
Selten, aber bedeutsam

TRK*-Inhibitoren wurden entitätenübergreifend zur Therapie von fortgeschrittenen soliden Tumoren mit NTRK**-Fusion zugelassen. Diese Alterationen sind auch bei gastrointestinalen Karzinomen sehr selten. Umso wichtiger erscheinen aktualisierte Ergebnisse zulassungsrelevanter Studien mit mehr Patient:innen.
Dr. Elena Garralda vom Onkologie-Institut am Hospital Vall d’Hebron in Barcelona berichtete über 34 Personen mit metastasierten gastrointestinalen Tumoren, die im Rahmen der Phase-2-Studie NAVIGATE bis zum Stichtag 20. Juli 2021 zweimal täglich 100 mg Larotrectinib erhalten hatten.1 19 Teilnehmende (56 %) waren an einem metastasierten kolorektalen Karzinom (CRC) erkrankt, elf von ihnen wiesen eine hohe Mikrosatelliteninstabilität (MSI-H) auf. Sechs Patient:innen (18 %) litten an metastasiertem Pankreaskrebs, vier (12 %) an einem Cholangiokarzinom und je ein Erkrankter an einem metastasierten Tumor von Appendix, Duodenum, Magen, Leber oder Ösophagus. Am häufigsten wiesen die Betroffenen eine Fusion im NTRK1-Gen (71 %) auf, gefolgt von solchen in NTRK3 (24 %) und NTRK2 (6 %).
Die Gesamtansprechrate (ORR) betrug 33 %, darunter verzeichneten die Autor:innen ein Komplettansprechen (CR). Weitere 45 % der Patient:innen wiesen eine stabile Erkrankung auf. Einen Rückgang der Tumormasse detektierten die Forschenden bei 66 % der Teilnehmenden mit messbarer Erkrankung zu Studienbeginn. Das Ansprechen wurde median nach 1,9 Monaten beobachtet und es hielt median 7,3 Monate an, berichtete Dr. Garralda. Das mediane progressionsfreie Überleben betrug in der aktuellen Auswertung 5,4 Monate, das mediane Gesamtüberleben 12,5 Monate.
Knapp die Hälfte der CRC spricht auf Larotrectinib an
Die Autor:innen von NAVIGATE werteten Personen mit metastasiertem CRC und NTRK-Fusion auch separat aus. Sie bezifferten die ORR hier mit 47 %, darunter befand sich eine CR. Eine stabile Erkrankung wurde bei 42 % festgestellt. Von den neun Patient:innen mit einem Ansprechen wiesen sechs einen MSI-H-Tumor auf. Das könnte für eine Anreicherung der NTRK-Fusionen in dieser Subgruppe sprechen. Das mediane PFS betrug ähnlich wie in der Gesamtkohorte 5,5 Monate und das mediane OS 12,5 Monate.
Behandlungsabbrüche wegen unerwünschter Ereignisse gab es nicht. Sechs Teilnehmende (18 %) entwickelten therapiebedingte Nebenwirkungen des Grads 3 oder 4, darunter Leberwerterhöhungen, Anämie, Hyperästhesie und Übelkeit.
Prof. Dr. Dr. Ignacio Garrido-Laguna von der Universität Utah in Salt Lake City berichtete über eine Kohorte von 16 Patient:innen mit lokal fortgeschrittenen oder metastasierten gastrointestinalen Tumoren und NTRK-Fusionen, die in verschiedenen Studien Entrectinib erhalten hatten.2 Die ORR in der Gesamtkohorte betrug 44 %. Die Person mit Adenokarzinom des oberen Gastrointestinaltrakts erreichte ein CR; ein partielles Ansprechen erzielten
- zwei der zehn Erkrankten mit CRC,
- drei der vier Teilnehmenden mit Pankreaskarzinom sowie
- der einzige Betroffene mit Cholangiokarzinom.
In der Gesamtkohorte betrug die mediane Ansprechdauer 15 Monate, das mediane PFS 7 Monate und das mediane OS 20 Monate. Therapiebedingte Grad-4/5-Nebenwirkungen traten nicht auf, am häufigsten kam es zu Diarrhö, Dysgeusie und Gewichtszunahme. Eine Person brach die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen ab.
Beide Auswertungen zeigen weiterhin Vorteile der TRK-gerichteten Therapie mit einem objektiven Ansprechen und einer Krankheitskontrolle bei einem relevanten Teil der Kohorten unter der Behandlung. Das Toxizitätsprofil war gut beherrschbar, kommentierte Prof. Dr. Juan Manuel O’Connor vom Instituto Alexander Fleming in Buenos Aires. Wenn die NTRK-Testung nicht allgemein verfügbar ist, schlug er vor, diese zumindest in Populationen mit erhöhter Wahrscheinlichkeit für eine NTRK-Fusion zu untersuchen, z.B. bei Tumoren mit MSI-H.
* Tropomyosinrezeptorkinasen
** Neurotrophe Tyrosinrezeptorkinase
Quellen:
1. Garralda E et al. ESMO World Congress on Gastrointestinal Cancer 2022; Abstract SO-31; DOI: 10.1016/j.annonc.2022.04.430
2. Garrido-Laguna I et al. ESMO World Congress on Gastrointestinal Cancer 2022; Abstract SO-32; DOI: 10.1016/j.annonc.2022.04.431
Kongressbericht: ESMO World Congress on Gastrointestinal Cancer 2022
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).