Chronischer Husten bei Kindern – nicht immer ein einfacher Infekt!
Beim vermeintlichen chronischen Husten eines Kindes ist zunächst zu klären, wie lange die Symptome schon bestehen, ob der Nachwuchs wirklich jeden Tag hustet oder ob beschwerdefreie Intervalle zwischen den Episoden liegen. Als chronisch zu bezeichnen ist ein Husten nämlich erst dann, wenn er länger als vier Wochen andauert, erklärt Privatdozentin Dr. Angela Zacharasiewicz vom Klinikum Ottakring in Wien.
Beim Anamnesegespräch mit den Eltern sollte man sich unbedingt nach Warnzeichen erkundigen (s. Tabelle). Außerdem sind folgende Fragen zu klären:
- Wann ist der Husten erstmals aufgetreten? Hat er plötzlich begonnen oder eher langsam und über mehrere Tage hinweg?
- Wird er bei Anstrengung stärker? Klingen die Symptome beim Liegen möglicherweise ab?
- Sind ähnliche Beschwerden früher schon einmal aufgetreten?
- Ist das Kind möglicherweise Tabakrauch oder dem Dampf von E-Zigaretten ausgesetzt? Wie hoch ist die Luftverschmutzung am Wohnort?
Es folgt die Auskultation von Lunge und Herz. Wie ist das Atemgeräusch, wie klingt der Husten – trocken oder eher feucht? Erscheint das Kind ansonsten gesund, fördert die körperliche Untersuchung nichts Ungewöhnliches zutage und sind keine Warnhinweise zu finden, kann man guten Gewissens zuwarten. Spätestens aber nach acht Wochen ist ein Husten abzuklären, wobei sich die Apparatediagnostik zunächst auf Thoraxröntgen und Spirometrie beschränkt. Etwa ab dem fünften Lebensjahr klappt deren Einsatz, so die Erfahrung der Pädiaterin.
Warnhinweise bei chronischem Husten | |
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Befund | mögliche Ursache |
Husten von Geburt an |
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zusätzliche Gedeihstörung |
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plötzliches Ereignis, z.B. akute Aspiration |
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feuchter Husten |
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gastroösophagealer Reflux (Husten vor allem beim Trinken) |
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sonstige Auffälligkeiten bei Anamnese und körperlicher Untersuchung |
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Nach vier Wochen ohne Besserung Antibiotika geben
Als eine der typischen Ursachen beim Kind nennt die Kollegin protrahierte bakterielle Bronchitiden mit feuchtem Husten. Sie treten vor allem bei Klein- und Vorschulkindern auf. Die jungen Patienten erscheinen ansonsten unauffällig, auch das Röntgenbild liefert keine ungewöhnlichen Befunde. Erreger sind vor allem Haemophilus influenzae, Streptococcus pneumoniae, Moraxella catarrhalis und Staphylococcus aureus. Hält der feuchte Husten länger als vier Wochen ohne Besserungstendenz an, sollte eine mindestens vier- bis sechswöchige Antibiose erfolgen.
Über viele Wochen anhaltende Beschwerden können auch die Folge einer Pertussis sein, nachdem sich im Stadium decrementi die charakteristischen krampfartigen Hustenanfälle gebessert haben.
Fremdkörperaspirationen können – nach einem kräftigen, anfänglichen Husten – zunächst blande verlaufen. Mögliche Hinweise sind einseitige Auskultationsbefunde. Selten sieht man den eingeatmeten Gegenstand im Röntgenbild. Zur Abklärung sollte man eine flexible Endoskopie durchführen lassen, zur Entfernung des Fremdkörpers benötigt man die starre Bronchoskopie.
Adenoide können zu chronischem Husten führen
Trockener Husten als Zeichen eines Asthma bronchiale ist bei Kindern selten. Kommen aber klassische Symptome hinzu – Pfeifen, Giemen, belastungsabhängige Beschwerden –, sollte man dieses Krankheitsbild ins Kalkül ziehen und zunächst für zwei bis vier Wochen ein inhalatives Steroid verordnen. Wirkt das Medikament und treten die Beschwerden nach dem Absetzen erneut auf, spricht das für die Erkrankung.
Sinusitis oder Rhinitis sind bei Kindern ebenfalls eher selten Ursache eines chronischen Hustens. Eventuell können Adenoide zu solchen respiratorischen Beschwerden führen.
Ein Hilferuf des Kindes
Quelle: Zacharasiewicz A. Monatsschr Kinderheilkd 2020; 168: 951-963; DOI: 10.1007/s00112-020-00961-5