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Schizophrenie: Therapieversuche abseits der D2-Rezeptor-Blockade

Aktuell verfügbare Antipsychotika wirken ganz oder teilweise über die Bindung an Dopamin-2-Rezeptoren. Derzeit wird ein Wirkstoff erprobt, der als Agonist an TAAR1* und 5-HT1A** fungiert.
Weitere Klasse von Antipsychotika
Aus präklinischen Daten geht hervor, dass sich über den TAAR1-Agonismus dopaminerge Neuronen inhibieren lassen. Außerdem hemmt die neue Verbindung mit dem Kürzel SEP-363856 den ketamininduzierten Anstieg der striatalen Dopaminsynthese. Auch durch Aktivierung der 5-HT1A-Rezeptoren werden antipsychotische Effekte vermittelt. Demnach könnte die Substanz für eine neue Klasse von Antipsychotika stehen, deren Effekte nicht über Dopamin-2-Rezeptoren vermittelt wird.
In einer randomisierten, kontrollierten Studie hat eine Wissenschaftlergruppe um Dr. Kenneth S. Koblan von der Firma Sunovion Pharmaceuticals Wirksamkeit und Sicherheit des Wirkstoffkandidaten bei Erwachsenen mit akuter Schizophrenie-Exazerbation geprüft. Über vier Wochen hinweg erhielten 120 Patienten einmal täglich 50 mg oder 75 mg der Prüfsubstanz, 125 Betroffene bekamen Placebo.
Zu Studienbeginn betrug der mittlere Punktwert auf der Positive and Negative Syndrome Scale für Patienten aus der Verumgruppe 101, in der Placebogruppe lag er knapp unter 100. Nach vier Wochen unter SEP-363856 ermittelten die Ärzte eine Abnahme des Wertes um median 17,2 Punkte. In der Placebo-Gruppe waren es lediglich 9,7 Punkte. Auch bei anderen Endpunkten zeigten sich Vorteile des neuen Präparats.
Als unerwünschte Nebeneffekte fielen v.a. Somnolenz und gastrointestinale Symptome auf. Ein Patient starb am plötzlichen Herztod. Die Inzidenz von extrapyramidalen Symptomen, Änderungen der Lipid-, HbA1c- und Prolaktin-Werte waren in beiden Gruppen ähnlich.
* trace amine-associated receptor 1
** 5-hydroxytryptamine type 1A receptor
Quelle: Koblan KS et al. N Engl J Med 2020; 382: 1497-1506; DOI: 10.1056/NEJMoa1911772
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