
Revolution gegen Radiotherapie bei pN2 Lungenkrebs?

Die PORT bietet beim komplett resezierten nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC) mit mediastinaler Lymphknotenbeteiligung (pN2) zusätzlich zur adjuvanten bzw. neoadjuvanten Chemotherapie keinen Vorteil. Mit diesem Ergebnis der Studie LungART, die Professor Dr. Cécile Le Péchoux vom Institut Gustave Roussi in Paris präsentierte, wurde eine lange offene Frage geklärt.1
Schon 1998 hatte eine Metaanalyse Zweifel an der adjuvanten Strahlentherapie in den Stadien pN0/pN1 aufgeworfen.2 Seitdem haben sich Patientenselektion, Chemotherapiestrategien und chirurgische Techniken, aber auch die Methoden der Strahlentherapie verbessert. Daher initiierte die LungART-Gruppe eine große randomisierte Studie, um die Rolle der modernen mediastinalen PORT zu untersuchen.
Krankheitsfreies Überleben in beiden Gruppen lang
Für die Studie wurden 501 Patienten mit komplett reseziertem NSCLC rekrutiert, die histologisch und/oder zytologisch bestätigt eine Lymphknotenbeteiligung aufwiesen. Eine (neo)adjuvante Chemotherapie war erlaubt. Randomisiert erhielten 252 Erkrankte nach der OP eine konformale PORT über 5,5 Wochen mit 54 Gy, die 249 Patienten der Kontrolle hingegen nicht. In beiden Studienarmen fiel der primäre Endpunkt – das krankheitsfreie Überleben – länger aus als erwartet, erläuterte Prof. Le Péchoux. Die Rate betrug in der Kontrollgruppe nach median 22,8 Monaten 43,8 %, in der PORT-Gruppe nach median 30,5 Monaten 47,1 %. Der Unterschied war nicht signifikant, die Hazard Ratio betrug 0,85, aber das 95%-Konfidenzintervall überschritt die 1 (0,67–1,07; p = 0,16).
Durch die Radiatio gab es weniger mediastinale Rezidive, aber die Rate an Metastasen blieb unbeeinflusst. Zudem traten mehr Todesfälle auf (14,6 % vs. 5,3 %). Die Gesamtüberlebensrate nach drei Jahren war in der Kontrolle sogar numerisch besser (68,5 % vs. 66,5 %). Im Prüfarm starben durch Progress und Rezidive zwar weniger Menschen, aber zu Todesfällen aufgrund kardiopulmonaler Nebenwirkungen oder sekundärer Malignome kam es häufiger. Auch nicht-letale frühe wie späte Toxizitäten fielen höher aus.
Wägt man das Sicherheitsprofil gegen die auf das Mediastinum beschränkte Wirksamkeit und reduzierte Rezidivrate ab, sieht es nicht gut für die postoperative Radiotherapie aus. Als Standard kann sie bei Patienten mit NSCLC im Stadium IIIAN2 nicht mehr empfohlen werden. „Das kommt für manche Zentren einer Revolution gleich“, kommentierte ESMO-Kongresspräsidentin Professor Dr. Solange Peters vom Centre Hospitalier Universitaire Vaudois in Lausanne die Ergebnisse.
Mit der Verfügbarkeit von Checkpoint-Hemmern könnte die Therapie komplett resezierter NSCLC auch ohne PORT womöglich noch weiter verbessert werden, ergänzte Professor Dr. Rafael Dziadziuzko, Medizinische Universität Danzig. Aufgrund des etwa 46%igen Risikos für mediastinale Rezidive ohne PORT bedarf es aber einer besonders sorgfältigen Nachsorge mit (PET-)CT und endobronchialem Ultraschall. Dies würde eine kurative Therapie isolierter Lymphknotenrezidive emöglichen.
Quellen:
1. Le Péchoux C et al. ESMO Virtual Congress 2020; Abstract LBA3
2. PORT Meta-analysis Trialists Group. Lancet 1998; 352: 257-263
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).