Rotes-Skrotum-Syndrom verursacht brennende Schmerzen

Dr. Elke Ruchalla

Der Patient klagte über brennende Schmerzen am Skortum, die mit kalten Duschen und NSAR zumindest etwas nachließen. Der Patient klagte über brennende Schmerzen am Skortum, die mit kalten Duschen und NSAR zumindest etwas nachließen. © iStock/dragana991

Die Haut im Genitalbereich bleibt von Derma­tosen nicht verschont. Bei älteren Männern sollte man auch an Raritäten wie ein Rotes-Skrotum-Syndrom denken – insbesondere, wenn das Erythem nicht juckt.

Das scharf umschriebene flächige Erythem an der Ventralseite seines Skrotums war einem 68-jährigen Patienten etwa ein Jahr zuvor das erste Mal aufgefallen. Weder schuppt es noch weist es Hautdefekte oder -verhärtungen auf, es besteht kein Juckreiz, berichtet Professor Dr. Ingrid­ Moll­ von DermatoMed in Hamburg. Jedoch klagt der Mann über brennende Schmerzen, die mit kalten Duschen und NSAR zumindest etwas nachlassen.

Eine Biopsie hatte das Rätsel nicht lösen können. Die Pilzkultur war zwar positiv ausgefallen, Antimykotika wirkten bisher aber ebenso wenig wie andere Topika, etwa Steroide. Bis auf ein Sartan nimmt der Patient keine regelmäßigen Medikamente ein, Schmerzen sowie Verletzungen im LWS-Bereich verneint er.

Aufgrund von Anamnese und Klinik nehmen die behandelnden Ärzte ein Rotes-Skrotum-Syndrom an. Sie verschreiben eine PEA*-haltige Creme sowie eine hydrophile Pflege (Basiscreme DAC).

Langsame Besserung unter­ Doxycyclin

Aber die Beschwerden bessern sich innerhalb von vier Wochen nur wenig, worauf der Patient zusätzlich Doxycyclin (2 x 100 mg/d) erhält. Nach zehn Tagen wird die Dosis auf 100 mg/d reduziert und die Therapie für einer Dauer von drei Monaten angesetzt.

Bereits nach drei Wochen lassen die Schmerzen allmählich nach, das Hautbild bessert sich über die folgenden Wochen weiter. Die Ärtze setzen das Antibiotikum ab und verschreiben Phenol-Methanol-Harnstoff-Polykondensat-haltige Creme. Basispflege und PEA-Topikum laufen weiter. Nach sechs Monaten fühlt sich der 68-Jährige deutlich besser und verwendet beide Externa nur noch ein- bis zweimal pro Woche. Gegen die gelegentlich auftretenden ziehenden Schmerzen nimmt er bei Bedarf NSAR.

Hinsichtlich der Ursache des Rotes-Skrotum-Syndroms besteht weiterhin Unklarheit, so die Dermatologin. Die brennenden Schmerzen ebenso wie die Besserung dieser unter Pregabalin bzw. Gabapentin sprechen für eine neurogene Entzündung. Gelegentlich – wenn auch nicht im beschriebenen Fall – besteht ein Bandscheibenprolaps, der die Nerven reizt.

Nicht vergessen sollte man allerdings, Differenzialdiagnosen wie Langerhanszell-Histio­zytose und chronisches Kontaktekzem auszuschließen mittels Histologie bzw. Allergietest. Standardtherapien gibt es nicht. Das Erythem spricht oft auf Doxycyclin an – nicht wegen der antibiotischen, sondern wegen der antiinflammatorischen Wirkung. Einen ähnlichen Effekt erzielte in Fallberichten Ivermectin. Außerdem kann man systemisch Metronidazol, Steroide, Penicillin oder Antihistaminika versuchen. Topika empfiehlt die Kollegin kurzzeitig zur Pflege der irritierten Haut oder zur Nachbehandlung.

Gegen das Brennen scheinen neben den GABA-Analoga auch Carvediol oder lokal Timolol zu helfen: Die Betablocker könnten zur Kontraktion der die Haut versorgenden Arterien führen sowie evtl. über die antioxidative und antiinflammatorische Wirkung Symptome mindern. Lokale Kühlung durch Duschen schien dem vorgestellten Patienten zwar zu helfen, ein solches Vorgehen ist aber eher kontraproduktiv, da es die Haut austrocknet, betont die Expertin. Topische Steroide, vor allem fluorierte, sind nicht nur wirkungslos, sondern verstärken die Hautbefunde und werden in manchen Fällen sogar als Ursache diskutiert.

* N-Palmitoylethanolamin

Quelle: Moll I. „Rotes-Skrotum-Syndrom – Übersicht und Fallbeispiel“, Akt Dermatol 2021; 47: 176-178; DOI: 10.1055/a-1351-5643 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York

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Der Patient klagte über brennende Schmerzen am Skortum, die mit kalten Duschen und NSAR zumindest etwas nachließen. Der Patient klagte über brennende Schmerzen am Skortum, die mit kalten Duschen und NSAR zumindest etwas nachließen. © iStock/dragana991