Resistenzen nach Kombinationen von CPI plus zielgerichteter Substanz

Dr. Miriam Sonnet

Ziel eines SITC Workshops waren einheitliche Definitionen für die Resistenzen bei Immuntherapien zur Behandlung solider Tumoren zu finden. Ziel eines SITC Workshops waren einheitliche Definitionen für die Resistenzen bei Immuntherapien zur Behandlung solider Tumoren zu finden. © Kiattisak – stock.adobe.com

Einheitliche Definitionen für Resistenzen nach verschiedenen, auf Immuntherapien basierenden, Kombinationen für die Behandlung solider Tumoren zu finden, war Ziel eines Workshops der Society for Immunotherapy of Cancer. Die Expert:innen veröffentlichten dazu kürzlich drei Konsensuspapiere. Der abschließende dritte Teil der Serie behandelt Regime aus CPI und zielgerichteter Substanz.

Um das Ansprechen von soliden Tumoren auf Immun­therapien zu erhöhen, können diese unter anderem mit zielgerichteten Substanzen kombiniert werden. Dennoch erleiden viele Patient:innen einen Progress, weshalb die Society for Immunotherapy of Cancer (SITC) kürzlich drei Konsensuspapiere publizierte, in denen sie Resistenzen nach verschiedenen, auf Checkpoint-Inhibitoren basierenden, Regimen definierten. Die Klar­legungen sollen eine Orientierung für das Design klinischer Studien geben und Analysen molekularer Daten zu Resistenzmechanismen unterstützen.

Teil 3 der Serie handelt von Resistenzen gegenüber Kombinationen aus PD(-L)1-Antikörpern und zielgerichteten Substanzen – BRAF/MEK-Inhibitoren, VEGF-TKI oder Bevacizumab. Zu weiteren zielgerichteten Therapien lagen zum Zeitpunkt der Manuskripterstellung nicht genügend Daten vor. 

Generell gestalte es sich als schwierig, zu bestimmen, ob ein Progress eine Resistenz gegenüber einer Komponente oder der Kombination bedeutet, schreiben die Expert:innen um Prof. Dr. ­Michael B. ­Atkins, Georgetown University, Washington. Denn zielgerichtete Medikamente und CPI weisen sich überschneidende, aber nicht identische, Mechanismen auf, durch die Tumoren einem Ansprechen entgehen können. Da die Mehrheit der dualen Regime aus PD(-L)1-Antikörper und zielgerichteter Substanz als kontinuierliche Applikation zugelassen ist, gelten die Definitionen für primäre und sekundäre Resistenz jeweils für die volle Kombination. 

Primäre Resistenz

Die Autor:innen definieren eine primäre Resistenz wie folgt:

  • Medikamentenexposition von mindestens 8–12 Wochen (ca. 2 Zyklen Immuntherapie)
  • partielles Ansprechen oder stabile Erkrankung (Letztere hält weniger als sechs Monate an)

Man solle dabei den natürlichen Krankheitsverlauf miteinbeziehen; so seien möglicherweise die erforderten Medikamentenexpositionen für schnell wachsende Tumoren kürzer, meinen die Forschenden. 

Generelle Annahmen

  • eine Pseudoprogression im Zuge der Behandlung mit CPI + zielgerichteter Substanz ist unüblich
  • Evaluierung des Ansprechens erfolgt nach RECIST v1.1
  • beide Substanzen werden als kontinuierliche Applikation gegeben 
  • Operation wurde innerhalb von 4–6 Wochen nach der letzten Dosis der Neoadjuvanz beendet
  • bei einer adjuvanten Behandlung wird die Standardbehandlung verschrieben

Sekundäre Resistenz

Die Voraussetzung für eine sekundäre Resistenz: Zunächst bestand ein klinischen Benefit durch die Therapie, es folgte jedoch ein Progress. Eine sekundäre Resistenz liegt vor, wenn

  • die Medikamentenexposition länger als sechs Monate andauert und
  • die Betroffenen ein komplettes/partielles Ansprechen oder eine stabile Erkrankung (≥ sechs Monate) erreichen.

Auch hier sollte der natürliche Krankheitsverlauf berücksichtigt werden. Bei indolenten Tumoren korreliert die Zeit ohne Progress möglicherweise nicht direkt mit dem Ausmaß des klinischen Benefits.

Resistenz im präoperativen Setting

Für die neoadjuvante Behandlung mit CPI + zielgerichteter Substanz liegen nur wenige OS-Langzeitdaten vor. Die Applikation erfolgt typischerweise für nur wenige Zyklen; ein fehlendes Ansprechen im Resektat definiere eine primäre Resistenz, erläutern die Wissenschaftler:innen. Im Detail muss

  • eine Medikamentenexposition von mind. sechs Wochen und
  • ein bestes Ansprechen von < 50 % toter Tumorzellen im Resektat

gegeben sein. Die Resistenz lasse sich nicht evaluieren, wenn das zeitliche Intervall zwischen Ende der Neo­adjuvanz und Operation mehr als sechs Wochen beträgt.
Für die Definition einer Resistenz in der Adjuvanz gilt:

  • Medikamentenexposition: mindestens sechs Wochen bis zur Beendigung der adjuvanten Therapie
  • Rezidiv < 12 Wochen nach der letzten Dosis

Ein Rezidiv ≥ sechs Monate nach der finalen Dosis der adjuvanten CPI-zielgerichteten Kombination sollte kein Grund sein, Personen aus Studien auszuschließen, in denen eine oder beide Substanzen geprüft werden, betonen die Forschenden. Allerdings bräuchte es Stratifikationskriterien für diese Personen. Und: Für einen Rückfall, der zwischen drei bis sechs Monate nach Ende der Adjuvanz auftritt, müsse man eine neue Nomenklatur finden.

Resistenz nach Therapiestopp

Nach einem Behandlungsstopp – sei es aufgrund von Toxizitäten, Studiendesign oder der Wahl von Ärzt:innen/Patient:innen – bleiben Immuntherapeutika noch für eine gewisse Zeit, ungefähr 12 Wochen, im Körper aktiv. Dies gelte nicht für TKI, so die Autor:innen. Eine Resistenz gegen einen CPI nach Beendigung der Therapie definieren sie daher als

  • progrediente Erkrankung ≤ 12 Wochen nach Behandlungsstopp einer Kombination aus CPI und TKI.

Für Regime mit CPI und antiangiogenetischen Antikörpern wie Bevacizumab, die eine lange Serumhalbwertszeit aufweisen, besteht eine Resistenz ebenfalls, wenn ein Progress nach ≤ 12 Wochen auftritt – dann gilt die Definition aber für die Kombination. Ob es sich dabei um eine primäre oder sekundäre Resistenz handelt, lässt sich nicht bestimmen. 

Patient:innen mit einem Tumor, der primär resistent gegenüber einem CPI ist, aber auf eine zielgerichtete/antiangiogenetische Behandlung anspricht, können einen klinischen Benefit aus der Kombination ziehen. 

Eine Resistenz gegenüber einer zielgerichteten/antiangionetischen Substanz gelte dann für das Duo, erläutern die Wissenschaftler:innen. Andererseits lasse sich eine Resistenz möglicherweise auf einen CPI zurückführen, sofern die Immuntherapie nicht durch eine Unterbrechung der Behandlung oder durch Steroide kompromittiert wurde und die Kombination keine subadditiven Effekte hatte.

Kehrt die Erkrankung mehr als zwölf Wochen nach Therapiestopp zurück, kann die Resistenz auf Grundlage der Prognose nach einer Rechallenge definiert werden. Spricht der/die Betroffene auf eine Rechallenge mit einer Komponente an, deutet das darauf hin, dass der Tumor zumindest gegen diese nicht resistent ist. Allerdings sei es in manchen Fällen möglich, eine erneute Sensitivität durch einen Switch einer zielgerichteten Substanz zu einem anderen Wirkstoff derselben Klasse hervorzurufen. 

Fazit

Um die Resistenzdefinitionen zu bestätigen, seien Langzeitergebnisse zum OS nach Progress erforderlich, schreiben die Autor:innen in ihrem Fazit, ebenso Daten zur Prognose nach einer Rechallenge. Als wichtig erachten sie darüber hinaus die Validierung von sensitiveren und dynamischeren Markern für die Tumorlast, weshalb im Verlauf Proben zur ctDNA-Bestimmung gesammelt werden sollten. Sie empfehlen zudem das Teilen von Daten und die Kooperation zwischen Stakeholdern der Industrie, akademischen Forschung und Regulationsbehörden.

Quellen:
Atkins MB et al. J Immunother Cancer 2023; 11: e005923; DOI: 10.1136/jitc-2022-005923

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Ziel eines SITC Workshops waren einheitliche Definitionen für die Resistenzen bei Immuntherapien zur Behandlung solider Tumoren zu finden. Ziel eines SITC Workshops waren einheitliche Definitionen für die Resistenzen bei Immuntherapien zur Behandlung solider Tumoren zu finden. © Kiattisak – stock.adobe.com