Risiko für chronische Darmentzündung zwei Jahre nach Einnahme am höchsten

Dr. Anne Benckendorff

Für alle Altersgruppen wurde sowohl für Morbus Crohn als auch für Colitis ulcerosa eine Assoziation zwischen Antibiotikadosis und CED-Risiko gefunden. Für alle Altersgruppen wurde sowohl für Morbus Crohn als auch für Colitis ulcerosa eine Assoziation zwischen Antibiotikadosis und CED-Risiko gefunden. © James Thew – stock.adobe.com

Nicht nur bei Kindern, auch bei Erwachsenen ist die Entwicklung einer CED mit vorheriger Antibiotikaeinnahme assoziiert. Am größten ist das Risiko ein bis zwei Jahre nach Exposition.

Die Inzidenz von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) steigt. Dabei werden bei Erwachsenen seltener genetische Risikofaktoren gefunden als bei Kindern – ein Hinweis auf die Rolle von Umweltfaktoren als Auslöser. Einer davon ist die Antibiotikatherapie, wie jetzt eine große Studie aus Dänemark zeigt.

Dass bei Kindern ein Zusammenhang besteht zwischen der Einnahme von Antibiotika und dem Risiko, an einer CED zu erkranken, ist bereits bekannt. Um einen potenziellen Zusammenhang auch bei Erwachsenen zu untersuchen, haben dänische und amerikanische Forscher die Daten von über 6,1 Millionen Dänen im Alter von 10 Jahren und älter aus dem Zeitraum von 2000 bis 2018 ausgewertet.

Wie die Analyse ergab, erhielt die überwiegende Mehrheit (91 %) in dieser Zeit mindestens einmal Antibiotika. Insgesamt traten 52.898 neue CED-Fälle auf, davon entfielen 36.017 auf die Colitis ulcerosa und 16.881 auf den Morbus Crohn.

Eine Exposition gegenüber Antibiotika war in allen Altersklassen mit einem erhöhten Risiko assoziiert, an einer CED zu erkranken. In der Gruppe der 10- bis 40-Jährigen betrug das Inzidenzratenverhältnis (IRR) der Personen mit Antibiotikaexposition im Vergleich zu denjenigen ohne 1,28, bei den 40- bis 60-Jährigen lag die IRR bei 1,48, bei den über 60-jährigen bei 1,47.

Dosis-Wirkungs-Kurve in allen Altersgruppen

Für alle Altersgruppen wurde sowohl für Morbus Crohn als auch für Colitis ulcerosa eine Assoziation zwischen Antibiotikadosis und CED-Risiko gefunden. Am höchsten war die Gefahr, eine CED zu entwickeln, ein bis zwei Jahre nach Antibiotikaexposition und bei Antibiotika, die oft bei gastrointestinalen Pathogenen verschrieben werden (z.B. Nitroimidazole und Fluorchinolone).
Die Autoren schließen, dass das Darmmikrobiom insbesondere bei älteren Erwachsenen offenbar einen wichtigen Faktor bei der Entwicklung von CED darstellt. Zudem unterstreichen die Ergebnisse ihrer Ansicht nach die Wichtigkeit von Antibiotic Stewardship, also die Förderung eines verantwortungsvollen Einsatzes von Antibiotika als öffentliche Gesundheitsmaßnahme.

Quelle: Faye AS et al. Gut 2023; DOI: 10.1136/gutjnl-2022-327845

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Für alle Altersgruppen wurde sowohl für Morbus Crohn als auch für Colitis ulcerosa eine Assoziation zwischen Antibiotikadosis und CED-Risiko gefunden. Für alle Altersgruppen wurde sowohl für Morbus Crohn als auch für Colitis ulcerosa eine Assoziation zwischen Antibiotikadosis und CED-Risiko gefunden. © James Thew – stock.adobe.com