Rhinitiden sind nicht immer allergischer Natur

Dr. Anja Braunwarth

Nicht jede laufende und juckende Nasen hat allergische Ursachen vorzuweisen. Nicht jede laufende und juckende Nasen hat allergische Ursachen vorzuweisen. © iStock.com/TommL

Annähernd 40 % der Bevölkerung leiden an einer allergischen Rhinitis. Auf der Suche nach dem Auslöser kann die nasale Provokation weiterhelfen. Bei der Abklärung gilt es jedoch zu beachten, dass hinter laufenden und juckenden Nasen mitunter eine nicht-allergische Ursache steckt.

Allergische Rhinititiden (AR) gehen nicht immer mit einem positiven Hauttest und/oder spezifischen IgE-Antikörpern einher. Bei einer lokalen Form kann man beispielsweise keine generelle Sensibilisierung feststellen, allerdings ist sie zu 20–47 % mit einem Asthma vergesellschaftet.

Am besten lässt sich die lokale AR über eine nasale Provokation nachweisen, rät Professor Dr. Randolf­ Brehler von der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Münster. Im Sekret liegen zudem spezifische IgE vor. Die Behandlung entspricht der klassischen AR – nasale Steroide, orale Antihistaminika und evtl. spezifische Immuntherapie und natürlich die Vermeidung des Allergens. Es sollten aber auch mögliche Differenzialdiagnosen berücksichtigt werden.

Wichtig ist eine medikamenteninduzierte Rhinitis auszuschließen – nicht zu verwechseln mit der Rhinitis medicamentosa, die durch abschwellende Nasensprays entsteht. Als Auslöser der systemisch induzierten Entzündung kommt eine Fülle von Substanzen infrage (s. Kasten).

Potenzielle Rhinitisauslöser

  • NSAR
  • Betablocker
  • ACE-Hemmer
  • Immunmodulatoren (Ciclosporin)
  • Antihypertonika (Amilorid, [Hydro-]Chlorothiazid)
  • psychotrope Medikamente (Chlorpromazin, Amitriptylin, Reserpin)
  • Phosphodiesterasehemmer (Cilostazol/Sildenafil, Vardenafil, Pentoxifyllin)
  • α-Antagonisten (Doxazosin, Prazosin, Tamsulosin)
  • präsynaptische α2-Antagonisten (Clonidin, Methyldopa)

Auch berufsbedingte Rhinitiden sind möglich, zum Beispiel wenn man regelmäßig bestimmten Substanzen ausgesetzt ist und eine Sensibilisierung entwickelt, darunter Mehle, Labortiere, Latex, Enzyme oder Wollstaub. Allein durch Nahrungsmittel induzierte Rhinitiden sind dagegen selten (Prävalenz < 1 %). Meist sind sie Teil einer systemischen IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergie. Die einzige Ausnahme: alkoholische Getränke. Die können ganz alleine eine Nasenschleimhautentzündung auslösen. Vermutlich entsteht die Reaktion durch die Inhalation der Inhaltsstoffe. Übrigens: Frauen betrifft das doppelt so oft wie Männer, meistens nach dem Genuss von Rotwein.

Vor der Provokation auf Alkohol und Tabak verzichten?

Die nasale Provokation sollte – nachdem Pathologien wie Septumperforationen oder Polypen ausgeschlossen worden sind – nicht nur bei jeglichem Verdacht auf ein lokales allergisches Geschehen durchgeführt werden, sondern auch bei vermutetem beruflichem Auslöser. Aber es gibt verschieden abgestufte Kontraindikationen: Absolut:
  • vorherige anaphylaktische Reaktionen auf das Allergen
  • akute Entzündungen in Nase oder Nebenhöhlen
  • schwere Komorbiditäten, z.B. von Herz oder Lunge, beeinträchtigte Lungenkapazität
  • extrem starke Sensibilisierung
  • andere systemische Erkrankungen (Malignome, Autoimmunerkrankungen)
  • systemische Immuntherapie
  • Schwangerschaft
Relativ:
  • Kinder unter 5 Jahren
  • unstandardisierte Allergene
Temporär:
  • akute allergische Reaktionen an anderen Organen
  • Impfungen innerhalb der letzten Woche
  • akute virale oder bakterielle Infektionen in den letzten vier Wochen
  • Operationen an Nase oder Nebenhöhlen in den letzten 6–8 Wochen
  • Alkoholgenuss oder Tabak-Konsum 24–48 Stunden vor der Provokation.
Der letzte Punkt ist für Professor Brehler fragwürdig, denn seiner Meinung nach ließe sich die Testung auch in diesen Fällen durchführen. Im Gegensatz zu früher empfehlen die Allergologen übrigens inzwischen die Provokation in beiden Nasenlöchern, HNO-Ärzte beschränken sich weiterhin auf eins.

Vor allem im zweiten Trimenon läuft die Nase

Ist die Rhinitis nicht mit einer Allergie assoziiert, handelt es sich in 71 % der Fälle um die vasomotorische Form. Sie lässt sich aber nur per Ausschlussdiagnose feststellen, weiß Prof Brehler. Denn die Ätiologie bleibt ungeklärt. Therapeutisch wirken intranasale Anticholinergika wie Ipratropiumbromid am besten – besitzen aber für diese Indikation in Deutschland keine Zulassung. Der AR sehr ähnlich ist die nicht-allergische Rhinitis mit Eosinophilie (NARES), es fehlen allerdings die Atopiezeichen. Sie fällt mehr in den HNO-Bereich als in die Dermatologie, merkt Prof. Brehler außerdem an. Häufig liegt eine Assoziation mit ASS-bedingten Exazerbationen von Atemwegserkrankungen (Asthma, Nasenpolypen, NSAR-Intoleranz) vor. Im Nasensekret finden sich erhöhte Konzentrationen von Tryptase und eosinophilem cationischem Protein. Therapeutisch helfen intranasale Steroide oder Antihistaminika. Weitere mögliche Formen sind Rhinitiden durch Tabakqualm, Chemikalien, Infektionen, Hormone oder Grunderkrankungen (autoimmun, granulomatös, vaskulitisch). Auch in der Schwangerschaft läuft jeder fünften werdenden Mutter die Nase. Das Problem beginnt nach dem zweiten Monat und erlebt im zweiten Trimester seinen Höhepunkt. Nach der Entbindung klingt es i.d.R. innerhalb von zwei Wochen völlig ab. Im fortgeschrittenen Alter muss man mit einer senilen Rhinorrhoe, behinderter Nasenatmung oder Beschwerden durch in den Rachen laufenden Schleim rechnen.

Quelle: 12. Dermatologie-Update-Seminar

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