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SBRT verursacht weniger Harninkontinenz, aber mehr Darmbeschwerden als radikale Prostatektomie

Männern mit frühem Prostatakarzinom stehen verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung, darunter Operation und Bestrahlung. Aufgrund fehlender randomisierter Untersuchungen ist bislang unklar, welches Vorgehen das bessere darstellt. Forschende verglichen in der Phase-3-Studie PACE-A die radikale Prostatektomie mit der lokal-ablativen Bestrahlung (SBRT). Prof. Dr. Nicholas John van As, The Royal Marsden NHS Foundation Trust in London, präsentierte die spezifischen Unterschiede in den Behandlungsfolgen, die aus der Sicht der Betroffenen weitreichender sein können als in der Beurteilung der Ärzt:innen.
An der Studie nahmen Patienten mit lokal begrenztem Prostatakarzinom und niedrigem oder intermediärem Risiko (T1c–T2c, Gleason-Score ≤ 3+4, PSA ≤ 20 ng/ml, keine Androgendeprivation geplant) teil, für die eine radikale Prostatektomie grundsätzlich infrage kam. Die SARS-CoV-2-Pandemie erschwerte die Rekrutierung, berichtete der Referent. Letztlich wurden 60 vs. 63 Erkrankte in die Operations- vs. SBRT-Gruppe eingeschlossen. Die Bestrahlung erfolgte in einer Gesamtdosis von 36,25 Gy in 5 Fraktionen. Koprimäre Endpunkte waren Harninkontinenz, gemessen an der Zahl der pro Tag verwendeten Vorlagen, und Darmbeschwerden nach der entsprechenden Domäne des EPIC* (bester Wert: 100).
weniger Harninkontinenz, mehr Darmbeschwerden
Nach zwei Jahren gaben 46,8 % vs. 4,5 % der Patienten des Prostatektomie- vs. SBRT-Arms an, Harninkontinenzvorlagen zu verwenden (p ≤ 0,001). Insgesamt 12 % benötigten mehr als eine Vorlage pro Tag. Die Punkte für Darmprobleme nach dem EPIC-Fragebogen betrugen nach zwei Jahren 97,3 vs. 88,7 (p ≤ 0,001), wobei höhere Werte weniger Einschränkungen entsprechen. Für die meisten Männer stellten die Beschwerden nach eigenen Angaben nur ein sehr kleines oder kleines Problem dar. Ein Patient gab moderate bis große Schwierigkeiten an.
Wahrnehmung von Patienten und Ärzt:innen verschieden
Die ausgeprägten Unterschiede in den Behandlungsfolgen von radikaler Prostatektomie und SBRT wären im Zuge der Erfassung unerwünschter Effekte nach den Common Terminology Criteria for Adverse Events nicht deutlich geworden, berichtete Prof. van As. Die Prüfärzt:innen konstatierten zwei Jahre nach Therapie in beiden Studienarmen gleich häufig eine urogenitale Toxizität des Grads ≥ 2 (jeweils 9,3 %) und keine gastrointestinale Toxizität dieses Schweregrads.
Die sexuelle Funktion war zwei Jahre nach der radikalen Prostatektomie gegenüber dem Ausgangswert deutlich stärker eingeschränkt als nach SBRT: Die Punkte des EPIC beliefen sich auf 29,3 vs. 57,7 (p < 0,001). In beiden Gruppen hatte ein Teil der Betroffenen schon vor der Therapie Einschränkungen der sexuellen Funktion angegeben, die sich nach der SBRT geringfügig und nach der Operation deutlich verschärften. Bis zum Ende des zweiten Jahres besserten sich die Beschweren nur unwesentlich.
Insgesamt machen die Ergebnisse deutlich, dass es unter SBRT seltener zu Harninkontinenz und sexuellen Problemen, aber häufiger zu Darmbeschwerden kommt, resümierte der Referent. Wie er berichtete, werden im Sommer 2023 die Ergebnisse der PACE-B-Studie erwartet, in der Forschende die SBRT mit der konventionellen Bestrahlung vergleichen. Außerdem prüfen die Autor:innen von PACE-C bei Patienten mit intermediärem oder hohem Risiko, für die eine sechsmonatige Androgendeprivationstherapie geplant ist, unerwünschte Effekte und Wirksamkeit von konventioneller Bestrahlung und SBRT.
* Expanded Prostate Cancer Index Composite
Quelle:
Van As NJ et al. ASCO Genitourinary Cancers Symposium 2023; Vortrag & Abstract 298
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