronchiale
  • begleitende Nasenpolypen
  • eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (Churg- Strauss-Syndrom)
  • hypereosinophiles Syndrom

Therapeutisch setzt man primär auf Glukokortikoide und eine gute Asthmakontrolle. Non-Responder können von der Behandlung mit einem IL-5-Antikörper profitieren. In schweren Fällen kommt eventuell eine operative Sanierung infrage.

Quelle: Brandt HH et al. Case Rep 2021; 14: e240897; DOI: 10.1136/bcr-2020-240897

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Mitunter halten eosinophile Granulozyten die Hörschnecke für einen Parasiten. Mitunter halten eosinophile Granulozyten die Hörschnecke für einen Parasiten. © Science Photo Library/Medimage