Porphyrie: Patienten profitieren von Behandlung mit siRNA

Kathrin Strobel

Mithilfe von siRNA können die Hospitalisierungsrate und Beschwerden bei Porphyrie gesenkt werden. Mithilfe von siRNA können die Hospitalisierungsrate und Beschwerden bei Porphyrie gesenkt werden. © skd – stock.adobe.com

Porphyrien führen ein Nischendasein: Sie sind verhältnismäßig selten, schwer zu diagnostizieren und bislang nicht zufriedenstellend zu behandeln. Ein neues Therapieprinzip könnte zumindest Letzteres ändern.

Als Porphyrien bezeichnet man eine Gruppe von Erkrankungen, die auf ein defektes Enzym in der Hämsynthese zurückgehen. Am häufigsten tritt die akut intermittierende Porphyrie auf. Der typische Patient war wegen seiner Beschwerden bereits bei zahlreichen Ärzten und hat verschiedenste Untersuchungen – und zum Teil auch Behandlungen – erhalten. Viele Betroffene sind zum Zeitpunkt der Diagnose cholezyst­ektomiert oder appendektomiert, berichtete Dr. Julia­ Benckert­ von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hepatologie und Gast­roenterologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Denn im akuten Schub treten häufig starke abdominelle Schmerzen auf. Muskelschwäche, neurologische und psychiatrische Symptome können ebenfalls vorkommen – „insgesamt also ein sehr dramatisches Krankheitsbild“, so die Kollegin. Langfris­tig entwickeln Patienten mitunter auch chronische Beschwerden, u.a.:

  • Nieren- und Lebererkrankungen (v.a. Zirrhose und HCC)
  • Neuropathie, Schmerzen, Fatigue
  • Behinderung bzw. Immobilisierung und als Folge soziale Isolation

Bislang gibt es nur wenige Behandlungsmöglichkeiten. Falls auslösende Faktoren bekannt sind, sollte man versuchen, diese zu eliminieren. Da die Schübe bei Frauen teilweise hormonabhängig auftreten, können Kontrazeptiva oder eine Hormon-Suppressionstherapie helfen. Im akuten Schub werden schmerztherapeutische Maßnahmen ergriffen, die Patienten erhalten i.v. Glukose und/oder Hämin. 

Im schlimmsten Fall bleibt nur die Lebertransplantation

Letzteres ist allerdings nicht unproblematisch, wie die Kollegin betonte. Denn es kann zu einer ausgeprägten Phlebitis führen, Fieber auslösen und auf lange Sicht für eine Eisen­überladung sorgen. Zudem erhöht der Einsatz das Risiko für thrombotische Ereignisse. Laut vereinzelter Fallberichte wird Hämin mitunter präventiv eingesetzt (z.B. wöchentlich). Dabei handelt es sich allerdings um eine Off-Label-Therapie, zu der die Datenlage nur sehr dünn ist, warnte Dr. Benckert. Als Ultima Ratio bleibt die Lebertransplantation.

Mit der small interfering RNA (siRNA) Givosiran steht seit vergangenem Jahr eine weitere Therapie­option zur Verfügung. In einer Phase-3-Studie ließ sich damit die Anzahl der Schübe pro Jahr, bei denen die Patienten eine Sofortbehandlung, eine stationäre Aufnahme und/oder intravenöses Hämin benötigten, um 74 % senken. Häufigste Nebenwirkungen waren lokale Reaktionen an der Injektionsstelle, Übelkeit und Fatigue. Doch auch Nieren- und Leberschäden kamen vor.

Bereits nach wenigen Monaten erste Hinweise auf Besserung

Dr. Benckert berichtete von zwei Fällen, bei denen sie sich gemeinsam mit den Patienten für einen Therapieversuch mit Givosiran entschieden hatte. Beide Male zeigten sich bereits nach drei bis vier Monaten klinische Hinweise auf Besserung. Eine Patientin, die davor monatlich hospitalisiert werden musste, hatte ab der ersten Spritze keine schweren Schübe mehr und insgesamt nur noch eine leichte Episode. Ob es sich dabei überhaupt um einen Porphyrieschub handelte, ist unklar, so Dr. Benckert. Nach sieben bis acht Monaten waren die Beschwerden bei beiden Behandelten deutlich gelindert.

Nebenwirkungen traten vor allem in den ersten Therapiewochen auf. Die Patientin litt auch nach längerer Zeit noch an Kopfschmerzen, Appetitverlust, Durchfall und Schlafstörungen. Bei dem anderen Patienten verschlechterte sich unter Givosiran die Fatigue­symptomatik und es kam zu einer minimalen intermittierenden Erhöhung der Transaminasen. Da diese auch schon vor der Therapie aufgetreten war, ist der Zusammenhang nicht eindeutig geklärt. Insgesamt vertragen die Patienten die neue Behandlung (bislang) gut, fasste Dr. Benckert zusammen.

Quelle: GastroLive Lebersprechstunde*

* streamed-up.com; 11.02.2021

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Mithilfe von siRNA können die Hospitalisierungsrate und Beschwerden bei Porphyrie gesenkt werden. Mithilfe von siRNA können die Hospitalisierungsrate und Beschwerden bei Porphyrie gesenkt werden. © skd – stock.adobe.com