Säfte, Tablette und Pastillen – welche Therapie hat sich bei chronischem Husten bewährt?

Dr. Dorothea Ranft

Die medikamentöse Behandlung folgt zwei Prinzipien: Sie kann Husten und Expektoration fördern oder den Hustenreiz dämpfen. Die medikamentöse Behandlung folgt zwei Prinzipien: Sie kann Husten und Expektoration fördern oder den Hustenreiz dämpfen. © iStock/subjug, didecs, studiocasper

Beim chronischen Husten ist die Therapie der Grund­erkrankung nicht immer Erfolg versprechend – vor allem, wenn rasche Linderung gefragt ist. Dann kann eine temporäre symptomatische Behandlung helfen. Experten erläutern, was man von Säften, Tabletten und Pastillen erwarten kann.

Die symptomatische Hustentherapie ist bei spontan ausheilenden Infektionen angezeigt, um die Dauer der Beschwerden zu verkürzen. Aber auch bei Lungenfibrose, pulmonalen Tumoren oder Tuberkulose kann sie indiziert sein, heißt es in der kürzlich überarbeiteten Hustenleitlinie. Die medikamentöse Behandlung folgt zwei Prinzipien: Sie kann Husten und Expektoration fördern (protussiv), oder sie dämpft den Hustenreiz (antitussiv).

Chemisch definierte Expektoranzien sollen die bronchiale Reinigung verbessern, indem sie als Sekretolytika die Sekretmenge steigern und als Mukolytika die Viskosität des Schleims verringern. Hierzulande gebräuchlich sind Ambroxol und N-Acetylcystein. Beide Wirkstoffe werden vor allem bei der akuten viralen Bronchitis eingesetzt.

Zur Wirksamkeit synthetischer Expektoranzien auf den Husten bei akuter Bronchitis fanden die Leitlinienautoren nur zwei methodisch akzeptable Studien: eine zu Ambroxol, die andere zu einen Husten­sirup mit Diphenhydramin, Ammoniumchlorid und Levomenthol. Beide Untersuchungen bescheinigen den getesteten Expektoranzien einen subjektiven Effekt. Keinen Einfluss auf den Husten hat eine vermehrte Trinkmenge bei normal hydrierten Patienten.

Weg mit trocken und produktiv

Die Differenzierung zwischen produktivem und trockenem (Reiz-)Husten halten die Leitlinienautoren nicht für sinnvoll. Grund dafür sind die fließenden Grenzen zwischen beiden Kategorien. Beim produktiven Husten wird eine Sekretion von mindestens 30 ml (zwei Esslöffel) in 24 Stunden angegeben. Aber viele Patienten überschätzen die Sputummenge, andere verwechseln Bronchialsekret und Speichel oder sie empfinden den Reizhusten durch eine Hypersensitivität der Hustenrezeptoren als Verschleimung. Auch therapeutisch ist die Einteilung in produktiven und Reizhusten nicht sinnvoll. Nur die Atemtherapie unterscheidet noch nach diesem Kriterium.

Effekt von Demulzenzien hält maximal eine halbe Stunde an

Häufig werden Phytotherapeutika zur Hustenlinderung genutzt. Die Datenlage zumindest für die Indikation akute Bronchitis ist oft besser als für synthetische Expektoranzien, schreiben die Leitlinienautoren um Dr. Peter Kardos vom Lungenzentrum Maingau in Frankfurt. So wurde in randomisierten kontrollierten Studien die Wirksamkeit zum Beispiel von Efeu-, Thymian- und Primelpräparaten auf Dauer und Intensität des Hustens gezeigt. Wie auch sonst in der Phytotherapie gelten diese Ergebnisse nur für das getestete Arzneimittel, nicht für die Pflanze. Demulzenzien umhüllen die Hustenrezeptoren im Pharynx und verhindern so deren Reizung. Sie werden in diversen Formen hergestellt, vom Hustensaft über Bonbons bis zur Lutschtablette. Alle enthalten Zuckersirup oder andere Schleimstoffe. Sie wirken nur, solange sie am Rezeptor verweilen (meist 20–30 Minuten). Sirups wirken schneller als Kapseln und Tabletten. Die Hustenrezeptoren in den oberen Atemwegen können auch durch ein Schleimhautödem gereizt sein.Abschwellend wirken α-Adrenergika, eventuell kombiniert mit anticholinerg wirksamen Antihistaminika, also z.B. Pseudoephedrin plus Triprolidin oder Cetirizin. In jedem Fall muss der Patient über sedierende und adrenerge Nebeneffekte aufgeklärt werden.

Antibiotika verkürzen die Heilung um einen halben Tag

Antibiotika werden bei Atemwegsinfekten nur selten gebraucht, denn diese Erkrankungen sind bei ansonsten gesunden Patienten meist viral bedingt. Außerdem ergab eine Cochrane-Analyse keinen relevanten Vorteil einer Antibiose: Im Vergleich zu Placebo verkürzte sich die Heilungszeit nur um einen halben Tag. Inhalative Kortikoide lindern den Husten nur bei eosinophiler Bronchitis und nicht-allergischem Asthma, nasale Steroide wirken bei Rhino­sinusitis.

Gymnastik für die Lunge

Atemphysiotherapeutische Maßnahmen können bei chronischem produktivem, aber ineffektivem Husten ebenso eingesetzt werden wie bei trockenem Reizhusten. Die Evidenz für eine Wirkung ist zwar begrenzt. Dennoch werden sekretfördernde Techniken bei COPD, Mukoviszidose, Bronchiektasen und anderen Lungenerkrankungen empfohlen. Bei produktivem Husten kann die Physiotherapie die Clearance verbessern, bei unproduktivem Husten vermag sie den tussiven Reiz lindern. Spezielle Geräte steigern den Erfolg.

Bei Erkältungen wirkt Kodein nicht besser als Placebo

Zu den potenten Antitussiva zählen die Lokalanästhetika. Sie heben die elektrophysiologische Aktivität der Rezeptoren und afferenten Nervenfasern auf. Eingesetzt werden sie bei therapieresistentem Husten, auch in der Palliativmedizin. Lokalanästhetika in Lutschtabletten oder Gurgellösungen wirken nur im Pharynx, nicht bei tiefer gelegener Hustenquelle. Ebenfalls als Antitussiva genutzt werden die Opiate. Sie binden an Opioid-Rezeptoren im Hustenzentrum des Hirnstamms. Als Goldstandard gelten Kodein und Dihydro­codein. Ein Nachteil ist, dass beide in nicht vorhersehbarem Maß in Morphin metabolisiert werden. Zudem ist die atemdepressive und sucht­erzeugende Wirkung zu beachten. Schließlich sollte die Wirkung nicht überschätzt werden: Bei Erkältungen und postinfektiösem Husten wirkt Kodein nicht besser als Placebo.

Quelle: S2k-Leitlinie Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten, AWMF-Register-Nr. 020-003, www.awmf.org

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Die medikamentöse Behandlung folgt zwei Prinzipien: Sie kann Husten und Expektoration fördern oder den Hustenreiz dämpfen. Die medikamentöse Behandlung folgt zwei Prinzipien: Sie kann Husten und Expektoration fördern oder den Hustenreiz dämpfen. © iStock/subjug, didecs, studiocasper