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So steht es um Definition und Identifikation des HER2low Mammakarzinoms

Der bisher verfügbare HER2-Antikörper Trastuzumab wirkt ausschließlich bei den klassisch als HER2+ definierten Mammakarzinomen. Also Tumoren mit einer starken immunhistologischen Expression von HER2 oder einer moderaten Expression inklusive eines Amplifikationsnachweises mittels In-situ-Hybridisierung, erinnerte PD Dr. Bruno Sinn, Charité – Universitätsmedizin Berlin. „Mit den Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten hat sich die Situation auch für uns in der Pathologie verändert, insbesondere durch Trastuzumab-Deruxtecan.“
Bereits eine schwache HER2-Expression auf den Zellen reicht aus, um das Konjugat zu binden. Da das Chemotherapeutikum nicht nur in die Zelle eingeschleust wird, an die der Antikörper bindet, kann es auch in HER2-heterogenen Geweben seine Wirkung entfalten, verdeutlichte der Referent. Mit der DESTINY-Breast04-Studie wurde belegt, dass das ADC in HER2low Mammakarzinomen wirksam ist. Seit dem vergangenen Jahr ist es auch für diese Subgruppe zugelassen.
Biologie von HER2low Tumoren
„Der HER2low-Status kommt mit 45–55 % recht häufig vor“, erläuterte Dr. Sinn. Die Mehrheit der Mammakarzinome mit schwacher HER2-Expression weisen einen immunhistologischen Score von 1+ auf. Zudem werden sie meistens auch als HR+ eingestuft. Es handelt sich dabei maßgeblich um Luminal-A- und Luminal-B-Tumoren, präzisierte der Pathologe.
Die Challenge: Pathologinnen und Pathologen müssen durch die Neugruppierung schwach exprimierende Tumoren verlässlich und reproduzierbar von HER2- Brustkrebs abgrenzen, also IHC 0 und IHC 1+. Denn genau hier liegt die Grenze für die Indikationsstellung mit Trastuzumab-Deruxtecan, betonte Dr. Sinn.
Differenzierung nicht immer einfach
Dies klinge trivial, es sei aber nicht immer einfach, falsch-negative bzw. falsch-positive Befunde in diesem Bereich zu vermeiden. Patholog:innen müssten gezielt auf diese Differenzierung geschult werden. Und auch die Qualitätskontrolle muss stimmen – dazu seien Ringversuche in Planung. „Bisher war es beliebt, im Befund HER20–1+ zu schreiben. Das geht natürlich nicht mehr“, verdeutlichte der Referent weiter.
Er betonte, dass sich der HER2-Status im Krankheitsverlauf ändern kann. Dieser sollte deshalb im Falle eines Rezidivs erneut getestet werden. Bei Diskrepanzen bzw. unklaren Befunden, die im Bezug auf die HER2-Expression auffallen, empfahl Dr. Sinn, unbedingt Rücksprache mit der Pathologie zu halten.
Offen ist die Frage, wie HER2low in Zukunft genau definiert sein sollte. Denn: Es sei bekannt, dass HER20 auch die sehr schwach exprimierenden Tumoren umfasse.
Quelle:
Sinn B. 20. GBG Jahrestreffen; Vortrag „HER2 Testung in 2023 – Altes neu?“
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