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Schwerer Infekt fürs Herz auch langfristig gefährlich

Ein akuter Infekt erhöht das Risiko für Herzinsuffizienz, Arrhythmien, Schlaganfälle und Herzinfarkt, schreiben Dr. Daniel M. Musher vom Baylor College of Medicine Medical Center in Houston und Kollegen. Anhand mehrerer Studien zeigen sie in ihrer Übersichtsarbeit, dass Influenza, Pneumonie, akute Bronchitis, Harnwegsinfekte und Bakteriämien das Risiko eines Infarkts – i.d.R. proportional zum Schweregrad der Erkrankung – sowohl kurz- als auch langfristig steigen lassen.
Beispielsweise erhöhte die Infektion mit dem respiratorischen Synzytial-Virus oder dem Influenzavirus das Infarktrisiko innerhalb der ersten Woche um das 4- bzw. 6-Fache. Stationär behandelte Patienten mit Pneumokokken-Pneumonie hatten eine Myokardinfarktrate von 7–8 %. In einer Studie mit US-amerikanischen Veteranen lag das Infarktrisiko durch eine bakterielle Pneumonie in den ersten 15 Tagen nach Krankenhausaufenthalt sogar 48-mal höher als zu „gesunden Zeiten“.
Infarktrisiko nach Pneumonie noch bis zu zehn Jahre erhöht
Die Schwere der Erkrankung korreliert auch langfristig mit der Herzinfarktgefahr. So fallen z.B. Patienten mit leichtem Atem- oder Harnwegsinfekt schon innerhalb weniger Monate wieder auf ihr ursprüngliches Risikolevel zurück. Bei Bakteriämie und Sepsis braucht es dafür mitunter Jahre – bei Pneumonie bis zu zehn.
Vermutlich liegt das erhöhte kardiovaskuläre Risiko vor allem an der Zunahme der entzündlichen und koagulatorischen Aktivität im Rahmen der Immunantwort (Myokardinfarkt Typ 1). In seltenen Fällen kann ein Typ-2 Infarkt („Bedarfs-Ischämie“) auftreten, wenn während der akuten Infektion die Koronarperfusion den stark erhöhten Sauerstoffverbrauch der Herzmuskelzellen nicht mehr decken kann. Bei Pneumonien kommt häufig eine mangelhafte Sauerstoffzufuhr erschwerend hinzu.
Therapie mit Statinen und ASS nicht pausieren
Tierstudien zur Pneumokokken-Bakteriämie legen erhöhte Troponinlevel als möglichen Indikator für eine Herzgefährdung nahe. In zwei von neun Autopsien von Pneumoniepatienten ließen sich ebenfalls hohe Troponinwerte nachweisen.
Grippeimpfungen können zum Schutz der Patienten beitragen: Einer Metaanalyse zufolge senken sie das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse um 36 %. Betrachtete man nur die Herzpatienten, war die protektive Wirkung noch ausgeprägter. Auch eine Pneumokokken-Impfung reduzierte – zumindest für die Patienten Ü65 – das Risiko um 17 %.
Die Autoren raten, bei Patienten mit Infekt konsequent auf die kardiovaskuläre Gefahr zu achten. Auch der Blick auf die Troponinspiegel könne sich auszahlen – auch nach der Akutphase. Zudem betonen sie, dass eine Behandlung mit Statinen und ASS nicht pausiert werden sollte. Im Gegenteil, falls indiziert, könne man erwägen, eine entsprechende Therapie einzuleiten.
Quelle: Musher DM et al. N Engl J Med 2019; 380: 171-176
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