
Riesenzell-Arteriitis beginnt oft atypisch
Wenn der vordergründige Temporal-Kopfschmerz als klassisches Zeichen fehlt und stattdessen andere Symptome wie Fieber, Gewichtsverlust, Kau- und Sehstörungen oder Polymyalgien dominieren, wird die Riesenzell-Arteriitis leicht übersehen.
Aber genau diese Konstellation ist häufig: In Fallserien präsentierte nur die Hälfte der Betroffenen (52 %) den klassischen Schläfenschmerz, 24 % gaben überhaupt keine Kopfschmerzen an, berichten der Rheumatologe Nada Hassan vom Universitätskrankenhaus Westcliff-on-Sea und seine Kollegen im „British Medical Journal“.
Schläfenkopfschmerz bei Riesenzell-Arteriitis kann fehlen
In einer neuen Serie von 65 Patienten mit Riesenzell-Arteriitis zeigte sich, dass 44 von ihnen visuelle Störungen, Visusverlust oder gar einen Schlaganfall erlitten hatten – und zwar im Mittel 35 Tage vor dem Einsetzen typischer Symptome und der korrekten Diagnose.
• Claudicatio-Schmerz beim Kauen (34 % der Fälle), • Doppelbilder (8 %) und Als weitere Marker mit etwas geringerer Vorhersagekraft nennen die Kollegen Temporalkopfschmerzen, Empfindlichkeit bzw. Schmerzen an der Kopfhaut, eine Blutsenkungsgeschwindigkeit über 100 mm/h und Anämie. |
|
Sehstörung über 50: Verdacht auf Riesenzell-Arteriitis schöpfen
In der Praxis sollte man den Verdacht auf eine Riesenzell-Arteriitis bei jedem Patienten über 50 Jahre mit Kopfschmerzen (oder nur „scalp tenderness“), Sehstörungen (auch vorübergehend) oder unerklärlichen Gesichtsschmerzen schöpfen.
Die Palpation der Schläfenarterie fällt oft abnormal aus, sie war auch bei dem eingangs erwähnten 72-Jährigen nicht zu tasten, und über 80 % der Betroffenen haben eine BKS > 50 mm/h. In derartigen Fällen sollte dringend eine Arterienbiopsie erfolgen, um die Diagnose zu bestätigen – und zwar spätestens zwei Wochen nach dem Beginn der Steroidtherapie.
Keine Zeit verlieren bei der Therapie der Arteriitis temporalis
Letztere startet sofort, bereits beim dringenden Verdacht, um das Augenlicht nicht zu gefährden. Man gibt 40 mg Prednisolon täglich, sollten bereits ischämische Symptome vorhanden sein (Kiefer-Claudicatio), sogar 60 mg/Tag. Hat der Patient schon Visus-Störungen, muss er umgehend zur intravenösen Therapie in die Klinik.
Das Kortikoid wird alle zwei Wochen in 10-mg-Schritten reduziert, sobald die Symptome verschwunden sind. Ab einer Tagesdosis von 20 mg verkleinern sich die Ausschleich-Schritte auf 2,5 mg. Den meisten Patienten gelingt es innerhalb von zwei Jahren, das Steroid komplett abzusetzen.
Duplexsonographie als erste Wahl
|
Nada Hassan et al., BMJ 2011; 342: 1206–1207
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).