Schmerzmittel helfen bei radikulären Symptomen offenbar nur bedingt

Michael Brendler

Sind Analgetika bei radikulären Schmerzen wirklich unverzichtbar? Sind Analgetika bei radikulären Schmerzen wirklich unverzichtbar? © iStock/kynesher

Auf Analgetika möchten bei Ischias- und anderen radikulären Schmerzen meist weder Arzt noch Patient verzichten. Aber sind sie wirklich unverzichtbar?

Drei von vier Patienten mit radikulären Schmerzen werden sich innerhalb von drei Monaten erholen – nur wie soll man ihnen über diese Zeit hinweghelfen? Wenn es um die richtigen Arzneimittel geht, kann die Wissenschaft nicht wirklich weiterhelfen. Angesichts der schlechten Qualität der entsprechenden Studien existiere eine beachtliche Unsicherheit, schrei­ben Wissenschaftler um Rafael ­Zambelli­ Pinto von der Abteilung für Physikalische Therapie der Universität Federal de Minas Gerais in Belo Horizonte.

Nur schwache Evidenz, dafür Nebenwirkungen belegt

Die Wirkung von Paracetamol ist in diesem Zusammenhang zum Beispiel noch gar nicht untersucht. Bei NSAR gibt es zwar entsprechende Reviews, Erfolge im Bereich Schmerz und Immobilität ließen sich aber nicht nachweisen. Immerhin fand sich ein signifikanter Effekt in der Verbesserung des Gesamtbefindens gegenüber Placebo – allerdings mit qualitativ schwacher Evidenz. Dafür gibt es ausreichend Belege für potenzielle Nebenwirkungen.

Antidepressiva schnitten besser ab als Opioide

Systemische Kortikoide bewiesen in den aktuelleren Untersuchungen ebenfalls nur einen schwachen kurzfristigen Effekt auf die Schmerzen und die Beweglichkeit der Betroffenen. Benzodiazepine wirken sich sogar negativ aus, Opioide innerhalb der ersten zehn Tage gar nicht.

Etwas besser schnitten in dieser Hinsicht jüngst die Antidepressiva ab, die das Schmerzempfinden der Patienten auf einer Zehnpunkteskala immerhin um bis zu 1,8 Punkte senken konnten. Unter den Antikonvulsiva scheint Gabapentin laut der dünnen Datenlage etwas Linderung zu verschaffen, bei Topiramat und Pregabalin suchten die Wissenschaftler dagegen vergeblich nach solchen Erfolgen.

Was sollte man tun angesichts all dieser Unsicherheiten? Der Rat der Forscher: einen personalisierten Behandlungsplan erstellen, der sich u.a. an Dauer und Schwere des Schmerzes, Alter, Komorbiditäten und individuellen Präferenzen orientiert.

Wenn Sie NSAR verordnen wollen, besprechen Sie die Nebenwirkungen. Paracetamol ist eine billige Alternative – mit allerdings großen Zweifeln in Sachen Wirksamkeit. Kommen NSAR nicht infrage, können Sie bei radiologisch nachgewiesenem Bandscheibenprolaps systemische Glukokortikoide in Erwägung ziehen – in der akuten Phase. Aber auch hier gilt es natürlich, die Nebenwirkungen im Auge zu behalten.

Nicht-medikamentöse Verfahren ausprobieren

Bei klinischen Anzeichen für neuropathische Schmerzen und unzureichendem Ansprechen auf NSAR kann man die Behandlung mit Antidepressiva in Erwägung ziehen, muss aber den Misserfolg mit einkalkulieren. In jedem Fall sollten Sie Ihre Patienten ermuntern, die von den Leitlinien empfohlenen nicht-medikamentösen Verfahren ebenfalls auszuprobieren.

Quelle: Zambelli Pinto R et al. BMJ 2017; 359: j4248

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